Info-Abend zur neuen Asyl-Unterkunft:Sicherheit für alle

"Das geht alles nicht gut": Bei der Veranstaltung in Wolfratshausen sind sich Bürgermeister und Asyl-Helferkreis einig: Ein Security-Dienst ist nicht nur für die Bevölkerung, sondern vor allem für die etwa 80 Flüchtlinge im alten Pfarrheim notwendig

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Teils skeptisch-besorgt, teils aber auch gelassen verfolgen Wolfratshauser aus dem Umfeld des Loisachbogens die bevorstehende Belegung des alten Pfarrheims mit Asylbewerbern. Das Interesse daran ist groß, wie sich am Freitagabend bei einem Informationsabend der Stadt im weitläufigen Foyer der Schule am Hammerschmiedweg zeigte - er habe nicht mit einem solchen Andrang gerechnet, bekannte Bürgermeister Klaus Heilinglechner mit Blick auf die dicht besetzten Stuhlreihen. Im Mittelpunkt stand das Thema Sicherheit: Es ging um Fragen, wie Konflikte verhindert werden können, die durch das enge Zusammenleben der Asylsuchenden aus verschiedensten Herkunftsländern und Glaubensrichtungen innerhalb der Unterkunft entstehen, angesprochen wurde aber auch die Sicherheit der Bürger im Umfeld.

70 Betten sind nach Angaben von Ines Lobenstein, der Leiterin des Asyl-Helferkreises, mittlerweile aufgestellt, maximal 80 Personen sollen laut Heilinglechner am Loisachbogen unterkommen, wie vom Landratsamt vorgesehen - bei der Regierung war bislang von 120 die Rede. Der Bürgermeister versicherte, man wolle mit dem Info-Abend keine Drohkulisse aufbauen, aber manche Bürger fühlten sich verunsichert, und deren Ängste müsse die Stadt ernst nehmen. Die Forderung nach einem privaten Sicherheitsdienst sei nicht nur für die Bevölkerung in der Umgebung wichtig, sondern vor allem für die Asylsuchenden selbst. Deren Situation schilderte Heilinglechner in düsteren Farben: Die Menschen seien mürbe durch das Warten und Nichtstun, durch die Konfrontation mit anderen Glaubensrichtungen, durch die Enge der Wohnverhältnisse, die fehlenden Rückzugsmöglichkeiten - "die stehen sich auf den Füßen".

Info-Abend zur neuen Asyl-Unterkunft: Dicht besetzt waren die Stuhlreihen im Foyer der Hammerschmiedschule beim Informationsabend zur neuen Asyl-Unterkunft.

Dicht besetzt waren die Stuhlreihen im Foyer der Hammerschmiedschule beim Informationsabend zur neuen Asyl-Unterkunft.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Bisher sind nur ein Hausmeister und eine Verwaltungskraft vorgesehen, über einen zusätzlichen Sicherheitsdienst ist, nachdem die Regierung die Zuständigkeit für die Einrichtungen am Loisachbogen und in der Heimgartenstraße übernommen hat, noch nicht entschieden. Eine Zusage von Sozialministerin Emilia Müller lässt auf sich warten. Es solle zunächst ein Kriterienkatalog aufgestellt werden, der regelt, wann und wo ein Security-Service in Frage kommt, so Heilinglechner. Er sei nicht bereit, "bis dahin den Kopf hinzuhalten", will das Thema aber auch in der nächsten Stadtratssitzung ansprechen.

Einen ähnlichen "Brandbrief" in Sachen Sicherheitsdienst hat Lobenstein an die zuständigen Minister und an die Bezirksregierung geschickt, im Anschluss an die Infoveranstaltung sammelte sie ergänzend dazu noch Unterschriften. Dabei gehe es gar nicht darum, die Bevölkerung vor den in aller Regel freundlich auftretenden Asylbewerbern zu schützen, sondern darum, den Frieden innerhalb der Unterkunft zu gewährleisten. Da seien traumatisierte Menschen ohne Zukunftsperspektive, manche warteten schon vier Jahre auf einen Bescheid, andere seien bereits abgeschoben und dürften sich keine Arbeit suchen. Besonders junge Leute kämen nachts nicht mehr zur Ruhe, andere müssten früh aufstehen - "das alles geht nicht gut", meinte Lobenstein. Diese Sachlage bestätigte Oberkommissar Markus Sager, der Asylkoordinator der Wolfratshauser Polizei. Streit gebe es besonders an Kochstellen und Duschen, so Sagers bisherige Erfahrung. Insgesamt sei die Lage aber positiv, allenfalls registriere man "hier und da mal eine Körperverletzung". Er verwies im Übrigen darauf, dass bei Konflikten außerhalb der Unterkunft kein ziviler Wachdienst eingreifen dürfe - das sei Angelegenheit der Polizei, "Telefon 110".

Info-Abend zur neuen Asyl-Unterkunft: In eine Unterschriftenliste für einen Security-Dienst im alten Pfarrheim am Loisachbogen konnten sich Wolfratshauser am Freitagabend eintragen.

In eine Unterschriftenliste für einen Security-Dienst im alten Pfarrheim am Loisachbogen konnten sich Wolfratshauser am Freitagabend eintragen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

In der Fragerunde ging es insbesondere um die Verunsicherung von Frauen. "Ich bin schon mal verfolgt worden, da hatte ich wirklich Angst", klagte eine Besucherin. Ein Veranstaltungsgast berichtete, dass seine Frau schon einmal belästigt worden sei. Lobenstein ersuchte die Betroffenen, sich in solchen Fällen nicht nur an die Polizei zu wenden, sondern auch dem Helferkreis Bescheid zu sagen, damit man derlei gegenüber den Asylsuchenden zur Sprache bringen könne. Generell aber sieht Lobenstein keinen Anlass für die Befürchtung, "dass da Asylbewerber über Sie herfallen". Eine Zuhörerin stellte fest, dass eher das Gegenteil der Fall sei - gerade Frauen mit kleinen Kindern seien oft froh, von anderen Frauen angesprochen zu werden. Diese Erfahrung habe auch ihr selbst die Unsicherheit genommen. Unruhe lösten bei Bürgern erklärtermaßen Hubschrauberlandungen aus, die Lobenstein aber erklären konnte. Im einen Fall sei es um eine Selbstmorddrohung gegangen, im anderen Fall habe sich ein Kind verbrüht. Die Frage, wie lange das Pfarrheim denn mit Asylsuchenden belegt werde, beantwortete Heilinglechner mit einer groben Schätzung: "Vier bis fünf Jahre."

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