Bayerische Oberlandbahn:"Die Leute fahren gern mit der BOB"

Tourist-Informationen und Fahrgäste können nicht nachvollziehen, dass die Bayerische Oberlandbahn im Qualitätstest schlecht abgeschnitten hat. Über dreckige Toiletten und überhitzte Abteile gibt es keine Beschwerden

Von Isabel Meixner

Defekte Klimaanlagen, Temperaturen von 35 Grad im Zuginneren, dreckige Toiletten, schlechter Kundenservice bei Beschwerden: Die Liste an Mängeln, die die Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) bei ihrem jüngsten Qualitätsranking für die Bayerische Oberlandbahn aufgestellt hat, ist umfassend. Die Fahrgäste jedoch stören die angeblichen Mängel offenbar nicht.

Ganz im Gegenteil: Die meisten äußern sich positiv über das Bahnunternehmen und dessen Personal (siehe Umfrage). Auch bei den Tourist-Informationen in Bad Tölz und Lenggries sind keine Beschwerden eingegangen. Nur einzelne Fahrgäste klagen darüber, dass der Zug häufig verspätet sei - ein Punkt, den die BEG jedoch nicht in die Wertung mit einbezogen hat - und dass die Verzögerungen am Bahnsteig nicht angezeigt würden.

Brita Hohenreiter, Leiterin der Tourist-Info Bad Tölz, kann sich nicht daran erinnern, "auch nur ein Mal" etwas Negatives über die BOB gehört zu haben. Sie zeigt Verständnis dafür, dass die Toiletten während der Fahrt auch mal dreckig sind: "Das ist eine stark befahrene Strecke." Gespräche mit den Verantwortlichen werde sie wegen des Test-Ergebnisses nicht führen: "Ich bin mir sicher, dass die BOB das Ranking ernst nehmen wird." Hohenreiter fährt nach eigenen Worten nur manchmal mit der Oberlandbahn. "Und wenn, dann kann ich nichts sagen."

Die Sauberkeit der WCs war ein großer Kritikpunkt in der Untersuchung der BEG. In 200 offenen, 200 verdeckten Tests und 1000 Fahrgast-Befragungen hatte sie 15 private Bahnunternehmen in Bayern, darunter die Bayerische Oberlandbahn, geprüft und nach Service, Sauberkeit, Funktionsfähigkeit der Ausstattung, Kundenorientierung bei Beschwerden und Fahrgast-Informationen bewertet.

Die BOB kam dabei mit einem Wert von -51,18 Punkten auf den drittletzten Platz. -100 entspricht dem niedrigsten, 100 dem höchsten Wert. Neben der Sauberkeit bemängelte die BEG vor allem die hohen Temperaturen im Zuginneren: Sie habe 35 Grad und vereinzelt mehr betragen, weil die Klimaanlagen offenbar nicht funktionierten. Akzeptabel seien 25 bis 28 Grad, teilte die Bayerische Eisenbahngesellschaft mit.

Von diesen Problemen höre sie zum ersten Mal, sagt die Leiterin der Gästeinformation Lenggries, Stephanie Rehm. Beschwerden von Touristen gingen bei ihr einige ein - nur zu anderen Themen. Von den Urlaubsgästen erhalte sie ein anderes Bild der Bayerischen Oberlandbahn: "Die Leute fahren gern mit der BOB." Wie die Tourist-Info in Bad Tölz wirbt auch Lenggries mit dem Zug. Stephanie Rehm unterstreicht den Nutzen der Strecke: Der Zug ermögliche es Gästen, "sich einfach reinzusetzen" und ohne Parkplatzsuche und Stress nach München zu fahren.

Bereits beim Qualitätsranking im vergangenen Jahr war die BOB nicht über den drittletzten Platz hinausgekommen. Diesmal erhielt sie noch weniger Punkte als damals. Der Lenggrieser Bürgermeister Werner Weindl (CSU) fordert die Geschäftsführung zum Handeln auf. "Da muss die BOB unbedingt etwas machen. Die Bahn hat an heißen Tagen eher geheizt als gekühlt - das geht natürlich nicht."

Der Kommunalpolitiker hat nach eigenen Angaben schon von mehreren Pendlern gehört, dass die Klimaanlage defekt sei. Er hofft, dass das Qualitätsranking künftig besser ausfällt: "Wir sind sehr interessiert als Gemeinde, dass wir eine gute Bahnlinie haben."

Bei seiner letzten Fahrt vor drei Wochen sei ihm im Übrigen nichts Negatives aufgefallen, sagt Weindl: Im Inneren war es nicht zu heiß und die Toiletten waren nicht übermäßig verschmutzt. "Aber vielleicht habe ich einen Zug erwischt, der in Ordnung war."

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