Benediktbeuern:Alles gut gelaufen

Die Benediktbeurer haben sich von dem Unfall bei der Tölzer Leonhardifahrt nicht nervös machen lassen. Dennoch wurde beim Umzug am Sonntag vorgesorgt, mit Schildern und einem höheren Aufgebot an Bremsern.

Von Ingrid Hügenell, Benediktbeuern

In aufgeräumter Stimmung marschieren Georg Rauchenberger, Hans Kiefersauer und Thomas Gründl Richtung Café Lugauer. Es ist 8.30 Uhr am Sonntagmorgen, in einer halben Stunde beginnt die Leonhardifahrt. Der frühere und der jetzige Bürgermeister von Benediktbeuern sowie ihr Kollege aus Bad Heilbrunn sind auf dem Weg zu dem Wagen, auf dem sie mitfahren. Nervös seien sie nicht nach dem Unfall bei der Leonhardifahrt in Bad Tölz am Donnerstag. Es werde bestimmt nichts passieren, sagt Kiefersauer. Schließlich ist das Wetter gut, auch wenn die Sonne sich mit dem Nebel noch schwer tut.

Das Geläut der Schellen an den Pferdegeschirren mischt sich mit den Klängen einer Blaskapelle. Die Wagen stehen schon in der Schwimmbadstraße, die Wallfahrer und Wallfahrerinnen sitzen darin. Noch ist es empfindlich kalt. Dann kommen die Besatzungen der beiden Kutschen, die den Zug anführen: die Geistlichkeit mit dem Ortspfarrer Pater Heiner Heim und Erzbischof Alois Kothgasser, der später die Messe in der Basilika des Klosters zelebrieren wird, sowie Stimmkreisabgeordneter Martin Bachhuber mit Pater Leo Weber.

Leonhardifahrt  Benediktbeuern

Bilderbuch-Leonhardi in Benediktbeuern: Rechtzeitig zur Umfahrt lichtete sich einigermaßen der Nebel.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Schließlich sind alle eingestiegen, jedes Gefährt steht an der richtigen Stelle, die drei Vorreiter treiben ihre Pferde an - es geht los. Nach den Kutschen kommen die Gebirgsschützen, dann die Benediktbeu-rer Musikkapelle, die "Lobe den Herren" angestimmt hat, schließlich die Ministranten. Auf den Wagen wird gebetet, um Schutz für Haus und Hof, Mensch und Tier.

Morgens sind weniger Zuschauer da als sonst, aber kurz bevor es in den Klosterhof hineingeht, schaut eine ungewöhnliche Gruppe fasziniert dem Schauspiel zu. Es sind Asylbewerber aus Eritrea, die seit einer Woche im Energiepavillon des Klosters leben: eine junge Frau mit ihren drei Kindern, drei oder vier junge Männer. Mit dabei drei Studenten der Katholischen Stiftungsfachhochschule Benediktbeuern, die zum Helferkreis gehören. Alle sehen die Benediktbeurer Wallfahrt in diesem Jahr zum ersten Mal.

Studentin Miriam erklärt, die Asylbewerber seien ebenfalls Christen, deshalb hätten sich die Helfer gedacht, die Leonhardifahrt wäre für sie sicher interessant. Tesfalem, einer der jungen Männer, findet die Pferde gut - so groß und stark. Er macht viele Fotos mit dem Handy - genau wie viele andere Zuschauern.

Es ist eine heitere Fahrt, so wie man es in Benediktbeuern gewohnt ist. Der Unfall von Tölz ist dennoch ein Thema, die Leute am Straßenrand und auf den Wagen sprechen darüber. Immer wieder hört man von Wallfahrern wie von Zuschauern, es könne immer etwas passieren, schließen seien die Pferde, die die Wagen ziehen, eben Tiere und keine Maschinen. Doch es sind auch zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden: Neben den meisten Wagen gehen in Benediktbeuern zwei Bremser her, sonst ist es meist nur einer. Zudem weisen Schilder darauf hin, dass Hunde im Klosterinnenhof streng verboten sind. Doch auch das ist Realität: Nicht alle Hundebesitzer halten sich daran.

Leonhardifahrt  Benediktbeuern

Die Leonhardifahrten sind für die Pferde schwere Arbeit, weshalb sie auch bei kaltem Wetter ganz schön ins Schwitzen geraten.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Am Bahnübergang, wo die Gespanne auf dem Rückweg aus dem Klosterinnenhof scharf rechts abbiegen müssen, hat die Polizei erstmals Barrieren aufgestellt, damit die Zuschauer nicht direkt auf dem Zugweg stehen. Polizei-Einsatzleiter Steffen Wiedemann lobt die positive Stimmung bei der Leonhardifahrt, vor allem, dass es keine Probleme gebe mit Leuten, die nur kämen um Alkohol zu trinken.

Mittags wärmt die Sonne so stark, dass die Frauen ihre Fuchspelze ablegen, und auch die Flaummadeln und die Kinder auf den Bilderwagen wie "Glaube, Liebe Hoffnung" oder "Kloster um 1600" müssen nicht mehr frieren.

Am Ende ist alles gut gegangen. Weidemann schätzt, dass etwa 6000 Besucher da waren, etwas weniger als sonst. Die Autofahrer unter ihnen brauchen Geduld und ziemlich viel Zeit, bis sie Benediktbeuern wieder verlassen können.

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