Berg/Schäftlarn:Sturm über den Wipfeln

Berg/Schäftlarn: Die Türme von zwei der vier geplanten Windräder in Berg überragen längst die Bäume - und sind schon jetzt zum Beispiel von der Autobahn A 95 aus zu sehen.

Die Türme von zwei der vier geplanten Windräder in Berg überragen längst die Bäume - und sind schon jetzt zum Beispiel von der Autobahn A 95 aus zu sehen.

(Foto: Erik Häußler)

Die Türme von zwei der vier Windräder in den Wadlhauser Gräben überragen bereits die Bäume. Viele Bürger interessieren sich für die Arbeiten. Doch die Gegner in Schäftlarn protestieren gegen den Baustellenverkehr

Von Sabine Bader und Matthias Köpf, Berg/Schäftlarn

Sie wachsen und wachsen - schnell und hoch: die beiden ersten der vier Windräder in den Wadlhauser Gräben. Die 31 Betonteile, die für ein Windrad mit einer Nabenhöhe von 149 Metern benötigt werden, ragen bereits in den Himmel. 105 Meter messen die Betontürme mittlerweile. Auch von der Autobahn A 95 aus sind sie längst zu sehen. Die Landschaftskulisse verändert sich.

Momentan ist die Baufirma damit beschäftigt, die Betonteile fest miteinander zu verspannen. Das geschieht mit 32 dicken Stahlseilen, die auf der gesamten Länge eingefädelt und im Keller der Fundamente gespannt werden. "Natürlich halten die Türme auch jetzt schon einem Sturm stand", sagt Bauleiter Lukas Mas. Er arbeitet für die Firma Sing aus Landsberg, die das Windkraftprojekt für die Bürgerwind Berg GmbH & Co. KG betreut. Parallel zu den Arbeiten werden die Kräne abgebaut. Sie ziehen um - auf die zwei äußeren Standorte im Osten und Westen. Und das ganze Prozedere beginnt von Neuem.

Ende des Monats kommt dann ein noch höherer Kran von 149 Metern von der Firma Schmidbauer aus Gräfelfing. Der Kran wird aus den zwei die Bäume überragenden Türmen Windräder machen. Er befördert die Anlagenteile nach oben. Das sind zwei stählerne Turmstücke, dann die sogenannte Gondel mit dem Generator im Inneren und die Nabe, an der dann in 149 Metern Höhe die drei Rotorblätter montiert werden. Mit ihnen werden die Berger Windräder 206 Meter hoch sein.

Mas hat sich übrigens schon einmal von einem so hohen Windrad abgeseilt. Er weiß mit der Höhe umzugehen, auch wenn er sagt: "Es ist halt schon weit oben." Für den Windertrag ist das aber gut. Denn dort oben ist der Einfluss des Waldes nicht mehr zu spüren, und es weht ein nahezu konstanter Wind. "Es macht also durchaus Sinn, dass die Anlagen so weit hinausragen", sagt Mas.

Das finden viele Anwohner aus dem Schäftlarner Ortsteil Neufahrn überhaupt nicht. Sie haben mehrfach gegen den Windradbau geklagt, bislang ohne Erfolg. Seit längerem bewacht eine Sicherheitsfirma die Baustellen im Wald. Vandalismus gab es soweit nicht. "Aber es gab schimpfende Bürger, die sich in den Weg gestellt haben", erzählt Mas. Doch er kann auch von gewissen "Annäherungen" berichten. So wird die Freiwillige Feuerwehr Neufahrn die Baustellen besuchen. An interessierten Besuchern mangelt es ohnehin nicht. Täglich kommen laut Mas etliche Leute, die beim Bau zuschauen und sich von der Technik beeindrucken lassen.

Schäftlarns Zweite Bürgermeisterin Maria Reitinger (UWG) führt derzeit im Rathaus die Geschäfte und ist eine erklärte Gegnerin der Berger Windräder. Sie hat nach eigenen Angaben schon zahllose Beschwerden und Anzeigen wegen des Baustellenverkehrs verfasst. Die habe sie neben der Polizei auch der Gemeinde Berg, der Bürgerwind-Gesellschaft, dem Bayerischen Staatsforsten und Forstminister Helmut Brunner (CSU) zukommen lassen, ohne darauf je irgendeine Reaktion zu erhalten, klagt Reitinger. Dabei stimme es keineswegs, dass sich alle Baustellenfahrzeuge an die verabredete Regelung halten. So habe sich schon zwei Tage nach der Übereinkunft ein Schwertransporter mit Kranteilen über einen Feldweg Richtung Wald gekämpft und sei dort erst von ihrem Mann und einer Passantin gestoppt worden, die mit dem Kinderwagen den Weg blockiert habe. Der Fahrer habe nur auf sein Navigationsgerät verwiesen und offenbar keinerlei Anweisung gehabt.

Reitinger kann von mindestens zwei weiteren Schwertransporten auf Abwegen berichten, und auch die Mitarbeiter der Baustellensicherung benutzten regelmäßig nicht die Zufahrt über Wangen. Dazu kämen die vielen Schaulustigen, die sich mit ihren Autos praktisch auf allen Wege der Baustelle nähern wollten. Viele Fälle seien mit Kennzeichen und auch mit Fotos dokumentiert, erzählt Reitinger, die sich und die Neufahrner von allen Seiten im Stich gelassen sieht. Bauleiter Mas sagt dazu: "Die Anlagenteile kommen über die Garmischer Autobahn, verlassen diese auf Höhe Oberdill, fahren durch Wangen und passieren den Wald erst von der Lagerfläche zwischen Wangen und Schäftlarn aus. Nur die leeren Fahrzeuge passierten Neufahrn und fahren von dort auf die Autobahn." So sei das vorgesehen.

Nächste öffentliche Baustellenführung am Freitag, 21. August, 16 Uhr. Treffpunkt ist die Lagerfläche

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