Bildung:Vom Leben fürs Leben lernen

Christa Kaminsky

Die Montessori-Schüler sollen in der siebten und achten Klasse vier Wochen dort verbringen und selbst einkaufen, kochen und handwerklich arbeiten.

(Foto: Manfred Neubauer)

Dietramszeller Montessorischule will Haus im Chiemgau kaufen, in dem sich Schüler selbst versorgen

Von Benjamin Engel, Dietramszell/Aschau

Die Schüler sollen nach der Lehre von Maria Montessori in der Pubertät außerhalb von Schule und Elternhaus für sich selbst verantwortlich sein. Dazu zählt, eigenständig zu wirtschaften, handwerkliche und kaufmännische Fähigkeiten zu entwickeln. Um diesen sogenannten Erdkinderplan an einem festen Ort umzusetzen, steht die Dietramszeller Montessorischule nun kurz vor dem Kauf eines Hauses im Chiemgau. Die Behörden müssen nur noch die Nutzungsänderung genehmigen, dann kann der Kauf endgültig abgeschlossen werden. Die Schule hat das erforderliche Geld dank großzügiger Anschubfinanzierung und Kredite weitgehend eingenommen. Weitere Spender werden noch gesucht.

Vor zwei Jahren hatte die Schule das pädagogische Konzept, an einem außerschulischen Lernort "vom Leben fürs Leben" zu lernen, bereits umgesetzt. Doch zum Schuljahresende lief der Mietvertrag für ein ehemaliges Wirtshaus bei Arzbach aus. Wie die Elternbeiratsvorsitzende Gesa Greve sagt, habe die Schule nun den idealen Ort im Weiler Hainbach (Gemeinde Aschau) im Chiemgau gefunden, rund 67 Kilometer vom Kloster in Dietramszell entfernt.

Die Siebt- und Achtklässler der Montessorischule werden in dem historischen Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert je vier Wochen verbringen. An den Wochenenden geht es nach Hause. Laut Greve wird der Förderverein Montessori Erdkindergarten Dietramszell das Haus kaufen. Die Schule kann es nutzen. Außerdem sollen andere Bildungseinrichtungen das Gebäude als Schullandheim mieten können. Auch für den Seminare oder als Ferienhaus soll das Haus angeboten werden.

1828 wurde das Haus mit den alten Materialien an anderer Stelle im Grundstück neu errichtet und in den 1970er-Jahren als Privathaus umgebaut. Das damals eingebaute Schwimmbad und die Sauna müssen noch zurückgebaut werden. Von den 300 Quadratmetern Wohnfläche sind etwa 220 Quadratmeter für die Schüler, Seminar- und Lehrbereiche sowie eine Werkstatt vorgesehen. Zudem soll eine Sozialpädagogin ganzjährig in einer Wohnung untergebracht sein.

Zum Grundstück zählen sechs Hektar Grund mit zwei Bachläufen und eigener Quelle. Das Haus ist von Weideland umgeben. Zudem gibt es eine kleine Werkstatt in der früheren Nagelschmiede, für die noch ein Schmiedrecht existiert. Der Standort sei für das Vorhaben passend, sagt Greve. Das Haus stehe in bergiger Umgebung mitten in der Natur. Zu ihr den Bezug zu stärken, sei wichtiger Bestandteil im Erdkinderplan. Die Schule überlegt, Obstbäume zu pflanzen und Tiere zu halten. Beim Umbau packten auch die Eltern mit an.

Während ihres Aufenthalts kaufen die Montessori-Schüler selbst ein, kochen, waschen oder pflanzen. Sie bauen Betten, Tische oder Schränke und verkaufen eigens hergestellte Produkte. Der Lehrplan wird in die alltäglichen Arbeiten integriert. Regulärer Unterricht von einer Stunde am Tag ist eingeschlossen.

Die Schule will mit Muttersprachlern zusammenarbeiten, beispielsweise für Projekte mit einem britischen Schreiner, der mit den Schülern während der Arbeit nur Englisch spricht. So ließen sich Kreativität und Intelligenz viel besser fördern als im normalen Schulunterricht, sagt Greve. Die Schüler lernten wesentlich tiefgreifender.

Förderverein Montessori Erdkinderplan Dietramszell, Spendenkonto: Ethikbank DE46 8309 4495 0003 2032 80

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