Bayerische Oberlandbahn:Versifft und stickig

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Die BOB schneidet beim Qualitätstest verheerend ab. Verbessert sie sich nicht bald gravierend, muss sie Strafe zahlen

Von Isabel Meixner

Die Bayerische Oberlandbahn (BOB) ist bei einem Qualitätsranking der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) auf einem der hinteren Plätzen gelandet - wieder einmal. Das Unternehmen kam nur auf Rang 13 von 15 und lag bei der Punkteanzahl deutlich unter dem Wert des letzten Tests vor zwei Jahren. Hauptkritikpunkt war die Hitze in den Zügen, die laut BEG-Pressesprecher Wolfgang Oeser an heißen Tagen 35 Grad und mehr betragen habe.

Auch die Sauberkeit der Toiletten im Zug und die Kundenorientierung stellten die Prüfer nicht zufrieden. Eine Strafzahlung muss das Unternehmen trotz Minuspunkten derzeit noch nicht leisten, sagt BOB-Geschäftsführer Kai Müller-Eberstein: Sein Betrieb unterziehe sich freiwillig dem Ranking.

Die BEG testete die Züge der BOB in den vergangenen zwei Jahren 200 Mal offen und 200 Mal verdeckt, außerdem befragte sie 1000 Fahrgäste. Dabei spielten Sauberkeit, Funktionsfähigkeit der Ausstattung, Service, Kundenorientierung bei Beschwerden und die Fahrgastinformationen eine Rolle; Verspätungen wurden nicht berücksichtigt. Der Sieger des Rankings, die Berchtesgadener Land Bahn, kam auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 auf den Wert 87,19.

Die BOB dagegen erhielt minus 51,18 Punkte. Beim letzten Test hatte der Betrieb minus 17,13 Punkte bekommen. Bei Null wären die Ansprüche der BEG "gerade so erfüllt" gewesen, sagt Wolfgang Oeser, der die Bayerische Oberlandbahn auch selbst testete. Dabei habe er in den Zügen 30 bis 35 Grad gemessen, bei Kollegen habe die Temperatur sogar darüber gelegen. Das sei deutlich zu hoch, findet der Pressesprecher: "25 bis 28 Grad sollten nicht überschritten werden."

Kai Müller-Eberstein, der seit einem Monat zweiter Geschäftsführer der Bayerischen Oberland neben Axel Sondermann ist, nannte die Anforderungen der Eisenbahngesellschaft hoch, zeigte sich aber selbstkritisch: "Der 13. Platz ist sehr schlecht, keine Frage." Er räumte Probleme mit der Klimaanlage im Sommer ein, die in einzelnen Wägen ausgefallen sei. "Das fällt an heißen Tagen besonders auf." Als Reaktion habe das Zugpersonal Wasserflaschen an die Fahrgäste verteilt.

Auch beim Thema Sauberkeit hatte die BEG erhebliche Defizite festgestellt. Müller-Eberstein kann den Grund dafür nachvollziehen: Viele Züge seien voll mit Pendlern und Bergausflüglern, und im laufenden Betrieb die Toiletten sauber zu halten, sei schwierig. Aber: "Ich gucke mir das im Moment sehr genau an", sagte der Geschäftsführer. Dass auch das äußere Erscheinungsbild der Integralzüge zuletzt zu wünschen übrig ließ, liegt laut Müller-Eberstein an der defekten Waschanlage in Lenggries. Man habe versucht, sie zu reparieren. Das sei gescheitert. Im Herbst soll eine neue Technik eingebaut werden.

Kai Müller-Eberstein kündigte an, die Mängel schnellstmöglich beheben zu wollen. Und das nicht nur wegen der Fahrgäste: Von Dezember an muss die BOB sogenannte Malus-Zahlungen leisten, landet sie beim Qualitätsranking im negativen Bereich. Wie hoch der Betrag ist, darüber schweigt sich der BOB-Geschäftsführer aus, er deutet nur an: "Das kann weh tun. Das sind keine Peanuts."

Dass sein Unternehmen in den kommenden Monaten im Ranking einen großen Sprung nach vorne macht, glaubt Müller-Eberstein nicht. Das hänge davon ab, wie viele Befragungen im nächsten halben Jahr stattfinden. "Wir werden besser", versprach er, "aber nicht so schnell." Erfahrung, wie man sich auf die vorderen Plätze bugsiert, hat er: Bevor er zur BOB kam, arbeitete er für die Agalis Verkehrsgesellschaft. Die liegt im Ranking auf Platz zwei.

© SZ vom 16.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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