Bürger für Bürger:Florierende Hilfe unter Nachbarn

Der Wolfratshauser Verein "Bürger für Bürger" mit 1200 Mitgliedern bietet seit 23 Jahren mit 100 Helfern zahlreiche unschätzbare Leistungen an.

Barbara Szymanski

Bürger für Bürger: Noch ein paar Monate, dann wird man sich im städtischen Rosengarten an der Sachsenstraße 8 wieder am Duft der vielen Rosen freuen können. Ein Besuch lohnt jedoch zu jeder Jahreszeit.

Noch ein paar Monate, dann wird man sich im städtischen Rosengarten an der Sachsenstraße 8 wieder am Duft der vielen Rosen freuen können. Ein Besuch lohnt jedoch zu jeder Jahreszeit.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Fast 1200 Mitglieder, gut 100 Helfer, 9000 Stunden Unterstützung im Jahr, Beratung, Veranstaltungen, Ausflüge und Zuwendung für Menschen jeden Alters: Diese Zahlen kann der Verein Wolfratshauser Bürger für Bürger 23 Jahre nach der Gründung präsentieren. Doch die Zahlen rücken in den Hintergrund, wenn die Leiter der acht "Ressorts" genannten Bereiche von ihrem Ehrenamt berichten. "Da ist so ein Leuchten in den Augen", sagt Vorsitzende Christina Freundorfer. Denn die Nachbarschaftshilfe mit den Ressorts von Babysitterdienst, Mutter-Kind-Gruppen über Seniorenhilfe bis zur Freizeitbörse ist keine starr festgefügte Gemeinschaft, sondern hat sich Kreativität und Offenheit bewahrt. "Die Ressortleiter können sich entfalten und ihre Ideen einbringen", sagt Freundorfer.

Das bestätigt Gisela Moutschka. Sie leitet die Freizeitbörse mit dem Motto "Lieber gemeinsam als einsam" und führt Menschen zusammen, die sich alleine nicht aufraffen könnten zu Ausflügen oder Kulturveranstaltungen. Voriges Jahr fanden 45 Veranstaltungen statt. Im April wird ein Kegelabend eingeführt. 45 Namen hat sie auf der Liste; manchmal schließen sich den Unternehmungen ein Dutzend Leute an, manchmal bis zu 30. "Es entstehen sogar Freundschaften. Und genau so ist das auch geplant", sagt Moutschka.

Von solchen erwünschten Nebeneffekten berichten auch Ingrid und Peter Schöbel. Sie leiten seit 20 Jahren Seniorenhilfe und Seniorentreff. 700 ältere Bürger profitieren davon. Dieses Ressort ist laut Vorsitzender Freundorfer mit das wichtigste Standbein. "Wenn Wolfratshausen diese Seniorenbetreuung nicht hätte, gäbe es einige Probleme mehr", sagt sie.

Das Vergnügen kommt dabei nicht zu kurz. Voriges Jahr hat Peter Schöbel 230 Veranstaltungen für Senioren organisiert - "mit regem Zulauf". Bei der Seniorenhilfe habe sich im Laufe der Jahre einiges geändert, sagt er. Waren es anfangs eher soziale Kontakte und Zuwendung, um die ältere Bürger baten, sind nun eher konkrete Hilfeleistungen gefragt wie Schneeschippen, kleine Reparaturen, Begleitung zum Arzt. Freundorfer wie Schöbel weisen darauf hin, dass häusliche Pflege und Reparaturen, die eines Fachmanns bedürfen, prinzipiell nicht angeboten werden. "Wir hören da auf mit der Hilfe, wo das Problem gewerblich oder fachmännisch gelöst werden muss. Hausputz können wir nicht leisten, ebenso wenig Fahrdienste."

Einige Sorgen hat der Verein aber doch: Ingrid Schöbel möchte nach 20 Jahren bei der Seniorenhilfe aufhören, Renate Rieger beim sehr gefragten Kinderbasar. "25 derartige Basare hat sie organisiert. Das ist bewundernswert", sagt Freundorfer. Gesucht wird auch ein zweiter Kassier, der den 75-jährigen Reinhart Pätsch nach 16 Jahren in diesem Amt entlastet und es später übernimmt. Die Vorsitzende ist guten Mutes: "Es ist eine Eigenheit unseres Vereins: Es hat sich immer jemand gefunden."

Gedanken macht sich die Vorsitzende auch über das Ressort Kinderpark: "Es könnte sein, dass es wegen der Kinderkrippen überflüssig wird." Doch noch sind die Zahlen laut Leiterin Ninon Vogt-Graßl stabil. Kleinkinder, die schon laufen können, werden dreimal die Woche betreut, und die Eltern so entlastet. Weitere Helfer mit Spezialwissen in der EDV und für alle möglichen kleineren Reparaturen sucht Ines Lobenstein in ihrer Dienstleistungsbörse. Die zwölf Helfer tun zwar, was sie können, um mit ihren handwerklichen oder gärtnerischen Fähigkeiten Familien, Senioren oder allein lebenden Menschen zu helfen. Doch es gibt Grenzen: "Unser Verein und auch diese Börse sollen keine Konkurrenz zu Gewerbetreibenden sein", sagt Lobenstein.

Finanzielle Sorgen treiben die "Bürger für Bürger" nicht um. Denn bei den meisten Ressorts werden geringe Gebühren verlangt, sie tragen sich somit selbst. "Sozialcard"-Inhaber erhalten häufig Ermäßigungen. Die Stadt bezahlt die Miete einer Wohnung, die unter anderem als Büro und Mittelpunkt der Mutter-Kind-Gruppen dient. Spenden fließen, wenn auch nicht reichlich. Doch die 1000 Euro des Lions Clubs Wolfratshausen-Geretsried, die der Verein kürzlich erhielt, nennt Freundorfer einen Segen. Die Spende werde genutzt, um Helfer weiterzubilden: "Das stärkt das Selbstwertgefühl, und die Horizonterweiterung kommt sofort bei den Menschen an."

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