Debüt im D'Amato:Es groovt

Debüt im D'Amato: Begabte Jazz-Combo: die "D. C. Alcodas".

Begabte Jazz-Combo: die "D. C. Alcodas".

(Foto: Veranstalter/oh)

Die Geretsrieder Jazz-Combo "D. C. Alcodas" hat sich auf den Sound der Fünfziger und Sechziger spezialisiert

Von Sabine Näher, Geretsried

Beste Geltinger Wohnlage. Aus dem Keller eines schmucken Einfamilienhauses dringen jazzig-entspannte Klänge. Wer die Treppe hinabsteigt, landet direkt im Probenraum der D.C. Alcodas. Hinter diesem fantasievollen Namen verbergen sich Daniel Motan (Trompete, Gesang), Sophie Kolomyjczuk (Violine, Gesang), Tobias Baumgartner (Tenorsaxofon), Sebastian Baumgartner (Kontrabass), Marius Hammerschmied (Schlagzeug), Hendrik Nöller (Gitarre) und Hannes Wagner (Klavier).

Sängerin Sophie sitzt entspannt auf dem Teppich, in der einen Hand das Notenblatt, in der anderen das Mikrofon, während die Bandkollegen ein stimmungsvolles Intro hinlegen. Dann steigt sie ein in diesen unglaublich lässigen Sound, der Zuhörer sofort mitwippen lässt. Mit einer erstaunlichen Souveränität und einer hinreißend schönen Stimme, mit der sie total selbstverständlich umgeht.

Mit dem Teppich, einem Sofa in der Ecke, etlichen Instrumenten und weiterer Bandausrüstung wirkt der Probenkeller ganz gemütlich. Das ist auch gut so, denn vor dem Konzert im D'Amato am Freitagabend probt die Band täglich. Nicht immer können alle dabei sein; so fehlen heute der Saxofonist und der Gitarrist. Also greift Daniel ganz selbstverständlich zur Trompete, um mal eben das Solo, das im "Girl From Ipanema" eigentlich Tobias am Saxofon spielt, zu übernehmen, obwohl er in dieser Nummer als Sänger beteiligt ist. Auch Sophie kommt doppelt zum Einsatz: In der rechten Hand hält sie ihre Geige, in der linken das Mikro.

Singen und Spielen, eine gewisse logistische Herausforderung. Irgendwie kommt diese Nummer denn auch nicht so relaxed rüber wie die vorige. Außerdem scheint Sophie Probleme mit dem Text zu haben. Wie üblich wird danach in der Runde besprochen, was man noch besser machen könnte. "Ich würde im Mittelteil gerne den portugiesischen Text singen", erklärt Sophie. Ob das eine gute Idee ist, darüber ist man uneins. Neuer Vorschlag: Auch am Ende, wenn Daniel wieder mitsingt, soll Sophie beim portugiesischen Text bleiben, statt wieder ins Englische umzusteigen. Versuch - und Abbruch: "Nee, das passt dann rhythmisch nicht zusammen!" Sophie verspricht, sich den portugiesischen Text nochmals genau anzuschauen, in dem sie ihre sonstige Souveränität ein wenig vermissen ließ. Vertagt auf die nächste Probe.

Vor der nächsten Nummer, der "Route 66", sucht Kontrabassist Sebastian noch, was er hier spielen soll oder will. Die anderen hören geduldig zu. Dann meint Sophie: "Kommt, probieren wir's!" "Oder wir spielen's gar nicht mehr bis zum Konzert und sehen dann, was rauskommt", wirft Schlagzeuger Marius grinsend ein. Als es dann im Tutti losgeht, haut einen der satte Sound schier vom Hocker. Sophie singt betörend, Daniel hat ein tolles Trompetensolo. Die Nummer ist unbedingt konzertreif.

Ein gut zweistündiges Programm hat die Gruppe, die sich 2012 aus einer Projektband der Groove-Academy von Enno Strauß gegründet hat, für das Konzert zusammengestellt. Orientiert an der klassischen Besetzung im Stile der Jazz-Combos der Fünfziger- und Sechzigerjahre, spielt die Band eigene Arrangements von Jazz-, Latin- und Swingklassikern. "It only took a kiss" hat Tobias für sie arrangiert. "Manchmal entsteht unsere Fassung aber auch einfach aus der gemeinsamen Probenarbeit heraus", erklärt Hannes, der in dieser Nummer ein gefühlvolles Klavierintro und später ein großes Solo zu bestreiten hat. "Das war geil", meint Marius danach anerkennend.

Äußerst demokratisch geht es hier zu. Jeder kann Anmerkungen machen. Alle sind am Entstehungsprozess gleichermaßen beteiligt. Zehn bis 20 Auftritte im Jahr absolvieren die jungen Musiker, die zwischen 17 und 22 Jahre alt sind. Während Marius noch zur Schule geht, nimmt sich Sophie gerade ein Orientierungsjahr nach dem Abi. Die anderen studieren in München: Hannes Musikwissenschaft, Sebastian Maschinenbau, Tobias Elektrotechnik, Hendrik Informatik und Daniel Schulmusik. Mit ihrer Band wollen sie den Jazz wieder mehr unter die jungen Leute bringen. "Diese Musik ist musikalisch einfach interessanter und komplexer, eine größere Herausforderung", meint Sophie. Für ihr Konzertprogramm haben sie "das Beste aus 100 Jahren Jazz" zusammengestellt, wie Marius anmerkt. Und Daniel fügt an: "Auch wer noch nicht so vertraut ist mit dem Jazz, darf sich wagen zu kommen. Es wird sehr abwechslungsreich. Und jeder wird etwas finden, was ihm gefällt."

Konzert der D.C. Alcodas, Freitag, 28. April, 20 Uhr, D'Amato im Schützenhaus, Geltinger Straße, Wolfratshausen. Karten zu 10 Euro in Wolfratshausen: Gummibärchenladen und Cafeteria der Kreisklinik, Geretsried: Buchhandlung Ulbrich. Abendkasse: 13 Euro

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