Brot und Spiele:"Etwas, das sie nie gesehen haben"

Planetarium Tölzer Marionettentheater
(Foto: Manfred Neubauer)

Albert Maly-Motta lädt in unbekannte Sphären ein

Interview von Stephanie Schwaderer

Albert Maly-Motta tritt am Wochenende zwei unterschiedliche Sternenreisen an: Am Freitag, 27. Oktober, erklärt er als Leiter des Tölzer Planetariums seinen Gästen den Himmel, während die Wackersberger Harfenistin Stephanie Schwarz Melodien "Zwischen Tag und Traum" erklingen lässt; tags darauf feiert er als Puppenspieler das zehnjährige Bühnenjubiläum des Stücks "Der Kristallplanet" im Tölzer Marionettentheater.

SZ: Sie sehen ja einem himmlischen Wochenende entgegen.

Albert Maly-Motta: Das kann man so sagen! Die Abende mit der Harfenistin Stephanie Schwarz sind immer sofort ausverkauft, dieses Programm ist einfach schön.

Die Harfe wird auf religiösen Bildern gerne Engeln in die Hände gelegt. Passt Sie Ihrer Ansicht nach auch zur Astronomie?

Sie passt zu unserem Planetarium. Das ist ein Raum mit einer ganz eigenen Stimmung. Unter dem Sternenhimmel kommt man leicht ins Philosophieren: Was sehen wir? Was können wir sehen? Gibt es da noch etwas anderes?

Zum Beispiel einen Planeten, auf dem intelligente Kristalle leben?

Der Kristallplanet ist ein gedankliches Konstrukt. Das Stück hat Herbert W. Franke, der wohl bekannteste deutschsprachige Science-Fiction-Autor, für uns geschrieben. Wir haben damals gemeinsam überlegt: Was ließe sich Spezifisches für unser Theater machen? Und da waren wir schnell beim Thema Marionetten-Regime - einer Gesellschaft, in der alle Menschen kontrolliert werden. In der Geschichte geht es um eine Expedition, die zu einem Planeten geschickt wird, auf dem die Intelligenz in Kristalle gebunden ist. Daheim aber sitzen die Leute, welche die Fäden in der Hand haben und die Strippen ziehen.

Puppenspiel und Science-Fiction - das passt auf den ersten Blick so gar nicht zusammen. Was hat Sie gereizt?

Genau das. Wir haben in diesem Stück erstmals modernste Multimedia-Technik und traditionelles Figuren-Spiel gemischt. Als Puppenspieler kann man ja leicht die Schwerkraft aufheben und die Marionetten schweben lassen. Das erste Raumschiff, das ich entworfen habe, sah allerdings aus wie ein fliegendes Kondom - unmöglich! Da sagten wir uns: Das lagern wir aus. So sind wir auf die Idee mit der Computer-Animation und den virtuellen Kulissen gekommen und haben den klassischen Bühnenrahmen gesprengt.

Wie kommt dieses Stück an?

Premiere hatte es zum 80. Geburtstag von Herbert W. Franke. Damals dachte ich, wir würden es vielleicht noch vier-, fünfmal spielen. Tatsächlich haben wir den Kristallplaneten nun seit zehn Jahren im Programm. Für mich ist es jedes Mal wieder ein Abenteuer. Zum einen, weil es auf der Bühne eine ganz eigene Sache ist, die nichts mit dem zu tun hat, was wir sonst machen. Zum anderen, weil das Publikum sehr unterschiedlich reagiert. Das reicht von totaler Begeisterung bis zu Verblüffung. Einmal habe ich auch einen bösen Brief bekommen. Das finde ich gut. Warum zum Teufel soll ich das machen, was die Leute erwarten? Theater muss überraschen! Ich will meinen Gästen etwas zeigen, was sie noch nie gesehen haben.

"Der Kristallplanet", Samstag, 28. Oktober, 19.30 Uhr, Marionettentheater, Am Schlossplatz 1, Bad Tölz, Karten zu 19/17/12 unter Tel. 08041/78 67 15

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