Bergwacht:Retter am Hang

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Für die Tölzer Bergwacht war das Jahr 2017 eher ein durchschnittliches, was ihre Einsätze betrifft. Ihr Einsatzgebiet reicht vom Blomberg, das nördliche Längental bis zum Rechelkopf

Von Benjamin Engel, Bad Tölz

Am Mittwoch hat Horst Stahl selbst ein wenig Zeit zum Skifahren auf dem Brauneck. In der Früh ist er mit Tourenskiern auf den Lenggrieser Hausberg gestiegen. Im Winter muss der Bereitschaftsleiter der Tölzer Bergwacht solche raren Momente nutzen. Denn mit seinem Team und den Kollegen aus Lenggries ist er in der Skisaison für die Sicherheit am vorderen Brauneck verantwortlich. "Das macht im Winter den Großteil unserer Arbeit aus", berichtet Stahl. Und die kann schnell einmal sehr dramatisch werden.

Beinahe jede Hilfe zu spät kommt für einen zwölfjährigen Buben am 18. Januar dieses Jahres am Brauneck. Wie sich Stahl erinnert, trainiert der Bub mit Skiclubkameraden am Reiserhang. Er kommt zu Sturz und bricht sich den Unterarm. Zudem durchtrennt er sich mit den scharf geschliffenen Stahlkanten seiner Skier die dort verlaufenden Hauptarterien. Trotz Verband blutet die Wunde stark weiter. "Unser Notarzt Tobias Reploh war vor Ort", berichtet Stahl. "Wir mussten die Arterien abdrücken." Das sei mit "Mühe und Not" gelungen. So habe der Verletzte gerettet werden können.

So nervenaufreibend ist der Arbeitsalltag der Tölzer Bergwacht nicht ständig. Doch gerade diese Ereignisse bleiben Stahl im Gedächtnis haften. Mit insgesamt 162 Einsätzen war dieses Jahr für die Tölzer Bergwacht kein herausragendes. "Wir haben etwa 150 bis 180 Einsätze im Jahr", erklärt der Bereitschaftsleiter. "Damit liegen wir im Durchschnitt." Das Einsatzgebiet reicht vom Blomberg über das nördliche Längental bis zum Rechelkopf. Im Sommer kümmerten sich die ehrenamtlichen Helfer der Tölzer Bergwacht vielfach um verletzte Wanderer und Mountainbiker.

Das Jahr hat mit vielen Einsätzen für die Bergwacht begonnen. Laut Stahl halfen die Mitglieder mit ihrer Betankungsanlage beim Brand am Jochberg zu Neujahr aus. Sie beteiligten sich auch an der Hubschraubereinweisung. Für einen Holzarbeiter kam im Januar die Hilfe zu spät. Ihn hätten die Ehrenamtlichen leblos im Wald gefunden, nachdem ihn der Sohn als vermisst gemeldet habe, sagt Stahl. Der Mann habe nicht reanimiert werden können.

Für ihren Einsatz hat sich Stahl bei den Mitgliedern zur Jahresschlussfeier bedankt. Er gratulierte Olaf Hackstedt und Marius Oeller zum erfolgreichen Abschluss der Bergwachtprüfungen. An Martin Hammerl und Norbert Weinhuber wurden Leistungsauszeichnungen in Bronze der Bergwacht Bayern verliehen. Der Notfallsanitäter Hammerl kümmert sich laut Stahl um die technische und medizinische Ausrüstung der Bergwacht - einschließlich der Fahrzeuge und der Diensthütten am Blomberg und am Brauneck. Weinhuber sei seit 43 Jahren bei der Tölzer Bergwacht. Er habe die vergangenen vier Jahre die Bereitschaft geleitet. Zudem habe er elf Frühjahrssingen organisiert und damit großen Anteil an der Finanzierung der neu zu errichtenden Bergrettungswache.

Auf der Jahresschlussfeier der Tölzer Bergwacht würdigte Bereitschaftsleiter Horst Stahl die ehrenamtliche Tätigkeit von Wolfgang Buchner, Martin Hammerl, Ottmar Reiner, Olaf Hackstedt, Marius Oeller und Norbert Weinhuber (von links). (Foto: Bergwacht/oh)

Für 50-jährige aktive Mitgliedschaft erhielten drei Tölzer Bergwachtler das goldene Ehrenzeichen der Bergwacht Bayern. Stahl erinnerte daran, dass Wolfgang Buchner als Bereitschaftsleiter am Bau der provisorischen Rettungswache mitgewirkt habe. Bei der Stiftung Bergwacht Bayern habe Buchner zunächst als geschäftsführender Vorstand und jetzt als Vorsitzender im Stiftungsrat Verantwortung übernommen. Ottmar Reiner habe sich als Sachverständiger beim TÜV der Rettungstechnik gewidmet. Peter Schürch betreue das Simulationstraining am Hubschrauber im Zentrum für Sicherheit und Ausbildung der Bergwacht Bayern in Bad Tölz. "Ein zuverlässigst engagierter Bergwachtmann seit bislang 50 Jahren", sagt Stahl.

© SZ vom 28.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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