Bauprojekt in Bad Tölz:Bürgerbegehren gegen Hotel

Bauprojekt in Bad Tölz: Reges Interesse: Die Initiatoren der Informationsveranstaltung waren vom Andrang selbst überrascht.

Reges Interesse: Die Initiatoren der Informationsveranstaltung waren vom Andrang selbst überrascht.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Gegen die abgespeckten Pläne an der Arzbacher Straße formiert sich Widerstand

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Der Protest gegen das Hotelprojekt des österreichischen Investors Arcus an der Arzbacher Straße in Bad Tölz formiert sich: Bei einer Infoveranstaltung kündigten Franz Mettal und Andreas von Schweinitz an, sie würden ein Bürgerbegehren initiieren. Eine Formulierung stehe noch nicht fest, derzeit sei ein Anwalt mit der Prüfung beauftragt, sagte Mettal. Er rechnet Anfang kommender Woche mit einem Ergebnis, dann würden die Unterschriftenlisten ausgelegt.

Die Kritik richtet sich vor allem gegen die veränderten Hotelpläne: Ausstattung und Kapazitäten hätten sich verringert, dafür seien nun mehr Wohnungen vorgesehen. Das bedeute vor allem eine Gewinnmaximierung für den Investor, der das Hotel mit fünf Wohnblocks und einem Sportstudio gegenfinanzieren will. Für die viel beschworene "Neue Tölzer Hotelkultur" bringe ein unterklassiges Haus wenig, hieß es. Zudem werde vermutlich die Allee am Gabriel-von Seidl-Weg abgeholzt.

Die Initiatoren, beide Anwohner des geplanten Hotels, hatten am Donnerstag zu einer Infoveranstaltung ins Haus Isarwinkel geladen und waren vom Andrang selbst überrascht: Gut 80 Personen drängten sich im Saal, die viele, teils widersprüchliche Argumente vorbrachten. Schweinitz fasste die Chronologie des Projekts zusammen: Im Jahr 2011 hätten die Planungen begonnen, damals sei ein Luxushotel im Gespräch gewesen. Vier Jahre später habe man mit zwei Hotels im Drei- und Vier-Sterne-Segment einschließlich Konferenzräumen, Restaurants und Wellnessangebot geplant. "Nun landen wir bei einem Branding Hotel und statt 'Serviced Appartements' kommen Eigentumswohnungen." Bad Tölz brauche Wohnraum für junge Familien. Aber in die neuen Eigentumswohnungen für rund 120 Bewohner würden vermutlich "solvente ältere Herrschaften einziehen", sagte Mettal.

Auch eine Zuhörerin beklagte eine mangelnde Familienfreundlichkeit der Stadt. Das zeige sich beim geplanten Spa "Natura Tölz" an der Bockschützstraße mit fünf Saunen, das für Kinder nicht geeignet sei. Im neu eröffneten Trimini in Kochel sei das besser gelöst. "Aber in Tölz sind Familien nicht die Klientel, auf die Rücksicht genommen wird", sagte sie. Die Meinung, dass die Stadt ein neues Hotel brauche, wurde nicht von allen geteilt. "Wie viele Busse kommen denn nach Tölz?", fragte Mettal.

Ein neues Hotel an der Arzbacher Straße blockiere die touristische Entwicklung im eigentlichen Kurviertel. Es bedeute den "Tod für einheimische Beherbergungsbetriebe", warnte ein Bürger. In anderen Wortmeldungen wurde dagegen der gesenkte Standard kritisiert: Die Stadt brauche ein Spitzenhotel, sagte ein Zuhörer. "Billighotels haben wir genug in Tölz."

Ein weiterer Kritikpunkt bezog sich auf den Baumbestand am Gabriel-von-Seidl-Weg. Mettal fürchtet, dass die Allee einer "maximalen Bebauung" geopfert werde. Zwar müsse der Investor Ersatzpflanzungen leisten, "aber von den großen, alten Bäumen wird nichts übrig bleiben". Willibad Raab vom "Freundeskreis Badeteil" verwies auf die seiner Meinung nach problematische Grundwassersituation, die sich mit dem Bau der beiden großen Tiefgaragen unter dem Hotel und den Wohnblocks verschärfen könnte. Das Bauamt habe zwar erklärt, dies mit Dükern lösen zu wollen, die das Wasser unter der Tiefgarage durchleiten, sagte Raab. Das setze aber Bodenerkundungen voraus. "Dass die Vierzigtonner anrücken und niemand weiß, welcher Boden da ist, das wäre ein Wahnsinn."

Bürgermeister Josef Janker (CSU) und die Mehrheit der Stadträte sind dagegen von den Planungen überzeugt: In der jüngsten Sitzung waren die Bebauungspläne für Hotel, Wohnblocks, Sportstudio und einen Parkplatz im Süden des Asklepios-Geländes gebilligt worden. Die Stadt brauche mehr Hotelbetten, hatte Janker erklärt. Aber Luxushotellerie passe nicht unbedingt nach Tölz. Im Zuge des Bebauungsplanverfahrens solle ein Entwässerungskonzept erstellt werden, hieß es in der Sitzung.

Die versammelten Bürger am Donnerstag wollen weiter gegen das Projekt kämpfen. Einige erklärten sich bereit, das Bürgerbegehren mit einem Infostand in der Marktstraße oder als Unterschriftensammler zu unterstützen. Damit ein Bürgerentscheid erreicht würde, müssten neun Prozent aller wahlberechtigten Tölzer, also mindestens 1400, unterschreiben.

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