Bauprogramm in Geretsried:Platz für 1500 Menschen

Luftbild

Das Lorenzareal liegt zwischen Elbestraße im Süden (oben) und Banater Straße im Norden. (Hier noch vor der Erweiterung von Uniccomp, unten).

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Stadtrat bringt die geplanten 600 günstigen Wohnungen auf dem Lorenzareal auf den Weg - bei zwei Gegenstimmen.

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Die Verhandlungen können beginnen: Der Geretsrieder Stadtrat hat in seiner Sitzung am Dienstagabend mit zwei Gegenstimmen das auf dem Lorenzareal geplante Bauprojekt auf den Weg gebracht - bis zu 600 günstige Wohnungen für 1500 Menschen. Bis das Bauvorhaben jedoch endgültig beschlussreif ist, werden noch ein paar Monate ins Land ziehen. Bis Frühjahr 2016 werde es wohl dauern, ehe bürokratische und planerische Hürden überwunden sein würden, erläuterte der stellvertretende Bauamtsleiter Andreas Porer.

Trotz der Größe und Tragweite des Projekts verlief die Sitzung harmonisch, der Stadtrat reagierte auf den Antrag mit Anmerkungen, echter Widerstand regte sich kaum. Robert Lug wandte stellvertretend für seine bei dem Projekt gespaltene Fraktion der Freien Wähler ein, dass das neue Wohngebiet die anrainenden Betriebe beeinträchtigen könne. Das wäre für die Freien Wähler "ein K.o.-Kriterium".

Das Lorenzareal, ein vier Hektar großes, nach der ehemaligen Spielzeugfabrik benanntes Gelände zwischen Elbe- und Banater Straße im Norden Geretsrieds, ist seit Jahren eine Brache. Zwischenzeitlich sollte es zum Standort eines Hotels, eines Kinos und zuletzt eines Bau- und Elektromarkts werden. Das Projekt scheiterte erst daran, dass der Grundstückseigentümer und Bauunternehmer Reinhold Krämmel keinen Baumarkt finden konnte; inzwischen ist die Stadt außerdem davon überzeugt, dass ein Fachmarktzentrum auf dem Lorenzareal die Innenstadt schwächen würde.

Mit dem Wohnbauprojekt soll eines der größten Probleme der Region angegangen werden. Wolfgang Möckel (CSU) sagte in der Sitzung, derzeit gebe es auf gängigen Internetportalen nur ein bis drei Mietwohnungen in Geretsried zu finden - bei einer Stadt mit 24 000 Einwohnern. "Wir haben den Druck, dass wir zu Potte kommen müssen." Beim Neubau wollen sich Stadt und Krämmel an dem vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München angepriesenen Modell der sozialgerechten Bodennutzung orientieren. Demnach müssen 30 Prozent aller Einheiten Sozialwohnungen sein, 40 Prozent geförderter Wohnraum für Normalverdiener und die übrigen 30 Prozent frei finanziert für Bewohner mit höheren Einkommen.

Volker Witte (Grüne) sagte, er begrüße das Vorhaben, weil es den fast mitten in der Stadt liegenden "Schandfleck" beseitigen würde. Die Lärmbelästigung empfinde er als "gar nicht so tragisch", darüber hinaus sei der Boden ja bereits versiegelt - ein Hauptkritikpunkt der Grünen bei Bauvorhaben. FW-Sprecher Lug sagte, dass es von Seiten seiner Fraktion keine Einwände gebe, jedoch müssten zuerst eine ganze Reihe von Fragen beantwortet werden. Etwa sei abzusehen, dass unter den 1500 Bewohnern auch viele Kinder sein würden, die man wiederum in einer Kindertagesstätte und in der Schule unterbringen müsste - seiner Schätzung nach wären das mindestens zwei neue Klassen. Unklar sei den Freien Wählern auch, was genau bezahlbarer Wohnraum sei, schließlich sei das eine sehr subjektive Frage. Auch die Verkehrssituation und die Gefahr der Entstehung von "sozialen Problemfeldern" sprach Lug an. Doch all diese Fragen seien dem Gewerbe unterzuordnen; sollte sich herausstellen, dass es da zu Beeinträchtigungen kommen könnte, "dann züchten wir uns ein Problem, dessen wir nicht Herr werden können". Bürgermeister Michael Müller (CSU) ging knapp auf die Fragen ein: "Das klingt sehr vernünftig. Genau diese Fragen sollen geklärt werden."

Nur Arthur Wolfseher (SPD) und Dominik Irmer (Freie Wähler) stimmten gegen das Projekt. "Meiner Meinung nach ist dieser Platz hier nicht geeignet", sagte Irmer. Auch ihn störe die Nähe zum Gewerbegebiet. Seine Befürchtung: dass diese Entwicklung zum Trend werden könnte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: