Bürgerversammlung:Heilinglechner in der Kritik

Bürgerversammlung: Bemalung der Betonwand am Wolfratshauser Berg.

Bemalung der Betonwand am Wolfratshauser Berg.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Auf der Bürgersammlung in Wolfratshausen stellt sich der Bürgermeister dem Urteil der Bewohner, denn mehrere Projekte erregen Missmut.

Von Wolfgang Schäl

Sehr viele Wortmeldungen gab es nicht bei der Wolfratshauser Bürgerversammlung, die wenigen Stimmen aber waren überwiegend kritisch bis unfreundlich. Rund 150 Besucher waren der Einladung der Stadt in die Loisachhalle gefolgt, um sich den Jahresbericht von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) anzuhören, eine umfangreiche Sammlung von Zahlen, Daten und Themen, die den meisten Gästen dank der jüngsten Ausgabe des Stadtmagazins "Wolfratshausen Aktuell" weitgehend bekannt waren.

Die an alle Haushalte verteilte Broschüre sei auch der Leitfaden für seinen Bericht gewesen, erklärte Heilinglechner, der ein positives Bild vom Wolfratshauser Leben zeichnete. Dem mochten sich die Redner indes nicht anschließen, voran Lucia Schmidt, die das Surfwellen-Projekt anprangerte. Da werde Geld hinausgeworfen für etwas völlig Unsinniges, die Mittel dafür solle man lieber für Dinge ausgeben, die allen Bürgern zugute kommen. Die Luft im "fahrradfeindlichen" Wolfratshausen werde immer schlechter, der Verkehr nehme zu, und Bäume, die der Luftreinhaltung zuträglich wären, würden gefällt - eine Aussage, für die Schmidt vernehmlichen Beifall erntete. Völlig unsinnig ist Schmidt zufolge die freiwillige Sicherheitswacht in der Stadt - das erinnere sie an unselige Zeiten. "Mir macht das Angst, ich stelle deshalb den Antrag, das wieder abzuschaffen." Für die Kritik zeigte Heilinglechner kein Verständnis. Mit der Surfwelle fördere man die Allgemeinheit, weil es sich um ein Sportprojekt handle. Der Luftverschmutzung wirke die Stadt durch zusätzliche Parkplätze entgegen, weil dies den Parksuchverkehr reduziere, und was die Sicherheitswacht betreffe, erklärte Heilinglechner: "Da stehe ich voll dahinter".

Kritik übte Ilse Nitzsche am Stadtbus-Fahrplan. Um von der Innenstadt nach Waldram zu kommen, müsse sie mitunter bis zu 80 Minuten warten, die Abfahrtszeiten seien darüber auch zu kompliziert. "Ich würde gern mit dem Bus fahren, um auch im Kleinen die Umwelt zu retten, aber so nehme ich eben das Auto", sagte sie. Ähnlich äußerte sich Wolfgang Schubart, der ebenfalls in Waldram wohnt: "Ein Stundentakt wäre vernünftig." Heilinglechner verwies darauf, dass der unübersichtliche Fahrplan mit dem S-Bahn-Anschluss zu tun habe, versprach aber, das Thema im Stadtrat anzusprechen.

Erbost über Schmierereien an der Turnhalle am Hammerschmiedweg zeigte sich Gregor Kleine. Offenbar habe die Stadt da vor den Tätern kapituliert, ärgerte sich der Anwohner. Die Stadt habe die Wand schon zweimal überstreichen lassen, antwortete Heilinglechner, leider habe dies die Täter nicht gehindert. Eine Alternative könnte aus Sicht des Bürgermeisters darin bestehen, dass man den Jugendlichen eine sinnvolle Gestaltung der Wand ermögliche, ähnlich wie an den Betonbefestigungen der B 11 am Wolfratshauser Berg. Dort würden die Graffiti von den anderen "Künstlern" jetzt offenbar respektiert.

Die vielen Halteverbote im alten Teil Waldrams prangerte Christian Michel an. In den engen Straßen dürfe kein Postauto, kein Handwerker und kein Pflegedienst stehen bleiben, ohne einen Strafzettel zu riskieren. Michel plädierte deshalb dafür, verstärkt Parken auf den Gehwegen zu ermöglichen. Diesen Vorschlag bewertete Heilinglechner skeptisch. Leider sei der alte Stadtteil bei seiner Entstehung nicht auf die vielen Autos ausgelegt worden. Die engen Straßen müssten aber auch für Rettungsfahrzeuge passierbar bleiben, und die Gehwege könne man nicht einfach zustellen, weil sie dann auch für Frauen mit Kinderwagen nicht mehr benutzbar seien. Wenn man ganz auf Halteverbote verzichte, werde dies von manchen Autofahrern schamlos ausgenutzt. Man werde sich die Situation aber einmal genau anschauen, versprach der Bürgermeister.

Heinz Wensauer kritisierte den Plan, hinter der Happ'schen Apotheke Parkplätze anzulegen. Besser wäre aus seiner Sicht, dort eine Einstiegssituation in den Bergwald zu schaffen. Darüber hinaus plädierte er für ein Parkhaus an der Loisachhalle statt am sensiblen Hatzplatz. Heilinglechner reagierte auf diesen Vorschlag gereizt. Man habe sich nun einmal für den Hatzplatz entschieden, "da können wir nicht mehr zurück". Das habe er ihm, Wensauer, schon mehrmals gesagt.

Otto Martin schließlich kritisierte "die massiven Kostenüberschreitungen" bei den Wolfratshauser Kulturveranstaltungen ("da fehlt das Controlling") und prangerte "den Umweltskandal an der Stobäusstraße" an. Da seien "flächendeckend alte Kiefern umgesägt worden". Wolfratshausen brauche dringend eine Baumschutzverordnung, "denn Baulöwen versuchen hier, jede freie Fläche zuzubauen". Eine Besucherin erkundigte sich schließlich nach der Planung für das Kraft-Areal am Bahnhof: "Ich verstehe nicht, wofür wir da eine Mall brauchen." Heilinglechner verwies darauf, dass die Stadt hier auch die Interessen des Investors berücksichtigen müsse. Und ein einzelner Discounter sei dort unrentabel.

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