Brot & Spiele:"Sie war aus ihrer Zeit gefallen"

Brot & Spiele: Foto: privat

Foto: privat

Wilma Pfeiffer über Leben und Wirken Alma Mahlers

Interview von Anja Brandstäter

Alma Mahler (1879-1964) gehörte zu den schillerndsten Frauenpersönlichkeiten ihrer Zeit: Sie war mit Gustav Mahler, Walter Gropius und Franz Werfel verheiratet und lebte zahlreiche Liebschaften und Affären, während das Leben einer Frau zu jener Zeit gewöhnlich auf den eigenen Haushalt beschränkt war. Zudem pflegte sie Freundschaften mit Künstlern wie Thomas Mann, Lion Feuchtwander und Hugo von Hofmannsthal. Die Penzberger Kulturwissenschaftlerin Wilma Pfeiffer und der Historiker Walter Stelzle haben Alma ein literarisches Programm gewidmet, das sie nun in der Reihe "Wiener Café" der Stadtbücherei Penzberg vorstellen.

SZ: Was fasziniert Sie persönlich am meisten an Alma Mahler?

Wilma Pfeiffer: Sie war eine außergewöhnlich starke Frau, die aus ihrer Zeit gefallen ist. Alma lebte ein völlig unkonventionelles Leben, das in der Wiener Gesellschaft sehr viele negative Reaktionen auslöste. Mit ihrer starken Ausstrahlung zog sie viele Künstlerpersönlichkeiten an.

War sie selbst Künstlerin?

Sie war eine gute Pianistin und komponierte auch. Aber vor allem sie Muse und inspirierte Liebhaber und Freunde zu künstlerischen Höchstleistungen. Sie erkannte deren Potenziale und unterstützte sie. Andererseits hat sie sich durch ihre Männer Ansehen verschafft.

Gehen Sie in Ihrem Programm auch auf ihre Zeit im Exil ein?

Wilma Pfeiffer: Ja, ihr Verhältnis zu Juden war sehr zwiespältig. Sie neigte zum Antisemitismus, obwohl viele ihrer Freunde und ihre Ehepartner Gustav Mahler und Franz Werfel Juden waren. Mit Werfel emigrierte sie in die USA und lebte in Los Angeles, wohin viele deutsche und österreichische Emigranten flohen. Dort lernte sie wiederum so bedeutende Persönlichkeiten wie Benjamin Britten oder Leonard Bernstein kennen.

Welche Rolle übernimmt Walter Stelzle an diesem Abend?

Walter Stelzle beleuchtet als Historiker die Zeit, in der Alma lebte. Dadurch werden Zusammenhänge klarer. Wir lesen aus Briefen, die Almas Männer geschrieben haben, tragen vor, was Literaten über sie verfassten, und erzählen Anekdoten, so dass der Abend sehr abwechslungsreich wird.

Ihr Abend findet in der Reihe "Wiener Café" statt. War das ein Ort, den Alma liebte?

Alma nicht so sehr, dafür aber zum Beispiel Franz Werfel. Wenn er in Wien war, traf er sich mit seinen Freunden allabendlich im Kaffeehaus. Um seine literarische Produktion zu steigern und damit auch ihren unersättlichen Geldbedarf zu stillen, hat Alma ihn auf dem Land kaserniert.

"Alma und ihre Liebhaber", literarisches Programm mit Wilma Pfeiffer und Walter Stelzle, Stadtbücherei Penzberg, Mittwoch, 21. September, Beginn 19.30 Uhr, Eintritt 5 Euro

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: