Brot und Spiele:Prinz Orlofsky auf der Wiesn

Traudl Bergau bringt eine bajuwarische "Fledermaus" auf die Bühne

Interview von Stephanie Schwaderer

Die Ickinger Juristin und Opernliebhaberin Traudl Bergau (Foto: hap) wirkt wieder als Mäzenin und Kulturorganisatorin im Isartal. Sie holt die "Fledermaus" von Johann Strauss von Wien nach Wolfratshausen. Auch versierte Operettenfreunde dürften dabei Überraschungen erleben.

SZ: Was sind die besonderen Merkmale dieser bajuwarischen "Fledermaus"?

Traudl Bergau: Eigentlich spielt die Geschichte Ende des 19. Jahrhunderts: Wien, Fin de Siècle, Prinz Orlofsky lädt in einen Ballsaal ein. Aber jetzt stellen Sie sich die Loisachhalle vor! Das geht nicht. Nie und nimmer schafft man dort die Atmosphäre eines Ballsaals. Auch die Kostüme wären unglaublich teuer geworden. Also haben wir beschlossen, die Handlung ins Hier und Heute zu verlagern. Passend zum Oktoberfest findet das Fest in einem bayerischen Bierzelt statt.

Wer genau hatte diese Idee?

Die Regisseurin Stefanie Heinrich. Sie hat bis jetzt jede meiner Produktionen erfolgreich geprägt.

Welche Rolle kommt Ihnen zu?

Ich bin die Organisatorin und damit für alles irgendwie zuständig. Außerdem gehört es zu meinen Aufgaben, am Ende für das Defizit geradezustehen.

Wie viel Geld steckt in dem Projekt?

Viel Geld. Aber es ist auch immer wieder faszinierend zu sehen, wie aus dem Nichts etwas entsteht.

Als Organisatorin müssen Sie ganz verschiedene Akteure unter einen Hut bringen. Wie gelingt das?

Sehr gut, weil alle professionell sind. Die Arcis Vocalisten, die als Veranstalter fungieren, sind nicht nur musikalisch toll, sondern auch sehr spielfreudig, die machen alles mit. Die Sänger müssen sich natürlich erst einmal aneinander gewöhnen. Insgesamt sind es schon sehr viele Leute, die da zusammenkommen: 31 Orchester- und 27 Chormitglieder, zehn Solisten, ein musikalischer Leiter, eine Regisseurin, drei ältere Herren als Bühnenarbeiter - darunter mein Mann - und natürlich die Irschenhauser Blaskapelle und Stofferl Well von der einstigen Biermösl Blosn. Er ist sensationell! Was er sich alles einfallen lässt! Der Zellenschließer Frosch ist ja eigentlich eine Sprechrolle, aber er hat sie ganz neu interpretiert.

Brot und Spiele: Foto: Hartmut Pöstges

Foto: Hartmut Pöstges

Erweitern Sie die Bühne wieder in den Zuschauerraum hinein?

Ja, es gibt wieder einen Steg, und die Zuschauer sitzen rundum wie in einer Arena. Karten für die Querreihen gibt es nur an der Abendkasse, weshalb wir auch allen Spätentschlossenen einen guten Platz garantieren können.

Sie investieren viel Zeit und Geld in Ihre Musikprojekte. Warum ausgerechnet in die "Fledermaus"?

Thomas Gropper, der Leiter der Arcis Vocalisten, lebt in Egling und möchte sich hier stärker engagieren. Er schlug mir vor, eine Barockoper in die Loisachhalle zu bringen. Aber davon habe ich ihm abgeraten. Als Entree, dachte ich, sollte es etwas mit deutschem Text sein und eine Aufführung, in die jeder gerne geht. Die "Fledermaus" und Stofferl Well - ich denke, das zieht.

Premiere am Mittwoch, 1. Oktober, weitere Aufführungen 2.,3.,7. und 10. Oktober, Beginn 19.30 Uhr; Karten zu 23, 28 und 33 Euro bei Schreibwaren Baumgartner (Icking), im Rathaus Wolfratshausen, über München Ticket und an der Abendkasse

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