Benediktbeuern:Mozart - was sonst!

Piccolominimesse Basilika Benedktnbeuern

Für die gesungenen Teile der Messfeier hatte Hans Peljak die sogenannte Piccolomini-Messe einstudiert.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die lebensbejahende Musik des Salzburger Genies ist genau das Richtige für Ostern. In Benediktbeuern feiern Chor und Solisten unter Leitung von Hans Peljak eine musikalische Messe

Von Reinhard Szyszka, Benediktbeuern

Mozart und Ostern - das passt zusammen. Ist die grüblerische, hochemotionale Musik Bachs für die Passionszeit unübertroffen, so eignet sich die jubelnde, zutiefst lebensbejahende Mozart-Musik für festliche Anlässe wie eben das Osterfest. Dabei ist nicht vergessen, dass Bach auch ein Osteroratorium und mehrere Osterkantaten geschrieben hat, doch stehen diese Werke im Vergleich zu den Passionen im Hintergrund. Mozarts Kirchenmusik hingegen ist schon von Natur aus österlich.

Das wussten auch Chorleiter Hans Peljak und seine musikalischen Mitstreiter in Benediktbeuern, welche die Festmesse zum Ostersonntag mit Mozart ausgestalteten. Schon beim Einzug erklang ein Werk des Salzburger Genies: Die Organistin Felicitas Rodach-Kettern eröffnete den Gottesdienst mit dem strahlenden Dur-Mittelteil eines Stücks, das Mozart eigentlich für eine Flötenuhr komponiert hat. Also ein Werk nicht für einen menschlichen Spieler, sondern für einen Spielautomaten gedacht, und auch nicht für die Kirche bestimmt. Dennoch passte die Musik hervorragend, denn eine strikte Trennung zwischen geistlich und weltlich gibt es bei Mozart ohnehin nicht. Auf die rahmenden Moll-Teile von Mozarts Original verzichtete Rodach-Kettern wohlweislich, weil sie nicht zur heiteren Stimmung gepasst hätten; außerdem war das Stück ohnehin lang genug.

Für die gesungenen Teile der Messfeier hatte Peljak die sogenannte Piccolomini-Messe einstudiert, ein Werk des 20-jährigen Mozart, kurz und knapp gefasst, wie es den Forderungen des Salzburger Fürsterzbischofs entsprach. Der Dirigent wählte fast durchwegs flotte, manchmal geradezu ehrgeizige Tempi, was der jugendlichen Frische der Komposition entgegenkam. Das Orchester war durch das schnelle Spiel besonders gefordert, insbesondere bei den Sechzehntel-Läufen im Credo, meisterte seine Aufgabe aber souverän. Peljak hatte den Basilikachor hervorragend präpariert und auf eine klare Diktion aller Texte geachtet. Gelegentliche kleine dynamische Akzente vermieden die Eintönigkeit, und auf den Schlusssilben der Messteile nahm der Dirigent die Lautstärke manchmal etwas zurück, ohne dies zur Manie ausarten zu lassen. Die Messe ist in den Chorparts nahezu ausschließlich homophon gehalten; bei dem winzigen Fugato "Cum sancto spiritu" war eine erfreuliche Ausgewogenheit zwischen den Stimmen festzustellen.

Außer der Messe ließ Peljak noch eine Kirchensonate musizieren - zwischen erster und zweiter Lesung, wie es sich gehört - sowie eine der berühmtesten Kompositionen des jungen Mozart: die Motette "Exsultate, jubilate" für Solosopran und Orchester. Hier freilich musste man dem Gesamtaufbau des Werks einiges an Gewalt antun, um es den liturgischen Zwecken und Zwängen anzupassen. Das "Halleluja" - eigentlich der Abschluss des Ganzen - erklang als Ruf vor dem Evangelium, und später, während der Austeilung, gab es zwei weitere Teile der Motette zu hören; das Rezitativ entfiel ganz. Diese beiden Teile waren noch dazu in der Reihenfolge vertauscht: erst "Tu virginum corona", was mit einer Überleitung endet und deshalb nicht am Schluss stehen kann, und zuletzt "Exsultate, jubilate". Ob Mozart wohl einverstanden gewesen wäre, dass sein Werk so auf den Kopf gestellt wird?

Unter den Gesangssolisten ist die Sopranistin Cäcilia Tabellion hervorzuheben, die mit verhältnismäßig kleiner, aber gut geführter und wohlklingender Stimme die enormen Schwierigkeiten des "Exsultate" meisterte und mit einem strahlenden, mühelosen hohen C zum Ende des "Halleluja" aufwartete. Die Altistin Dagmar Rauch zeigte bei ihrer kurzen Solopassage "Qui ex patre", dass sie mit Tabellion durchaus mithalten konnte. Der Tenor Josef Herziger sang mit allzu offener, leicht nasaler Tongebung, was sich im Quartett nicht gut mit den anderen Stimmen mischte. Und für seinen Basssolisten hat Mozart einen derart unspektakulären Part ohne markante Soli komponiert, dass eine gerechte Beurteilung des Sängers Markus Schwarz hier nicht möglich ist. Fazit: Festmusik zum festlichen Anlass, wie es sein soll.

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