Bronzekünstler:Aus zwei mach drei

Der Söckinger Bildhauer Max Wagner musste für die Münsinger Loriot-Badewannen die Dimensionen erweitern

Von Katja Sebald

Meine künstlerische Leistung bestand darin, dass ich aus etwas Zweidimensionalem etwas Dreidimensionales gemacht habe", sagt Max Wagner bescheiden über seine Beteiligung an dem Denkmal, das die Gemeinde Münsing ihrem Ehrenbürger Vicco von Bülow aufgestellt hat. Der Starnberger Bildhauer verweist lieber auf seinen Kollegen Ernst Grünwald, der nicht nur Dritter Bürgermeister in Münsing ist, sondern auch hinsichtlich Konzeption und Koordination für das Denkmal auf dem dortigen Dorfplatz verantwortlich zeichnet.

Freilich, es war nicht irgendeine zweidimensionale Vorlage, es waren immerhin die legendären "Herren im Bad", Herr Müller-Lüdenscheidt und Herr Dr. Klöbner, aus einem der beliebtesten unter den vielen beliebten Sketchen von Loriot, ausgestattet mit zwei stattlichen Exemplaren der "Knollennasen", die den Zeichner und Humoristen berühmt gemacht haben. "Ich habe versucht, den beiden Herren eine plastische Form zu geben", sagt Max Wagner, "das ist nicht so einfach, denn in der Zeichnung reicht zum Beispiel ein Strich, um ein Auge darzustellen, bei einer Bronzeplastik geht das nicht." Da es auch um Urheberrechte und um eine Autorisierung seiner Umsetzung ging, seien die Figuren in enger Abstimmung mit der Witwe und der Tochter von Loriot erfolgt. Ansonsten aber, so Wagner, seien die zwei Bronzebüsten einfach eine Auftragsarbeit gewesen - auch wenn die Knollennasenmännchen ein wohl eher ungewöhnlicher Porträtauftrag gewesen sein dürften.

Max Wagner in seinem Atelier

Max Wagner mit einer eigenen Kreation.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der 1956 in Straubing geborene Wagner, der an der Münchner Akademie eine klassische Bildhauer-Ausbildung absolvierte und seit Mitte der 1980er Jahre in Starnberg lebt, hat sich auch als Porträtist einen Namen gemacht. Er entwarf einige Büsten berühmter Persönlichkeiten für die Ruhmeshalle an der Bavaria, unter anderem die von Bert Brecht und Carl Orff. An einen Porträtauftrag erinnert er sich besonders gerne: Für das Denkmal für Oskar Maria Graf, das die Gemeinde Berg ihrem berühmtesten Sohn 1994 zu dessen hundertstem Geburtstag aufstellen ließ, hatte er neben zahlreichen Fotos auch eine sozusagen dreidimensionale Vorlage: Die Tochter des Schriftstellers, die ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich war, saß ihm damals Modell.

Spätestens mit dem Denkmal für den "Spaziergänger" Sigi Sommer erlangte Wagner auch überregionale Bekanntheit: Die lebensgroße und extrem lebensechte Bronzefigur steht am Roseneck mitten in der Münchner Fußgängerzone. Solche Aufträge und Kunst-am Bau-Projekte seien das "Brot" des Bildhauers, erklärt Wagner. Bronzefiguren, so zumindest seine Beobachtung, sind aber in den letzten Jahren ein wenig aus der Mode gekommen.

"Früher war die Bronzewerkstatt in der Akademie einer der wichtigsten Bereiche, und wir haben während des Studiums noch jeden Tag mit Ton und Gips rumgesaut", sagt Wagner, der nach dem Diplom vier Jahre lang als Assistent seines Professors Erich Koch arbeitete. Heutzutage seien in den Jahresausstellungen kaum noch bildhauerische Arbeiten zu sehen, für die man eine Gießerei braucht. Besonders unglücklich ist Wagner allerdings nicht, wenn er einmal keinen Auftrag hat. So bleibt ihm neben seinem Lehrauftrag an einer privaten Akademie in Kolbermoor und den Bildhauerkursen, die er in seinem Söckinger Atelier gibt, mehr Zeit für seine freien Arbeiten.

Bronzekünstler: Für den Münsinger Brunnen musste Wagner dagegen eine fremde Zeichnung ins Dreidimensionale umsetzen.

Für den Münsinger Brunnen musste Wagner dagegen eine fremde Zeichnung ins Dreidimensionale umsetzen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

"Ich bin einfach gerne in der Werkstatt", sagt er, und schon der Weg dorthin ist ein Vergnügen: Am liebsten legt er die Strecke von seinem Wohnort Wangen nach Söcking mit dem Fahrrad zurück, gerne mit ein paar Umwegen. Seit einigen Jahren entstehen unter Wagners Händen Arbeiten in Ton, Holz, Metall und auch auf Papier, die stark von sogenannter primitiver Kunst beeinflusst sind. Die erste Begegnung mit afrikanischen Masken im Kunstunterricht am Gymnasium bezeichnet er als eines der Schlüsselerlebnisse für seinen späteren Werdegang.

Die Freundschaft mit dem Villa-Waldberta-Stipendiaten Kofi Setordji und ein Besuch bei ihm in Ghana im Jahr 2006 haben seine Beziehung zu Afrika noch einmal vertieft und erweitert - nicht nur hinsichtlich ästhetischer Fragen, sondern auch hinsichtlich einer deutlich gelasseneren Einstellung zum Leben. So präsentierte er etwa bei den diesjährigen "Offenen Ateliers" ein wundersam spielerisches und sinnliches Stillleben aus Frucht- und Eierformen, Kapseln, Samen und Fruchtbarkeitsfetischen, einen ganzen Tisch voller kleiner Objekte aus Ton oder Gips, glatt oder mit feingliedrigen Oberflächenstrukturen überzogen. Reduzierte Kopfformen, Figuren, Reliefs und Drucke wie geheimnisvolle Schrifttafeln sind hingegen in seiner Ausstellung "tutto a posto!" versammelt, die noch bis zum 18. Februar 2018 in den Räumen der Firma Compact Dynamics in Starnberg zu sehen ist.

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