Benediktbeuern:Gelebte Solidarität mit den Flüchtlingen

Schüler in der ISUS Schule in München, 2013

Sprachunterricht und Hilfe in der Schule gehören zu den wichtigsten Aufgaben der Ehrenamtlichen.

(Foto: A. Schellnegger)

60 Freiwillige helfen mit, dass die in Benediktbeuern lebenden Eritreer Deutsch lernen, bergsteigen und gärtnern können

Von Klaus Schieder, Benediktbeuern

Immer, wenn der Helferkreis für Asylbewerber in Benediktbeuern zusammenkommt, wächst er wieder ein wenig. Es sei eigentlich bei jedem Treffen so, "dass jemand hängen bleibt", sagt Tanja Schmidhofer, die für die ehrenamtlichen Kräfte die organisatorischen Arbeiten erledigt, sich aber nicht als Hauptverantwortliche bezeichnet. Eine Führungsperson hat die Runde ohnehin nicht, alles wird gemeinsam besprochen und umgesetzt. Etwa 60 Freiwillige gehören dem Helferkreis mittlerweile an, wobei 15 bis 20 von ihnen die 13 Flüchtlinge aus Eritrea aktiv betreuen, die seit vorigem Jahr im Energiepavillon im Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) des Klosters wohnen.

Vier junge Männer, eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern, ein Ehepaar mit einem Kind und ein Mann mit seiner Frau, die gerade schwanger ist, haben nach ihrer Flucht aus dem afrikanischen Land eine Unterkunft in Benediktbeuern gefunden. Für die Familien hätten sich schon Paten gefunden, erzählt Schmidhofer. Nun suche man noch Männer, die diese Aufgabe bei den vier jungen Eritreern übernehmen. Allen Erwachsenen geben die Helfer drei Mal pro Woche einen Deutschkurs. Das ist nicht so einfach, denn die Flüchtlinge sprechen kein Deutsch, allenfalls ein wenig Englisch oder ein paar Brocken Italienisch. Auch die Schriftzeichen ihrer Muttersprache unterscheiden sich deutlich von der lateinischen Schrift. "Das geht irgendwie mit Händen und Füßen und ein paar Hilfsmitteln", sagt Schmidhofer. Außerdem gehöre zum Helferkreis eine Frau, die recht gut Arabisch beherrsche. Die Kinder unter den Eritreern, die in die Grund- und Mittelschule Benediktbeuern gehen, werden ebenfalls von ehrenamtlich Engagierten betreut. Sie geben ihnen Förderunterricht, an dem auch Asylbewerberkinder aus umliegenden Gemeinden wie Kochel oder Schlehdorf teilnehmen, die in Benediktbeuern die Schulbank drücken.

Darin erschöpft sich die Arbeit des Helferkreises nicht. Andere Mitglieder sind für Freizeitaktivitäten zuständig. "Sie gehen mit ihnen auf den Berg, trommeln mit ihnen oder fahren zum eritreischen Gottesdienst nach München", erzählt Schmidhofer. Begonnen hat inzwischen das Projekt interkultureller Gemeinschaftsgarten. Auf einer Wiese hinter dem Energiepavillon können die Asylsuchenden zusammen mit einheimischen Familien Gemüse anbauen und ernten. Das sei gut für die Flüchtlinge, "weil sie eine Beschäftigung haben und etwas machen können, denn sonst haben sie ja wenig zu tun", sagt Schmidhofer. Einige Eritreer arbeiten im ZUK oder für einen Euro in der Stunde in der Schule Benediktbeuern mit. "Das machen sie auch gerne, weil sie unter die Leute kommen." Weitere Aufgaben der Helfer sind die Begleitung zum Arzt oder zu Behörden.

Einen Vortragsabend organisiert der Helferkreis in Benediktbeuern für Dienstag, 19. Mai, 19.30 Uhr, im Saal im Pfarrhof Benediktbeuern. Wie Schmidhofer mitteilt, spricht dann ein Vertreter des Bayerischen Flüchtlingsrats über die rechtliche Situation von Asylbewerbern in Deutschland. Außerdem stellen die ehrenamtliche Kräfte ihre Arbeit vor. Weitere Informationen zum Helferkreis sind per E-Mail an tanja.schmidhofer@gmx.de zu erhalten.

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