Bürgerdialog:Sprechstunde für die Geltinger

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Stadt mit Herz: Beim ersten Bürgerdialog in Gelting gab es für die Gäste Lebkuchen mit dem Wappen Geretsrieds. Die Reihe mit Bürgermeister und Stadträten soll nun auch in anderen Ortsteilen forstgesetzt werden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Beim ersten Bürgerdialog im Geretsrieder Ortsteil bleibt der große Besucheransturm aus. Einige Bewohner nutzen den Termin jedoch, um Bürgermeister Müller und seinen Stadträten ihre Anliegen darzulegen

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Lücken im Radwegenetz, ein Spielplatz für größere Kinder, neue Bänke für den Loisachkanal: Die Geltinger haben am Samstag beim ersten Bürgerdialog unter freiem Himmel allerlei Themen aufs Tapet gebracht. Da die Bürgerversammlung nur zwei Wochen her war, gab es auf die Stehtische, die vor dem Dorfladen aufgebaut waren, zwar keinen Ansturm. Dafür entwickelten sich mit jenen Geltingern, die vorbeikamen, aber intensivere Gespräche.

Besser hätte es die Stadt Geretsried nicht treffen können: Der April zeigte sich von seiner sonnigsten Seite, als Bürgermeister Michael Müller (CSU) zusammen mit Mitgliedern des Stadtrats und der Verwaltung am Vormittag das Zelt aufschlug. Auf den Tischen lagen Lebkuchenherzen mit dem Stadtwappen, auf einem stand eine Kunststoffbox mit einem Schlitz zum Einwerfen der ausgefüllten Wunschzettel. Die beiden neunjährigen Freundinnen Valentina und Tabea kamen mit einem besonderen Anliegen auf den Bürgermeister zu: Sie wünschten sich einen Spielplatz mit Geräten für Kinder in ihrem Alter. "Und die Jungs hätten gern einen Basketballkorb", fügte eine Mutter hinzu. Für solche Fälle hatte Müller Jan Klinger aus dem Bauamt mitgebracht: Dem sollen die Mädchen ein Bild aus dem Internet mailen, das zeigt, welche Art Spielplatz sie sich vorstellen. "Versprechen können wir natürlich nichts", sagte Müller. "Aber wir schauen uns das an."

Ein Ortstermin wird fällig im Alleebüchelweg. Dort trennt ein Grünstreifen den dörflichen Geretsrieder Gemeindeteil vom Gewerbegebiet. Ein Bürger beschwerte sich darüber, dass die Anwohner dort mehr Grün abholzten, als sie dürften. Der Bebauungsplan werde nicht eingehalten: "Wir werden prüfen, ob das so ist", sagte Müller. Eine weitere Begehung soll es auf den Geltinger Gehwegen geben, dann zusammen mit dem VdK und dem Bauamt. Kritische Punkte - etwa am Alten Wirt, wo einmal illegal ein Baum gefällt worden sei - würden auf ihre Barrierefreiheit untersucht, sagte Müller. Dann geht es vor allem um Schwellen wie Baumrückstände, die Senioren mit Rollatoren zu schaffen machen.

Entsprechend den Wünschen eines Geltingers will die Stadt zudem das Radwegenetz überprüfen. So könnte beim geplanten Ausbau der Leitenstraße ein begleitender Radweg entstehen; bislang sei dieser noch nicht vorgesehen, erklärte Müller. Eine Frau bemängelte außerdem, dass am Loisachkanal eine Bank fehle, die womöglich zerstört oder gestohlen worden sei. Die Sitzgelegenheit hätte sie gern wieder. Müller will nun zusehen, dass der Kanal noch ein paar Bänke mehr bekommt: "Wir machen einen Aufruf."

Sorgenvoll blickte der 59-jährige Geltinger Manfred Goder in die Zukunft. Wie wird es Gelting unter dem Siedlungsdruck ergehen und was passiert, wenn die S-Bahn verlängert wird? Müller versicherte, dass die Stadt - zumindest unter ihm als Bürgermeister - alles versuchen werde, um den individuellen Charme der einzelnen Stadtteile zu erhalten. Charakteristisch sei für sie alle, dass man durch Wald fahren müsse, wenn man von einem in den anderen Ortsteil wolle.

Die Stadt strebe nicht an, zwei Ortsteile zusammenwachsen zu lassen, um neuen Wohnraum zu erhalten, sagte Müller. Und genauso soll auch Gelting als Dorf erhalten bleiben, wenn nötig durch einen Masterplan. Goder schlug vor, die Trasse so um Gelting herumzuführen, dass eine natürliche Begrenzung entstehe. Den Abstand zwischen Trasse und Dorf würden dann Felder und ein Lärmschutzwall füllen.

Obwohl der Besucheransturm ausblieb, zeigten sich Stadträte und Bürgermeister mit dem Ergebnis des ersten Bürgerdialogs zufrieden, allerdings auch wenig überrascht. "Das war vorauszusehen", sagte der CSU-Fraktionsvorsitzende Ewald Kailberth. Zum einen sei die Bürgerversammlung nur zwei Wochen her. Zum anderen hätten die Geltinger bereits einen Ansprechpartner: den sogenannten Geltinger Bürgermeister, CSU-Stadtrat Franz Wirtensohn. Auch müsse sich das neue Format erst herumsprechen. "Mehr können wir nicht tun, als den Bürgern das Gespräch anzubieten", sagte Kailberth.

© SZ vom 11.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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