Budget-Hotel für Bad Tölz:300 Betten ohne Sterne

Budget-Hotel für Bad Tölz: Ein neuer Parkplatz soll im südlichen Klinik-Garten entstehen. Die bisherigen Stellflächen an der Arzbacher Straße müssen dem Hotel und dem Sportstudio weichen.

Ein neuer Parkplatz soll im südlichen Klinik-Garten entstehen. Die bisherigen Stellflächen an der Arzbacher Straße müssen dem Hotel und dem Sportstudio weichen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Stadtrat ebnet den Weg für Wohnblöcke und ein Budget-Hotel an der Arzbacher Straße. Im nahen Klinik-Garten soll ein großer Parkplatz entstehen.

Von Klaus Schieder

Der Tölzer Stadtrat öffnet die Tür für das Hotelprojekt an der Arzbacher Straße. Mit großer Mehrheit beschloss das Gremium am Dienstagabend, dafür gleich drei Bebauungspläne aufzustellen: einen für die fünf zwei- bis dreigeschossigen Wohnblocks mit Eigentumswohnungen, einen für das Hotel mit knapp 300 Betten und das mehrstöckige Sportstudio "Sensofit", einen für den neuen Parkplatz im Süden des Klinik-Gartens, der den bestehenden Stellplatz an der Arzbacher Straße, der den Neubauten weichen muss, ersetzen soll.

Bürgermeister Josef Janker (CSU) verteidigte nochmals das Projekt, das der österreichische Investor Arcus gegenüber seinem Konzept von 2015 erheblich abgespeckt hat. Tourismus sei für Tölz ein wichtiger Hebel, um die Zukunft selbst zu gestalten, meinte er. Schließlich wolle man nicht irgendwann nur noch "eine Vorstadt einer Metropole mit Bahnanschluss" sein.

Mit dem Hotelbau sind nicht alle glücklich. So bemängelten Anlieger in einem gemeinsamen Schreiben, dass das neue Haus ohne ein Alleinstellungsmerkmal sei. Zudem befürchten sie, dass die beiden großen Tiefgaragen auf dem Gelände zu Problemen mit Grund- und Schichtenwasser in ihren eigenen Häusern führen. Kritiker des Projekts bezeichnete Janker ironisch als "ausgewiesene Fachleute". Die Stadt werde weiter Projektentwicklern und Investoren vertrauen. Tölz brauche neue Gastgeber und neue Betten, um unter anderem Tagungsgäste unterzubringen. Dabei ficht Janker nicht an, dass das Arcus-Hotel ohne Sterne auskommen soll: "Die Branche setzt auf Budget-Hotels, das ist weder billig noch uncharmant, sondern zeitgemäß." Fakt sei, dass "Luxus-Hotellerie nicht unbedingt nach Tölz" passt.

Gegen den Bebauungsplan für die fünf Wohnblocks stimmte Richard Hoch (Grüne). Diese Anlage sei ihm zu massiv, erklärte er: "Das ist schon eine dicke Kröte, die ich da schlucken muss." CSU-Fraktionssprecher Ingo Mehner forderte die Stadtverwaltung auf, das Risiko zu bannen, dass Arcus erst die Wohnblocks baut, "und dann kein Hotel". Dies könne man über einen städtebaulichen Vertrag entsprechend regeln, erwiderte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Außerdem liege dies auch am Stadtrat. "Es ist in unserer Hand, wann wir welchen Beschluss fassen." Notfalls sei es auch möglich, das gesamte Verfahren einzustellen - "wenn die Gefahr besteht, das Hotel kommt nicht".

Auf die Furcht der Anwohner vor Problemen mit dem Grundwasser ging Margot Kirste (FWG) ein. Die Entwässerung sei "ein großes Thema", sagte sie. Zum einen deshalb, weil "viel Fläche versiegelt wird". Zum anderen auch wegen des Klimawandels, der Prognosen zufolge am Alpenrand und in Bad Tölz zu erheblich mehr Niederschlägen führen werde. "Die Sorgen, wie wir mit Wasser umgehen, sind durchaus berechtigt."

Im Zuge des Bebauungsplanverfahrens soll ein Entwässerungskonzept von einem Fachmann erstellt werden. Darauf verwies Bauamtschef Fürstberger. Vielleicht müsse man wegen der unterirdischen Wasserströme die Tiefgaragen am Ende sogar anders planen. Für Janker ist Arcus als Projektentwickler gut beraten, vor dem Bau ein Beweissicherungsverfahren zu machen: "Damit ihm nicht jeder Keller, der schon seit 20 Jahren nass ist, ans Bein gebunden wird."

Der neue Parkplatz im Klinik-Garten soll knapp 150 Stellflächen umfassen. Nach einem früher erstellten Lärmgutachten lägen die Immissionswerte deutlich unter dem Grenzwert, auch für das kleine Gewerbegebäude und das Wohnhaus an der Ecke Arzbacher Straße/B 472, teilte Fürstberger mit. Das Wohnhaus wolle man dennoch mit einer Lärmwand schützen. Camilla Plöckl (SPD) und Christof Botzenhart (CSU) regten an, die Asklepios-Klinik an den Kosten zu beteiligen. 90 Prozent des bisherigen Parkplatzes würden von Krankenhaus-Mitarbeitern belegt, so Plöckl.

Mit Blick auf das Aus für die Geburtshilfe erklärte Franz Mayer-Schwendner (Grüne): "Die Stadt braucht Asklepios, Asklepios braucht auch die Stadt mit den Parkplätzen." Komme es bei der Geburtenstation zu einer Lösung, könne man "auch in anderen Punkten gut miteinander arbeiten".

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