Großer Bedarf an Hilfe:Schwieriger Spagat in der Flüchtlingshilfe

Jugendcafé Zukunft

Armin Ebersberger von der Tölzer Sozialplanung.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadt Bad Tölz will weitere Asylbewerber aufnehmen, gleichzeitig aber ehrenamtliche Helfer und Bürger nicht überfordern. Dazu gibt es einige Ideen und Vorschläge

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Die Stadt Bad Tölz will beim Thema "Asylbewerber" nicht mehr bloß reagieren, sondern agieren. Nach wie vor ist sie bereit, weitere Flüchtlinge aufzunehmen. Die Stadt ist offen dafür, auch eine neue Unterkunft zu bauen. Doch dieses Engagement dürfe nicht zulasten der vielen Ehrenamtlichen gehen, die sich um die Frauen, Männer und Kinder kümmern, ist man sich einig. Zum Wohl der Ehrenamtlichen erwägt die Stadt, eine Stelle zu schaffen, die die Helfer professionell betreut und koordiniert. Schon kommende Woche wird es laut Bürgermeister Josef Janker (CSU) Gespräche geben. Sollte das Landratsamt eine solche Stelle nicht schaffen wollen, werde man selbst tätig werden. Offen ist, wo die Stelle angegliedert werden könnte. Eine Möglichkeit wäre, das Personal im Mehrgenerationenhaus um eine Vollzeitstelle aufzustocken.

Allein in Bad Tölz gibt es den Asylbewerberhelferkreis im Mehrgenerationenhaus und die Tölzer Tafel vom Bayerischen Roten Kreuz (teilweise mit professioneller Begleitung) sowie drei rein ehrenamtliche Gruppen (Asylhelfergruppe am Gymnasium, AsylPlus und Tölzer Coaches) mit insgesamt etwa 170 Aktiven. Sie kümmern sich um knapp 170 Flüchtlinge, darunter circa 40, deren Status anerkannt wurde. Dass weitere Asylsuchende nach Bad Tölz kommen werden, sei Fakt, sagte Armin Ebersberger von der kommunalen Sozialplanung im Hauptausschuss des Stadtrats. Landrat Josef Niedermaier (FW) hat des Öfteren geäußert, dass er bis Jahresende mit mindestens 1300 Flüchtlingen im Landkreis rechne. Das wäre eine Verdoppelung.

Aus Sicht der kommunalen Sozialplanung stellten sich zwei Fragen, sagte Ebersberger: "Wie lässt sich der Aufenthalt der vielen ausländischen Menschen in Bad Tölz sinnvoll gestalten?" und: "Wie kann es uns gelingen, die Tölzer Bürger gut und mit einem hohen Maß an Verständnis in diesem Prozess mitzunehmen?" Denn vor einem graut es Ebersberger: vor einer Überlastung der Helfer. In Passau hätten die Ehrenamtlichen alles hingeschmissen, das System sei zusammengebrochen. Solche Vorkommnisse bergen seiner Ansicht nach die Gefahr, dass die Stimmung kippe und aus Akzeptanz Fremdenfeindlichkeit werde. "Mir wird ein bisserl Angst, wenn im Badeteil bis zu 160 Flüchtlinge in einem Haus untergebracht werden", sagte er. Die Helfer wären damit "gnadenlos überlastet". Mehr Ehrenamtliche zu bekommen, sei ohne professionelle Betreuung kaum möglich. Diese Betreuung soll dazu da sein, die Helfer vor dem Kollaps zu bewahren, ihnen die Grenzen aufzuzeigen zwischen Hilfe und zu starker Bemutterung der Asylbewerber.

Dem Hauptausschuss des Stadtrats stellte Ebersberger Ideen vor, wie das Problem gelöst werden könnte. Ganz wichtig sei, dass die Kommunen in den Sozialräumen enger zusammenarbeiteten, eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge über alle Gemeinden eingeführt, mehr Geld bereitgestellt und eine regionale Quote geschaffen würde. Und er plädierte dafür, auf Stadtteilversammlungen die Bürger zu informieren. "Wir brauchen ein sinnvolles Gesamtkonzept."

Dem stimmte Bürgermeister Janker zu. Die Ausführungen Ebersbergers seien eine "hervorragende Grundlage" für die weiteren Schritte. Die genannten Punkte müssten nacheinander abgearbeitet werden. Sollte der Landkreis dem Tölzer Vorschlag nicht folgen, "werden wir in Vorleistung gehen". Andreas Wiedemann (FWG) betonte, es werde keinen anderen Weg geben. Darauf zu hoffen, dass der Landkreis neues Personal einstelle, sei vergeblich.

Janker machte aber auch deutlich, dass er von all jenen Gemeinde im Landkreis, die sich bei der Aufnahme von Flüchtlingen nicht hervortäten, künftig mehr Engagement erwarte. "Über eine Quote müssen wir schon reden", sagte er. Man müsse den Bürgern aber auch klar machen, dass das alles Geld koste, somit etwa die ein oder andere Straße nicht sofort asphaltiert werde, sagte Franz Mayer-Schwendner (Grüne).

Ein Problem könnte es noch geben: einen qualifizierten Sozialarbeiter für diesen neuen Posten zu finden. Der Markt, so Ebersberger, sei leer gefegt.

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