Bürgermeister-Frage in Geretsried:SPD dreht am Kandidaten-Karussell

Die Idee, den früheren Wolfratshauser Rathaus-Chef Reiner Berchtold (SPD) bei der Bürgermeisterwahl in Geretsried antreten zu lassen, löst Verblüffung in den eigenen Reihen aus. Im Gespräch sind aber noch weitere Aspiranten.

Klaus Schieder

Bürgermeister-Frage in Geretsried: Reiner Berchtold, ehedem Rathaus-Chef in Wolfratshausen, quittiert die Frage, ob er als Bürgermeisterkandidat für Geretsried zur Verfügung stehen würde, mit einem Lächeln.

Reiner Berchtold, ehedem Rathaus-Chef in Wolfratshausen, quittiert die Frage, ob er als Bürgermeisterkandidat für Geretsried zur Verfügung stehen würde, mit einem Lächeln.

(Foto: WOR)

Der frühere Wolfratshauser Rathauschef Reiner Berchtold steht auf der Kandidatenliste der Geretsrieder SPD für die Bürgermeisterwahl 2014. Dies bestätigte der Ortsvorsitzende Wolfgang Werner am Montag. Berchtold, der derzeit als Sprecher die SPD-Kreistagsfraktion führt, wäre nach Werners Ansicht "prädestiniert" für das Amt. "Keiner kann so eine Erfahrung nachweisen", sagte der Ortsvorsitzende. Allerdings ist der 57 Jahre alte Polizist, der von 1998 bis 2008 Bürgermeister von Wolfratshausen war, nur einer von mehreren Bewerbern, über die im Geretsrieder Ortsverein diskutiert wird. Und er steht "nicht ganz oben auf der Liste", wie Werner relativierte. Ihren Kandidaten will die SPD am 5. Dezember festlegen.

Obwohl Berchtold noch in Wolfratshausen wohnt, könnte er für die Sozialdemokraten in der Nachbarstadt ins Rennen gehen. Denn anders als Stadträte müssen Bürgermeister-Kandidaten nicht in dem Ort ihren Wohnsitz haben, in dem sie zur Wahl antreten. Auch die Altersbeschränkung spielt bei Berchtold keine Rolle, schließlich wird er Ende November erst 58. Auf die Frage, ob er sich als Bewerber zur Verfügung stellen würde, hatte er am Sonntag beim SPD-Stadtgespräch mit einem Lächeln erwidert: "Dazu sage ich nichts." Ein klares Dementi war das nicht.

Für den SPD-Fraktionschef im Kreistag spricht nach Werners Dafürhalten vor allem die zehnjährige Erfahrung an der Spitze des Wolfratshauser Rathauses. "Er hätte das Zeug dazu, Bürgermeister zu sein", erklärte er. Gleichwohl gelte es auch bei Berchtold das Für und Wider abzuwägen. So sei er bei einer Wahl einmal gescheitert, außerdem komme er aus Wolfratshausen, was ihm in Geretsried negativ angekreidet werden könnte. "Leider muss man das sagen", meinte der Ortsvorsitzende.

Nachgedacht wird in der Geretsrieder SPD deshalb auch über andere Kandidaten. Werner nennt zum Beispiel den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, Hans Hopfner, oder auch seine Stellvertreterin Kerstin Halba. Auch ein Bündnis mit den Grünen vermag er sich vorzustellen, um gemeinsam etwa Stephan Heinle, den Vorsitzenden des TuS Geretsried, zu unterstützen. "Da sind wir auf jeden Fall sehr offen." Bevor man einen Bewerber von außerhalb hole, sollte man doch zunächst jemanden suchen, "der aus der Geretsrieder Kommunalpolitik kommt", beteuerte Werner. "Es gibt andere, die von uns vorrangig gefragt werden."

In der Nachbarstadt kommt die Nachricht von einer möglichen Kandidatur Berchtolds in Geretsried für die SPD-Weggefährten unerwartet. Er höre zum ersten Mal davon, "das würde mich schon überraschen", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Renato Wittstadt. Auch in Wolfratshausen will die SPD einen eigenen Kandidaten in das Rennen um das Bürgermeisteramt schicken, so viel steht bereits fest. Namen mag Wittstadt zurzeit allerdings nicht nennen. Nur so viel: "Es wird nicht einer aus einer anderen Partei sein."

Ob er möglicherweise auch bei Berchtold vorgefühlt hat, lässt Wittstadt unbeantwortet. Fritz Schnaller hält sich ebenfalls bedeckt. Er wisse nicht, ob sich in die Aussage Berchtolds, er sage nichts zu einer Kandidatur, "irgendetwas hineininterpretieren lässt", meinte der stellvertretende Fraktionssprecher im Stadtrat. Ähnlich äußerte sich Wittstadt: "Würde jeder gleich sagen, dass er nicht kandidieren wird, dann hätte man bald gar niemanden mehr."

Reiner Berchtold befindet sich derzeit auf einem Lehrgang. Für eine Stellungnahme war er daher am Montag nicht zu erreichen.

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