Bichler Hof:Ausgebremster Tourismus

IHK kritisiert Widerstand gegen Hotelprojekte in Bad Tölz

Der Tourismus in Bad Tölz entwickelt sich nur mit angezogener Handbremse: Zu dieser Einschätzung kam der Regionalausschuss der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern in seiner jüngsten Sitzung in der eMotion-Base der Tölzer Sportjugendherberge. "Die Wertigkeit des Tourismus und dessen Bedeutung für die Kurstadt kommt in der Öffentlichkeit nicht an", fasst Pressesprecher Aaron Gottardi das Ergebnis des Arbeitstreffens zusammen.

Nach dem Ende der Sozialkur sei die Branche in Tölz im Grunde genommen gut aufgestellt, meinte Kurdirektorin Brita Hohenreiter. Mit ihrer Lage, ihrer Infrastruktur und ihrer Anbindung hat die Stadt ihrer Ansicht nach "klare Standortvorteile gegenüber anderen Destinationen". Was fehlt, sind allerdings Hotelbetten in allen Kategorien, die zeitgemäß sind. Das zeigte die vor Kurzem vorgestellte Hotelbedarfsanalyse der Treugast Unternehmensberatungsgesellschaft mbH aus München. Dieses Ergebnis habe "bei Vielen für Ernüchterung gesorgt", sagte Hohenreiter.

In diesem Zusammenhang kritisierte sie unter anderem den Widerstand gegen Hotelvorhaben wie etwa am Bichler Hof. "Obwohl der Tourismus wesentlich zum Wohlstand der Stadt beiträgt, sperren sich Bürger und leider auch Unternehmer gegen dringend notwendige Projekte", sagte die Kurdirektorin. Deshalb sei es schwierig, zusätzliche Angebote in Form neuer Bettenhäuser zu schaffen. Und dies, obwohl der Fremdenverkehr einen Bruttoumsatz von jährlich mehr als 86 Millionen Euro ausmache, wie die Zahlen der Wirtschaftsförderung belegten. Auch Renate Waßmer bedauerte, dass Infrastrukturprojekte immer weniger Unterstützung in der Gesellschaft bekämen, dies sei bei Hotels nicht anders. Eine solche Einstellung gefährde jedoch die Zukunft des Standortes, meinte die stellvertretende Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses. "Deshalb müssen wir uns als Stimme der regionalen Wirtschaft mehr als bisher aktiv in die öffentliche Meinungsbildung einbringen."

Ein weiteres Thema war die Digitalisierung in der Tourismus-Branche. Dem IHK-Experten Christian Nordhorn zufolge gehört zu den wichtigsten Trends momentan die Nutzung von Big Data für individuelle Kundenangebote. Ebenso wichtig sei, das Potenzial von virtueller und erweiterter Realität auszuschöpfen, Stichwort: augmented reality. Die Reise des Kunden durch die Angebote, ehe er sich dann für ein Produkt entscheidet, werde sich noch weiter verändern, so Nordhorn. Wichtig sei deshalb, dass vor allem kleinere Unternehmen ihre digitalen Kompetenzen stärken.

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