Der heiße Sommer und seine Folgen:Durstige Kühe, trockene Wälder

Der Gaißacher Bauer Mair muss sein Vieh von der Alm holen, weil dort Wassermangel herrscht. Das Landratsamt sucht aus der Luft nach Feuern, und die Kliniken müssen mehr Menschen mit Kreislaufproblemen behandeln.

Von Helena Golz

Der heiße Sommer und seine Folgen: Damit der Rasen im Wolfratshauser Isar-Loisach-Stadion bespielbar bleibt, wird er bei der herrschenden großen Trockenheit ausgiebig mit Wasser besprengt. Für den heutigen Mittwoch sind kräftige Gewitter angesagt, die vorübergehend Abkühlung versprechen.

Damit der Rasen im Wolfratshauser Isar-Loisach-Stadion bespielbar bleibt, wird er bei der herrschenden großen Trockenheit ausgiebig mit Wasser besprengt. Für den heutigen Mittwoch sind kräftige Gewitter angesagt, die vorübergehend Abkühlung versprechen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Es hilft nichts. Bauer Georg Mair aus Gaißach musste am Dienstag auf die Alm hinaufsteigen und seine Kühe von der Weide holen. Hätte er gewartet, gäbe es Probleme, die Tiere mit ausreichend Wasser zu versorgen. Mair hatte zwar versucht, durch das Auslegen von Kuhlen mit Plastikplanen Regenwasser zu sammeln und es vor dem Versickern zu bewahren, aber der Regen blieb in den vergangenen Wochen aus. Eine vergleichbare Hitze hätten die Bauern nur selten erlebt, sagt Mair, der zugleich Vorsitzender des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern ist.

Laut dem Meteorologen Markus Garhammer vom Meteorologischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München hat es in München und Umkreis zuletzt am 4. Juli geregnet. Zusätzlich lägen die Tageshöchstwerte seit 17. Juli konstant über 30 Grad, was zwar nicht außergewöhnlich sei für den Sommermonat Juli, aber gerade in der Landwirtschaft Spuren hinterlasse. Für diesen Mittwoch allerdings sind kräftige Regengüsse angesagt, auch die Temperaturen werden sinken. Nach den Vorhersagen jedoch nur vorübergehend.

Ob das reicht, um die stark ausgetrockneten Wälder ausreichend zu befeuchten, ist fraglich. Am Dienstag jedenfalls ordnete die Regierung von Oberbayern zum ersten Mal in diesem Jahr Beobachtungen aus der Luft an, um Waldbrände ausfindig zu machen. Speziell ausgebildete Luftbeobachter, wie Alexander Bauer vom Tölzer Landratsamt fliegen mit Piloten des Segelflugzentrums Königsdorf eine bestimmte Route ab und halten Ausschau nach verdächtigem Staub und Rauch. "Haben wir eine solche Stelle geortet, wird diese angeflogen und kontrolliert. Sollte es sich tatsächlich um ein Feuer handeln, wird die Feuerwehr sofort über Funk informiert", sagt Bauer.

Die Flugroute erstrecke sich von Murnau über Weilheim, Starnberg, den Süden von München, den Ebersberger Forst und Bad Tölz. Obwohl bisher keine Waldbrände in der Umgebung gemeldet wurden, ist Bauer besorgt. "Die Medien berichten seit Wochen über die Waldbrandgefahr und trotzdem verhalten sich immer noch so viele Leute unverantwortlich und machen Feuer. Sie denken, sie hätten alles im Griff, aber in der Regel gehen Waldbrände auf menschliches Versagen zurück."

Hans Fagner, stellvertretender Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen, ist heilfroh, dass er bisher nicht zu einem Waldbrand gerufen wurde: "Wir wurden bis jetzt zum Glück verschont. In der Umgebung haben zwar ein paar Mal kleinere Hecken gebrannt, aber bis jetzt war nichts Größeres."

Trotzdem musste die Feuerwehr öfter wegen der Hitze ausrücken. Mehr Menschen als sonst erleiden einen Kreislaufkollaps. Meistens sind Ältere betroffen. Die Zahl der diesbezüglichen Einsätze sei schwer zu beziffern. Mal seien es drei an einem Tag, mal passiere mehrere Tage gar nichts, sagt Fagner. Hans-Wilhelm Gerbig, Leiter der Notaufnahme der Asklepios-Stadtklinik in Bad Tölz, kennt das Problem. Schätzungsweise ein Drittel mehr Aufnahmen seien hitzebedingt in den vergangenen Wochen zu verzeichnen gewesen. Flüssigkeitsmangel sei die häufigste Ursache, aber auch wegen Bootsunfällen oder Vergiftungen durch in der Hitze verdorbene Lebensmittel kämen Leute ins Krankenhaus.

Wassermeister Tobias Deißer von den Stadtwerken Wolfratshausen kümmert sich darum, dass in der Stadt ausreichend Trinkwasser zur Verfügung steht. Er hat den Wasserstand genau im Blick, macht sich aber keine Sorgen über Engpässe in der Trinkwasserversorgung. Seit es so heiß sei, sei der Wasserverbrauch zwar um 33 Prozent angestiegen und liege jetzt bei vier Millionen Liter pro Tag in Wolfratshausen, "aber wir haben noch Spielraum für weitere 33 Prozent", sagt Deißer.

An den Seen und in den Freibädern ist besonders viel los, und auch die Eisdiele Roma in Wolfratshausen kann sich nicht über schlechte Geschäfte beklagen. Von 10 bis 22 Uhr komme Kundschaft, sagt Inhaberin Marlyse Bernard. Der Umsatz sei seit Anfang Juli konstant hoch. "Besonders gut verkaufen sich die Klassiker wie Vanille, Schokolade, Stracciatella und Nuss." Trotz guten Verkaufs laufe aber nicht immer alles rund: "Manche Leute sind auch bei schönem Wetter grantig", sagt Bernard.

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