Brot und Spiele:"Alles außer Waffen"

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Edi Weilguni schmiedet an diesem Wochenende nicht wie üblich in Geretsried, sondern am Walchensee. (Foto: privat)

Edi Weilguni ist Schmied beim Wikinger-Markt am Walchensee

Interview von Stephanie Schwaderer

Edi Weilguni (Foto privat) ist Kunstschmied und betreibt eine Werkstatt in Geretsried. An diesem Wochenende entfacht der 56-Jährige sein Schmiedefeuer am Walchensee und schwingt den Hammer beim siebten Wikingermarkt im Filmkulissendorf "Flake". Dabei dürften ihm wieder mehrere tausend Besucher zuschauen.

SZ: Liegt Ihr Kostüm schon bereit?

Edi Weilguni: Das liegt immer bereit. Ebenso wie das Wohn- und Schlafzelt, das Schmiedezelt und die ganze Ausrüstung, die man sonst noch so braucht - Esstisch und Bank, Klappbetten, Felle, Geschirr.

Sie sind ein leidenschaftlicher Wikinger?

Kein leidenschaftlicher Wikinger, sondern ein leidenschaftlicher Schmied! Und ich liebe Mittelalter-Märkte. Vor 20 Jahren bin ich schon nach Kaltenberg gefahren und habe die Leute beneidet, die dort ihre Zelte aufbauen und abends am Feuer sitzen durften. Mittlerweile bin ich selbst dabei. Ebenso wie meine Frau und meine Tochter, die mich auch diesmal wieder begleiten und unterstützen.

Was schmieden Sie denn so in Flake?

Alles, was auf einem Lagerplatz gebraucht wird. Das geht bei Zelt-Heringen los über Essbesteck bis hin zu Dreibeinen für den Gulaschtopf. Auch Broschen mache ich gerne, so genannte Fibeln mit Nadeln, oder Kettenglieder. Einfach alles, was aus Eisen ist - alles außer Waffen. Mit denen hab ich nichts am Hut. Ich bin kein Waffenschmied und will auch keiner sein.

Und was kommt bei den Leuten an?

Das ist von Markt zu Markt unterschiedlich. Als wir zuletzt in Wackersdorf in Niederbayern waren, wollten die Leute vor allem Räucherhaken. Beim letzten Wiki-Markt am Walchensee waren Miniatur-Hufeisen der Renner, die sich Kinder an Ketten um den Hals hängen können. Bei den Frauen kamen auch Schmuckstücke in Blatt- und Schneckenform gut an. Die Männer sagen eher: "Mach mir mal einen g'scheiten Grillspieß."

Mittelalter-Märkte boomen. Verdient man als Aussteller gut?

Eher nicht. Ich gehe in die Arbeit, um mir die Märkte leisten zu können. Das ist mein Hobby. Mein Ziel ist es immer, so rauszukommen, dass mit den Einnahmen die Kosten für Benzin, Essen und Trinken abgedeckt sind.

Worin besteht für Sie dann der Lohn?

Wenn die Leute mit glänzenden Augen dastehen, vor allem die Kinder und die Frauen, die Begeisterung in ihren Augen - das ist für mich auch eine Art Bezahlung. Und natürlich die ganze Show: Man muss ja immer ein bisschen Blödsinn machen und die Leute zum Lachen bringen. Neulich habe ich einen Korkenzieher für Linkshänder geschmiedet. Ein Mann, Rechtshänder, hat ihn ausprobiert und war völlig genervt: "Den kannst' wegschmeißen", hat er zu mir gesagt. Und ich hab geantwortet: "Komm nächstes Jahr wieder, dann kriegst eine Anleitung dazu." So etwas macht mir Freude.

Der siebte Wikingermarkt in Walchensee findet am Wochenende, 5. und 6. September, statt und wird am Samstag um 10 Uhr eröffnet. Nach dem Einzug der Lagergruppen (Samstag 11.30 Uhr, Sonntag 11 Uhr) gibt es Bogenturniere, Schaukämpfe und eine Feuershow (Samstag, 21 Uhr). Ganztägig sind alte Handwerkstechniken zu sehen. Kinder haben freien Eintritt, Erwachsene zahlen 5 Euro. 2008 war am Walchensee der Film "Wickie und die starken Männer" gedreht worden. Ein Teil der Filmkulisse ist ganzjährig aufgebaut.

© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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