Benediktbeuern:Eine Pracht, diese Tracht

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Schaftlach bei Waakirchen begeht seine 1000-Jahr-Feier mit einer Modenschau von 120 eigens geschneiderten Gewändern - das Trachten-Informationszentrum zeigt vorab, worauf es dabei ankommt

Von Erik Häussler, Benediktbeuern

Das wird eine Pracht: Das Dorf Schaftlach bei Waakirchen feiert sein 1000-jähriges Bestehen - und am Donnerstag, 30. Juli, gibt es eine Trachtenmodenschau mit 120 eigens geschneiderten Gewändern. Das Trachten-Informationszentrum (TIZ) des Bezirks Oberbayern, das im Kloster Benediktbeuern ansässig ist, veranstaltet die Schau mit. Das TIZ umfasst eine Sammlung von rund 4000 Original-Kleidungsstücken und ist in dieser Art weltweit einmalig. Mit seiner wissenschaftlichen Expertise stand Alexander Wandinger, Leiter des TIZ, den Schneidermeistern beratend zur Seite. Er ist begeistert von dem Projekt: "So etwas hat es im Oberland in der Form noch nicht gegeben. Vor allem die Zusammenarbeit der Leute ist uns als TIZ enorm wichtig." Neben der fachlichen Beratung steuert das TIZ auch Accessoires zur großen Präsentation bei.

Trachtenmode sei immer noch ein eigener Modebereich, der geschlechterspezifische Merkmale betone und die Frau in ihrer Weiblichkeit zeige, erklärt Wandinger. Auch wenn er viel aus historischer Sicht über Trachten sagen kann, ist ihm bei der Modeschau etwas anderes wichtig: "Natürlich sind alle Modelle eine Anlehnung an historische Formen, aber wir wollen auch neue Impulse setzen. Wichtig ist, historische Grundlagen so umzusetzen, dass Menschen sie auch heute tragen wollen." Für diese Umsetzung war die Schneidermeisterin Traudi Stacheter aus Baiern in der Nähe von Glonn, die einen Großteil der Modenschautrachten entworfen hat, zuständig. Die Modenschau ist ein Gemeinschaftsprojekt: zusammen mit anderen Trachtenschneidereien aus dem Oberland sowie unzähligen Handwerkern aus der ganzen Region, von Goldschmieden, über Hutmacher bis hin zu Schustern, entstanden rund 120 eigens hierfür entworfene Trachtenmodelle, präsentiert von 42 Models. Rund eineinhalb Jahre wurde die Veranstaltung geplant, die Richard Hartmann, Mitglied des Festeausschusses Schaftlach, stolz als "Haute-Couture-Schau im Bereich Tracht" bezeichnet.

In Flieder zum Fest (Dirndl links)

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(Foto: Manfred Neubauer)

Hier fallen die Handstickereien am steifen Mieder auf, die von einer Mitarbeiterin von Schneidermeisterin Traudi Stacheter angebracht worden sind. Wie beim festlichen Gewand üblich, wird mit Silberketten geschnürt. Die Miederhaken an Vorder- und Rückseite greifen die silbernen Stickereien auf. Das sich abhebende Musternetz entstand durch eingeschobene Holzstäbchen, die verleimt worden sind. Rund 80 Arbeitsstunden stecken in einem solchen Handwerk, deshalb kostet die Tracht rund 2000 Euro.

Für formvollendete Figuren (Dirndl rechts)

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(Foto: Manfred Neubauer)

Die grün-schwarze Tracht soll in erster Linie die weiblichen Formen der Trägerin betonen. "Das ist ein sehr feminines G'wand, gerade der hohe Kragen ist unheimlich schmeichelnd", beschreibt Stacheter die Kreation. Das "Spenzerg'wand" wird bei der Schau vom Model mit hochgesteckten Haaren und Hut getragen, um die Formen vollends zur Geltung zu bringen. Dieses rund 1000 Euro teure Modell sei für festliche Anlässe, "kein G'wand für d'Wiesn", wie Stacheter schmunzelnd ergänzt.

Den Organisatoren und Fachleuten Wandiger und Stacheter ist wichtig, ein Zeichen für die Tracht zu setzen, dabei auch die Wertigkeit von Stoffen und Verarbeitung zu betonen und trotzdem den Spaß zu vermitteln, den auch traditionelle Mode machen kann. Was dabei raus kommt, "wenn sich die Guten zusammentun", wie Stacheter stolz sagt, ist ein Zusammenspiel aus Tradition und Moderne. Die Modenschau ist allerdings bereits ausverkauft.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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