Benediktbeuern:Kommt ein Heiliger nach Hause

Benediktbeuern: Die Benediktbeurer Gebirgsschützen tragen den prächtigen Schrein in die Basilika. Dort feiern Hunderte Gläubige den eintägigen Empfang.

Die Benediktbeurer Gebirgsschützen tragen den prächtigen Schrein in die Basilika. Dort feiern Hunderte Gläubige den eintägigen Empfang.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach mehr als 1000 Jahren kehrt der Ulrichsschrein für einen Tag ins Kloster Benediktbeuern zurück. Hunderte Gläubige feiern den Empfang - die Echtheit der Reliquie ist ihnen egal

Von Floriana Hofmann, Benediktbeuern

Die Gebirgsschützen marschieren auf, die Blasmusik spielt, Hunderte Gläubige sind gekommen. Selbst der Bischof von Augsburg, Konrad Zdarsa, ist da, denn sie alle empfangen am Mittwoch im Kloster Benediktbeuern einen seiner Vorgänger - den heiligen Ulrich. Besser gesagt: dessen Reliquie. Der Schrein kehrt nach mehr als 1000 Jahren ans Kloster zurück, das Ulrich im Jahr 955 wieder aufgebaut hat. Die Glocken läuten, die Basilika ist voll besetzt - einige Besucher müssen stehen.

Die Gläubigen sind ergriffen, manchen stehen die Tränen in den Augen - auch wenn natürlich kein Mensch weiß, ob die Reliquie echt ist. Die Benediktbeurerin Martina Meigel, 77, empfindet die Ankunft des Ulrichsschreins als ein "einmaliges Erlebnis". Ob die Reliquie wirklich von dem Heiligen stammt, ist ihr nicht wichtig. Denn: "Der Glaube versetzt Berge." Für Franz Pranzl, Rentner aus Penzberg, macht eine Reliquie den Glauben erst greifbar.

Religionslehrerin Eva-Maria Oberloher, 29, ist mit den ist mit den achten und neunten Klassen der erzbischöflichen Realschule St. Immaculata Schlehdorf gekommen - viele der Mädchen haben sich sogar ihr Dirndl angezogen. Ihren Schülern will sie beibringen, die Verehrung von Reliquien auch kritisch zu hinterfragen. Sie selbst findet den Brauch wichtig: Dadurch bekomme "der Glaube tatsächlich Hand und Fuß". Sie glaube "mit Herz und Seele" daran - und ihre Schüler zeigen sich sehr interessiert.

Der Dekan von Benediktbeuern, Robert Walter, erklärt die Diskussionen um die Echtheit einer Reliquie damit, dass die Gebeine Heiliger im Mittelalter aufgeteilt wurden, denn "viele Leute wollten ein Stück von den Heiligen haben". Dadurch kam es häufig zu Fälschungen oder Diebstählen. Ob eine Reliquie wirklich von einem Heiligen stammt, kann heutzutage kaum noch nachgewiesen werden. Für Pater Peter Heim, Pfarrer von Benediktbeuern, geben Reliquien dem oft sehr abstrakt formulierten Glauben eine konkrete und menschliche Seite.

Der Augsburger Diözesanbischof Konrad Zdarsa betont, wie sehr die Geschichte des Klosters Benediktbeuern mit dem heiligen Ulrich verbunden ist: Der Heilige half nach dem Ende der Ungarneinfälle 955 dabei, das zerstörte Kloster wieder aufzubauen. Nach dem heiligen Bonifatius wird Ulrich darum auch als "zweiter Gründer" des Klosters verehrt, der ebenfalls ein Missionar war.

Klosterdirektor Pater Reinhard Gesing sagt dann auch in seiner Ansprache, dass der Heilige "nach Hause" komme. Ohne sein Wirken könne man heute nicht im Kloster Benediktbeuern stehen.

Brigitte Bach, 54, Landwirtin aus Tauting, hat die Begegnung tief bewegt. Ihr steigen sogar die Tränen in die Augen. Nach dem Pontifikalamt können die Gläubigen an Klosterführungen - auch in sonst geschlossene Bereiche - oder an Gesprächsrunden teilnehmen. Am Abend sollte der Schrein mit einem Jugendgebet verabschiedet werden. Das Motto: "Youth meets Ulrich". Denn dann geht es nach nur einem Tag zurück nach Augsburg.

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