CSU-Stammtisch in Geretsried:Von der S 7 ins Silicon Valley

Der Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan eröffnet mit lokalen und globalen Fragen den Wahlkampf

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Das Geretsrieder Hallenbad soll Ende 2019 oder Anfang 2020 eröffnen, im Frühjahr des kommenden Jahres sollen die Rodungen im Stadtwald beginnen: Das hat Bürgermeister Michael Müller am Sonntag beim CSU-Stammtisch dargelegt. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan, der auch dieses Jahr wieder zur Wahl antritt, begrüßte die positive Entwicklung in der Causa Hallenbad: Als Bundesvorsitzender der Wasserwacht habe er erst am Tag zuvor vom Tölzer Bürgermeister Josef Janker (CSU) gehört, dass ihn Eltern um einen Zaun rund um die Seen gebeten hätten, "damit die Kinder nicht ins Wasser gehen", weil sie nicht gut genug schwimmen könnten.

Radwan besuchte den Ortsverband Geretsried zum Auftakt des Bundestagswahlkampfs und sprach dabei sowohl über kommunale Themen wie die S-Bahn-Verlängerung und das interkommunale Hallenbad (die Entwicklung der Infrastruktur sei in Geretsried "beispielhaft") als auch über die globale Lage der Politik. Vor vier Jahren hätte noch niemand geglaubt, dass man im Jahr 2017 über Trump, Erdoğan, Putin, den Brexit "und einen endgültig gescheiterten arabischen Frühling" diskutieren würde. Vor zwei Jahren seien die Flüchtlinge in der Bundesrepublik das große Thema gewesen: "Ich habe noch nie eine so aufgewühlte Bevölkerung gesehen", sagte Radwan, der seit 1999 in der Politik ist. Er lobte den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen dafür, dass er so große Verantwortung übernommen habe; alle Bürgermeister und Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) hätten "sich hingestellt, um das Problem zu lösen". Heute gehe es nicht mehr um Veggie-Days und Nichtraucherschutz, sagte Radwan, sondern um die grundlegenden Themen: "Es ist eine Frage von Krieg und Frieden", zitierte er den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl.

Große Veränderungen stünden der Welt hinsichtlich der Digitalisierung bevor. "Vor zehn Jahren gab es das Smartphone noch nicht", gab Radwan zu bedenken, "die Digitalisierung wird unser Leben massiv verändern." Betreffen werde das nicht nur die Kommunikation, sondern auch die Finanzen und die Medizin - letzteres sogar ganz besonders. Bei einer Reise ins Silicon Valley im vergangenen Jahr habe er sich selbst ein Bild von neuen Entwicklungen machen können. So entstehe dort derzeit eine Datenbank mit Krankheitsverläufen, die im Anschluss Analysen durch Algorithmen erlauben würden. Von den US-Amerikanern habe bei der Diskussion niemand von Datenschutz gesprochen; die Deutschen indes dauernd. Jemand, der aber sein Leben in Angst vor einer erblich bedingten Krebserkrankung verlebe, frage nicht nach dem Datenschutz, sagte Radwan.

Unter den Geretsrieder CSU-Mitgliedern ging hingegen eine andere Angst um: Die vor der "Welle der Dehumanisierung" und der Entwicklung des Menschen "hin zur Maschine". Es werde vor allem zwischen jungen Menschen zu wenig geredet und zu viel am Smartphone gehangen. Müller sagte, man brauche eine "Ethik der Digitalisierung". Die ist laut Radwan bereits in der Entwicklung - immerhin werde derzeit intensiv über Hassposts im Internet diskutiert.

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