Benediktbeuern:Mit voller Stimme

Konzert Arien-Abend Hans Peljak

Ohne Ermüdungserscheinungen absolvierte Bassbariton Hans Peljak ein umfangreiches Programm im Kloster Benediktbeuern.

(Foto: Manfred Neubauer)

Chorleiter Hans Peljak präsentiert sich als Opernsänger

Von Reinhard Szyszka, Benediktbeuern

"Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen." Dieses Goethe-Wort hätte über dem Arienabend stehen können, den der Bassbariton Hans Peljak am Samstag im Kloster Benediktbeuern gab. Nicht weniger als 14 verschiedene Komponisten hatten Peljak und sein Pianist Peter Wolff aufs Programm gesetzt. Der Bogen spannte sich vom Barock ins 20. Jahrhundert, von der Tragik zur Komik, von Italien nach Russland. Nur etwa 30 Interessierte hatten sich im Barocksaal versammelt, und das ist - ganz unabhängig von der Leistung der Musiker - schade. Jeder Künstler, der sein Bestes gibt, hat ein volles Haus verdient.

Es war keine gute Idee von Peljak und Wolff, das Konzert mit Händels "Julius Caesar" zu eröffnen. Die barocken Koloraturen lagen dem Sänger nicht, sie klangen verwaschen und unscharf. Hinzu kam, dass der Pianist so gründlich den Faden verlor, wie es eigentlich nicht passieren dürfte. Peljak versuchte, seinen Klavierpartner durch Blickkontakt wieder ins Gleis zu bringen, doch führte dies nur zu neuen Missverständnissen. Die Arie war ein einziges Desaster.

Immerhin, etwas Gutes hatte die Anfangspanne doch: Alle Nervosität fiel von den Künstlern ab, sie agierten danach frei und gelöst. Gleich die nächste Nummer, "Non più andrai" aus "Figaros Hochzeit", kam ganz anders daher. Peljak sang und spielte die kleine Szene spritzig und schwungvoll, Wolff gestaltete den Klavierpart sicher und souverän. Beim nächsten Stück, einer Arie von Franz Schubert, gab es eine besondere Überraschung: Die junge Dame, die bislang für Wolff die Noten umgeblättert hatte, stand auf und sang mit klarem, kräftigem Sopran den zweiten Teil der Arie.

Hans Peljak, in Benediktbeuern hauptsächlich als Chorleiter bekannt, verfügt über einen kernigen, metallischen Bassbariton. Man muss den Sänger bewundern, dass er das umfangreiche Programm mit voller Stimme sang, ohne vokale Ermüdungserscheinungen. Zwischen den einzelnen Nummern erläuterte er dem Publikum die nachfolgende Oper und die Bühnensituation, in der die jeweilige Arie spielt. Der ständige Wechsel zwischen Sing- und Sprechstimme machte Peljaks Aufgabe gewiss nicht einfacher. Und bei der Musik beschränkte er sich nicht aufs Singen, sondern er spielte dem Publikum die Szenen vor, agierte mit imaginären Bühnenpartnern, schmeichelte und drohte, neckte und schimpfte. Bei Opernarien kann und darf man dies auch machen.

Die heiteren Nummern gelangen den beiden Musikern weit besser als die ernsten. Bei Wagners "Abendstern" - in sehr gedehntem Tempo - mühten sich Peljak und Wolff redlich ab; bei Millöckers Oberst Ollendorf - aus dem "Bettelstudent" - servierten sie hingegen ein köstliches Kabinettstückchen, das den Zuhörern erste "Bravo"-Rufe entlockte. Ebenso gelungen waren die Ausschnitte aus Smetanas "Verkaufter Braut" und Rossinis "Cenerentola". Peljaks Stimme verfügt über einen beachtlichen Umfang, ist aber eher zur Tiefe hin fokussiert. So war es gut und richtig, dass er sich beim Prolog aus "Pagliacci" die üblicherweise interpolierten Spitzentöne schenkte und sich auf das beschränkte, was wirklich in den Noten steht.

Alles in allem lieferten Peljak und Wolff eine beeindruckende Demonstration ihrer Vielseitigkeit ab. Doch nicht alle Arien gelangen gleich gut. Weniger Komponisten, heitere Stücke, vielleicht noch mehr Duette mit der jungen Sopranistin - das wär's gewesen.

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