Demonstration gegen Rechts in Geretsried:Die Gegner formieren sich

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Die Veranstaltung der AfD in Geretsried könnte größer werden als zunächst gedacht - mehrere rechte Gruppierungen rufen zur Teilnahme auf. Ihnen stellen sich zahlreiche Parteien und Verbände entgegen.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Demonstration am Samstag in Geretsried könnte deutlich größer werden, als es sich der Kreisverband Oberland der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) ausgemalt haben mag: Zu der AfD-Kundgebung "Nein zu Kanzlerherrschaft und Moraldiktatur" mobilisieren via Internet inzwischen weitere rechte Organisationen: die islam- und fremdenfeindliche Pegida und die Identitäre Bewegung, der vom Verfassungsschutz eine Nähe zur extremen Rechten attestiert wird. AfD-Kreisverbandssprecher Mario Buchner sieht aber keinen Grund zur Distanzierung. Das Etikett "rechtsextrem" weist er kategorisch zurück: Pegida wie Identitäre Bewegung sind in seiner Sicht nicht mehr als "rechtskonservativ und patriotisch": "Da sehe ich kein Problem drin."

An der Gegendemo nehmen zahlreiche Parteien, Vereine und Verbände teil

Derweil haben auch auf der Gegenseite die Mitstreiter zugenommen. Die Anti-AfD-Demonstration, die der Geretsrieder Freie-Wähler-Sprecher Robert Lug organisiert, wird von einem breiten Bündnis politischer, kirchlicher und gesellschaftlicher Organisationen unterstützt. Auch der CSU-Ortsverband, der anfangs noch unsicher war, hat sich für eine Teilnahme entschieden. An einem Vorbereitungstreffen am Sonntagabend nahmen nach Lugs Auskunft Vertreter von eineinhalb Dutzend Gruppierungen teil: von den Geretsrieder Parteien - neben FW und CSU sind es SPD, Linke, Grüne, FDP und Piraten - über Katholische Arbeitnehmer-Bewegung und evangelische Kirche bis zur Jugendsiedlung Hochland in Königsdorf und zum Sozialverband VdK.

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Wer in diesen Tagen die Internet-Seite des VdK Geretsried öffnet, wird gleich mit dem Aufruf zur Demo begrüßt: "AfD - keine Alternative für Deutschland", steht da. "Rechtes Gedankengut - nein danke!" VdK-Sprecher Arno Bock hebt die Bedeutung des Grundgesetz-Artikels 1 hervor, der die unveräußerlichen Menschenrechte als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft beschreibt. Bock sagt, dies gelte für jeden Menschen, egal ob er aus Afrika komme, aus Syrien oder Afghanistan. Der VdK sei als Reaktion auf den Weltkrieg entstanden: "Wir sind gut beraten, daran zu erinnern, dass wir dem Frieden und den Menschenrechten verpflichtet sind."

Auch der Kreisverband der überparteilichen Europa-Union sieht sich "selbstverständlich" an der Seite der AfD-Gegendemonstranten, wie sein Sprecher Hans-Jürgen Göbel sagt. Seine Kritik richte sich gegen den Rechtspopulismus und besonders gegen die Europafeindlichkeit der AfD.

"Alle demokratisch-mittigen Kräfte" müssten Flagge zeigen, findet Streibl

Der Oberammergauer Landtagsabgeordnete Florian Streibl (Freie Wähler) hat seine Teilnahme am Samstag ebenfalls zugesagt. Er findet, "alle demokratisch-mittigen Kräfte" müssten gegen die AfD Flagge zeigen. Streibl erinnert an die Forderung der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry, an der Grenze notfalls auf Flüchtlinge schießen zu lassen: "Ein absolutes No-Go", so der Landtagsabgeordnete, der Mitglied des Ausschusses für Verfassung, Recht und Parlamentsfragen ist. Als Streibl erfährt, dass auch Pegida und Identitäre Bewegung für die Kundgebung mobilisieren, sagt er, dies sei ein Grund mehr, dagegen aufzutreten. Leute, die meinten, hier das Abendland schützen zu müssen, sollten seiner Ansicht nach erst einmal die Werte dieses Abendlandes lernen: "Toleranz - dann brauchen sie keine Angst vor anderen Kulturen zu haben".

Während sich auf beiden Seiten die Demonstranten gruppieren, bereiten sich auch Polizei und Kripo auf die Veranstaltung vor. Am Montag besichtigten einige Beamte die örtlichen Gegebenheiten. Die AfD wird nach bisheriger Planung eine Bühne auf dem Neuen Platz aufbauen, die Gegen-Demo postiert sich in gemessenem Abstand in der Händelstraße. Die Polizei werde die Gruppen auseinanderhalten, erklärt Demo-Organisator Lug. Andreas Guske, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd, kann zu taktischen Fragen derzeit ebenso wenig sagen wie zum erwarteten Zustrom von rechtsaußen: "Wir werden ein Auge darauf haben", sagt er.

© SZ vom 08.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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