Brunnen in Penzberg:Der Esel schluckt 14 000 Liter Wasser am Tag

Der neue Brunnen am Stadtplatz verbraucht so viel Frischwasser wie ein kleines Wohnviertel. Dafür gibt es bei der Bürgerversammlung Kritik, aber auch Zuspruch.

Von Alexandra Vecchiato

Mit diesem Wasserverbrauch hatte im Penzberger Rathaus anscheinend niemand gerechnet. Fast 14 000 Liter sprudeln täglich aus dem "Wasserträger"-Brunnen auf dem Stadtplatz, wenn er in Betrieb ist. Kurzerhand hatte man ihn deshalb abgedreht - früher als turnusmäßig Ende Oktober die übrigen Brunnen in Penzberg. Nun steht der im Volksmund Esel genannte Wasserspeier buchstäblich auf dem Trockenen. Im nahe gelegenen Rathaus will man die Winterpause nutzen, um Lösungen zu finden, den enormen Wasserverbrauch zu reduzieren.

Die Verwaltung hatte den Auftrag, die Wasserverbräuche aller Penzberger Brunnen zu eruieren. Zunächst wurde den Stadträten mitgeteilt, der Esel-Brunnen würde lediglich 200 Liter am Tag verbrauchen. Kurze Zeit später musste das Bauamt diese Aussage revidieren. Bis dahin galt der Brunnen an der Ahornstraße mit 7500 Litern als Spitzen-Verschwender. Mit 14 000 Litern entspricht der Wasserverbrauch des Esels dem durchschnittlichen Tagesverbrauch von rund 110 Menschen.

Der Wasserverbrauch war auch Thema in der Bürgerversammlung am Dienstag. Dass Stadtbaumeister Justus Klement an der Zeitschaltuhr des Brunnens drehen wolle, um eine Verbesserung herbeizuführen, erinnere ihn doch zu stark an den "Rosaroten Panther", meldete sich Georg Schuster zu Wort. Für ihn sei der Brunnen fehlerhaft konzipiert, die Düsen müssten verkleinert werden; das Becken, in dem die Bronze steht, sei zu schmal, was zur Folge habe, dass zu viel Wasser auf den Platz spritze. Von der Verwaltung wollte Schuster wissen, ob sie sich Gedanken über eine Reduzierung gemacht habe. Man sei im Findungsprozess, so die Antwort. Klement erklärte, es werde eine Entscheidung im Frühjahr geben - spätestens Mai, wenn die Brunnen wieder aufgedreht werden.

Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteilos) betonte, dass der Esel-Brunnen viel Freude auf den Stadtplatz gebracht habe. "Wir können auch alle ausdrehen, so ist es nicht", sagte sie. Aber ein Brunnen gebe nun mal Wasser von sich - und das werde der Esel künftig weiterhin tun, da es sich eben um einen Brunnen und nicht um Kunst im öffentlichen Raum handle. Zudem sei Penzberg nicht die einzige Stadt mit einem Brunnen, der einen hohen Frischwasserverbrauch habe.

Wo Sparsamkeit sinnvoll ist

Der Mensch braucht sauberes Wasser etwa zum Zubereiten von Speisen und Getränken, zur Körperpflege, zum Abwaschen oder zum Wäsche waschen - im Mittel 120 Liter pro Person und Tag. Kein Problem für das wasserreiche Land Deutschland. Nur in wenigen Regionen ist es nach Angaben des Umweltbundesamtes sinnvoll, Wasser zu sparen. Auch ansonsten sieht die Behörde es für wichtig an, Wasser zu sparen - allerdings bezieht sie sich bei diesem Appell vorwiegend auf Warmwasser. Denn für dieses Wasser zum Duschen oder Baden muss zusätzliche Energie aufgewandt werden. Warmwassersparen ist deshalb aktiver Klimaschutz.

Anders beim Kaltwasser: In Privathaushalten wird immer weniger Wasser verbraucht. Dieses zu sparen, ist laut Umweltbundesamt weniger relevant für Haushaltskasse und Umwelt. Die Wasserversorger schlagen sogar Alarm: Verbraucher sollten ihrer Meinung nach nicht weiter Wasser sparen oder sogar wieder mehr Wasser nutzen, da nicht mehr genug Wasser durch die Leitungsnetze fließt und diese extra gespült werden müssen. veca

Rückenstärkung erhielt Zehetner von Fini Kleinen. Sie berichtete, dass Mütter ein "gutes Gefühl" hätten, ihre Kinder in einem Brunnen mit dieser Wasserqualität spielen zu lassen. Da hätten sich die Verantwortlichen "endlich was dabei gedacht". Rechtlich gesehen unterliegt Frischwasser zwar nicht denselben Standards wie Trinkwasser. Die Stadt ist mit dieser Deklarierung abgesichert, sollte das Wasser verschmutzt werden. Frischwasser kann aber ohne Bedenken verschluckt werden.

Der "Wasserträger", den der Seeshaupter Bildhauer Michael von Brentano eigens für den Stadtplatz schuf, war von Anfang an umstritten. Als er am 28. Juli dieses Jahres eingeweiht wurde, schien die Kritik langsam zu verstummen. Das Fabeltier mit seinen bunten Wasserbehältern erfreut sich vor allem bei Kindern großer Beliebtheit.

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