Das 10. Fünfseen-Filmfestival:Die Macht des Kinos

Etwa 1000 Besucher kommen zum Auftakt des Großereignisses in Starnberg, Herrsching und Seefeld. Der Festivalchef geht auf die aufklärerische Kraft von Filmen ein

Von Gerhard Summer, Starnberg

Die Stars tröpfelten herein, das Publikum strömte in die Säle: Etwa 1000 Besucher waren bei der Eröffnung des zehnten Fünfseen-Filmfestivals in Starnberg, Herrsching und Seefeld dabei. Einen solchen Ansturm hat das zwölftägige Spektakel bis dato noch nicht erlebt.

Allein in die Starnberger Schlossberghalle kamen am Mittwoch zirka 500 geladene Gäste, darunter viele Kommunalpolitiker, Künstler, Filmschaffende und Regisseure wie Michael Verhoeven, Gordian Maugg und Bertram Verhaag. Festivalleiter Matthias Helwig beschwor in seiner Rede die aufklärerische Kraft des Kinos in Zeiten der Hysterie. Landrat Karl Roth hatte eine Überraschung dabei: Helwig wird im Herbst den Kulturpreis des Landkreises erhalten. Die Begründung der Jury laut Roth: Der Kinochef habe mit dem Festival eine "lebendige Visitenkarten des Landkreises" und ein "unverwechselbares Kulturereignis geschaffen", das internationalen Rang und regionalen Touch habe.

Das 10. Fünfseen-Filmfestival: An die 500 Besucher kamen zur Eröffnung des Fünfseen-Filmfests mit der Moderatorin Mareike Oeffinger allein in die Schlossberghalle in Starnberg.

An die 500 Besucher kamen zur Eröffnung des Fünfseen-Filmfests mit der Moderatorin Mareike Oeffinger allein in die Schlossberghalle in Starnberg.

(Foto: Arlet Ulfers)

Schauspielerin Mareike Oeffinger moderierte wie immer den Abend, diesmal in einem Zebra-Kleid. Erstmals gab es eine Skype-Schaltung, und zwar zur Regisseurin des Eröffnungsfilms "El Olivo", der Spanierin Icíar Bollaín. Eine schöne Idee trotz technischer Probleme. Ein Duo spielte modern Jazz. Und hinterher gab's ein Flying Buffet mit Tapas.

Festivalchef Helwig, den das Publikum mit viel Applaus begrüßte, schlug in seiner Ansprache nachdenkliche Töne an. Der Eröffnungsfilm 2015, die Komödie "Schweizer Helden" über Willkommenskultur, sei der richtige Film zur richtigen Zeit gewesen. Doch in den letzten Tagen habe man "sehr viel Menschenverachtung erlebt", vieles, "was uns beunruhigt und der Gesellschaft in Bezug auf Hysterie und Panik den Spiegel" vorgehalten habe. Dabei sei es unerlässlich, dass die Leute weiter auf Feste gehen und "mit kulturellen Veranstaltungen leben", ansonsten erreichten Attentäter genau das, was sie wollten, sagte Helwig. Das Kino könne der "Hyperkommunikation" etwas entgegensetzen. Denn dieser Anachronismus erlaube es dem Zuschauer, sich auf ein Thema, ein Leben zu konzentrieren. Kino mache den profunden Blick auf die Dinge möglich.

Das 10. Fünfseen-Filmfestival: Der Starnberger Landrat Karl Roth zitiert aus der Begründung der Kulturpreis-Jury, die heuer Festivalleiter Matthias Helwig (re.) auszeichnet.

Der Starnberger Landrat Karl Roth zitiert aus der Begründung der Kulturpreis-Jury, die heuer Festivalleiter Matthias Helwig (re.) auszeichnet.

(Foto: Arlet Ulfers)

Eröffnungsabende kommen selten ohne Selbstbespiegelung aus, so war es auch am Mittwoch: Oeffinger pries "die sehr persönliche, unprätentiöse, menschliche Atmosphäre" des Festivals und das "konstant hochwertige Programm". Helwig sprach über die Weiterentwicklung seines Konzepts, die neuen Partnerländer Südtirol und Serbien und die Fritz-Lang-Retrospektive in diesem Jahr. Auch Ehrengast Doris Dörrie habe längst eine Rückschau auf ihr Werk verdient, schließlich begleite sie mit ihrem Œuvre seit 30 Jahren die deutsche Filmgeschichte.

Ein kurzer Trailer zu zehn Jahren Filmfestival machte auch eines deutlich: dass bei der Geburtstagsfeier akuter Starmangel herrschte. Klar, das wird kein Dauerzustand sein: Am Donnerstag werden Doris Dörrie und Dani Levy in Starnberg erwartet, für Freitag haben sich Heino Ferch ("Fritz Lang") und Sebastian Schipper ("Victoria") angekündigt, am Samstag sollen Florian David Fritz ("Der geilste Tag") und Nicole Krebitz (Fokus Drehbuch) kommen.

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