Beuerberg:Ein Häppchen-Abend

Beuerberg: Geigerin Verena-Maria Fitz (links) und Sängerin Susanne Kelling.

Geigerin Verena-Maria Fitz (links) und Sängerin Susanne Kelling.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

"Seelenlieder" mit Susanne Kelling

Von Reinhard Szyszka, Beuerberg

Eine faszinierende Persönlichkeit muss sie gewesen sein, die Ordensgründerin Johanna Franziska von Chantal. Die "Schwestern von der Heimsuchung Mariens", so der Name der von ihr gegründeten Gemeinschaft, wirkten seit 1835 auch in Beuerberg. Vor zwei Jahren musste das Kloster nach dem Tod der letzten Oberin aufgelöst werden, aber Johanna Franziska wird nach wie vor in der Gemeinde verehrt. Am Freitag war der Gedenktag der Heiligen, und wie könnte man ihn würdiger feiern als mit einem Konzert in der Klosterkirche? "Seelenlieder" lautete das Motto des Abends, und bereits eine Viertelstunde vor Beginn war die kleine Kirche proppenvoll.

Zur Eröffnung des Abends gab der Mediävist, Philologe und Priester Marc-Aeilko Aris eine Einführung in das Leben der Ordensgründerin. Er begnügte sich nicht damit, die Biografie zu erzählen, sondern ließ Johanna Franziska in Briefausschnitten selbst zu Wort kommen, was ein plastisches Bild ihres Wesens vermittelte.

Die Mezzosopranistin Susanne Kelling, bekannt durch ihre Meisterkurse bei den Holzhauser Musiktagen, bestritt das Konzert gemeinsam mit der Geigerin Verena-Maria Fitz und dem Organisten Michael Roth, der auf einem kleinen einmanualigen Orgelpositiv im Altarraum spielte. Die drei Musiker hatten ein sehr breit gefächertes Programm zusammengestellt, geistliche und weltliche Stücke gemischt, und dabei den Begriff "Seelenlieder" weit gefasst.

Dies zeigte sich schon bei der ersten Nummer. Roth kombinierte auf der Orgel den langsamen Teil aus der Ouvertüre zu Händels "Feuerwerksmusik" mit der Hornpipe aus der "Wassermusik" und kreierte so aus zwei verschiedenen Stücken ein drittes. Gut, Händel hatte selbst keine Hemmungen, eigene und fremde Werke bunt zu verquicken; bei ihm kann man so etwas machen. Doch auch im weiteren Verlauf des Abends wuchs zusammen, was nicht zusammen gehört. Hier ein Häppchen Matthäuspassion, dort etwas Mahler, danach eine Prise Schumann, zuletzt ein klein bisschen Mozart, dazwischen immer wieder Geigenstücke von Elgar und Kreisler. Ohne erkennbaren roten Faden wurde wild auf der Zeitachse vor- und zurückgesprungen, und es bestand die Gefahr der Beliebigkeit, der Planlosigkeit. Wenn alles und jegliches unter die Überschrift "Seelenlieder" passt, dann verliert das Motto seinen Sinn.

Dabei kann kein Zweifel bestehen, dass die drei Musiker Meister ihres Faches sind. Kelling gefiel nicht nur mit einer glasklaren und in allen Lagen schönklingenden Stimme, sondern auch mit einer stupenden Atemtechnik. Die schier endlosen Koloraturen des "Laudamus te" aus Bachs h-Moll-Messe lagen ihr ebenso wie die gefürchteten langen Bögen von Schumanns "Mondnacht". Auch bei Mahlers "Ich bin der Welt abhanden gekommen" fand sie die zurückhaltenden Töne der Verlorenheit, die dieses Lied braucht. Fitz meisterte das Präludium aus Bachs E-Dur-Partita für Violine solo mit klarer Tongebung und unaufgeregtem Spiel. Doch mehr noch lagen ihr die kleinen Charakterstücke der Spätromantik wie "Chanson de matin" und "Salut d'amour" von Edward Elgar. Übrigens: "Schön Rosmarin" ist natürlich nicht von "G. Kreisler", wie im Programmheft irrtümlich angegeben, sondern von Fritz Kreisler. Michael Roth schließlich bewährte sich nicht nur bei seinen Orgel-Solostücken, sondern erwies sich auch als sensibler, flexibler Begleiter der beiden Damen.

Der Beifall war groß, und die Künstler bedankten sich mit zwei Zugaben: dem "Danse macabre" von Camille Saint-Saëns und dem unverwüstlichen "Abendsegen" aus "Hänsel und Gretel". Hier begann Kelling als Gretel, und Fitz spielte auf der Geige den Part von Hänsel, doch kurz vor Schluss tauschten sie die Rollen: Jetzt war die Sängerin Hänsel und die Geigerin Gretel. Eine ungewöhnliche Version des bekannten Stücks.

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