Bei der Narreninsel Wolfratshausen:Würste statt Kamelle

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Die Prinzenpaare werden zur Proklamation mit Regensburgern behängt.

Von Julian Erbersdobler, Wolfratshausen

Es ist schon erstaunlich, wie eine Wurstkette einen Menschen verändern kann. Gerade war Sascha Kaußen, 25, noch ein gewöhnlicher Restaurantfachmann, der ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen kommt und gerne tanzen geht. Jetzt ist er ein Prinz in Trachtenhemd und Lederhosen mit Regensburgern um den Hals. Direkt neben ihm steht Melanie Hurler im ersten Stock der Flößerei. Sie hält einen Blumenstrauß in der Hand und lächelt, als die Fotografen das neue Prinzenpaar der Faschingsgesellschaft Narreninsel ablichten.

Hurler hat schon Erfahrung im Rampenlicht sammeln können. Die Dietramszellerin war 1998 Kinderprinzessin. Mittlerweile ist sie zweifache Mutter und arbeitet als Servicekraft. "Mich hat es diesmal einfach gereizt, weil ich schon als Mädchen immer gerne dabei war", sagt die 29-Jährige.

Ihr Vater ist besonders stolz auf sie. Bis vor zwei Jahren war Florian Kanzler Vizepräsident der Narreninsel. "Ich freue mich sehr für meine Tochter." Voriges Jahr war er gemeinsam mit ihr beim Insulaner Faschingsball in der Loisachhalle, erzählt er. Danach habe sie über das Amt nachgedacht und sich aus eigenen Stücken gemeldet.

In seiner Rede als Ehrenvorsitzender kann sich Kanzler bei der Proklamation eine Bemerkung nicht verkneifen: "Lasst es krachen! Und so wie ich meine Tochter kenne, mache ich mir da keine Sorgen." Abgesehen davon gefalle ihm besonders, wie gut die Garden in diesem Jahr besetzt seien, sagt er. "So viele Aktive habe ich zu meiner Zeit nicht erlebt." In den vier Garden des Vereins tanzen mehr als 40 Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das freut auch Franz Hübler, den Präsidenten der Narreninsel. Er steht vor seiner 25. Faschingssaison. "In den letzten zehn Jahren waren wir deutlich weniger", sagt er. Trotz des positiven Trends verstehe er nicht, warum an Halloween alle Läden leergekauft würden, der Ansturm an Fasching dagegen eher verhalten sei. Was er sich für die kommende Narrenzeit wünscht? "Einfach viel Spaß."

Neben dem großen Prinzenpaar gibt es ein Kinderprinzenpaar: Maximilian Grasberger und Sélina Déborah Altfeld. Maxi ist 13 Jahre alt und wohnt in Gelting. Bei der Feier bekommt auch er von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) eine Wurstkette überreicht. Prinzessin Sélina kommt aus Königsdorf und geht dort in die vierte Klasse. Die Zehnjährige verbringt ihre Freizeit am liebsten mit Tanzen, Zeichnen und Lesen.

Richtig ernst wird es für die beiden neuen Prinzenpaare am Krönungsball in den Geretsrieder Ratsstuben am 5. Januar. Bis dahin bleibt noch ein bisschen Zeit, in die neuen Rollen hineinzuwachsen. Der große Prinz Sascha Kaußen hat die Wurstkette erst seit zehn Minuten um. Schon fehlen zwei Regensburger. Der hat aber ganz andere Sorgen: "Wie kriege ich den intensiven Geruch jemals wieder aus meiner Weste?"

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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