Baupolitik:Mutig in die Höhe

Baupolitik: Auf dem Parkplatz gegenüber dem Gebäude eines Arzneimittelherstellers am Hans-Urmiller-Ring könnte ein Hotel mit Fahrradladen entstehen.

Auf dem Parkplatz gegenüber dem Gebäude eines Arzneimittelherstellers am Hans-Urmiller-Ring könnte ein Hotel mit Fahrradladen entstehen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Um die dicht bebaute Stadt Wolfratshausen zu entlasten, könnten im Gewerbegebiet die Bestimmungen gelockert werden. Auch ein Hotel mit 88 Zimmern könnte so möglich werden

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Im Wolfratshauser Gewerbegebiet könnte schon bald höher und dichter gebaut werden dürfen als bislang erlaubt. Wie der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) am Mittwoch im Bauausschuss sagte, befürworte seine Fraktion im Stadtrat eine entsprechende Änderung der Bebauungspläne. "Wir müssen uns überlegen, wo wir hinwollen", sagte Schnaller. "Wir werden ein Angebot machen müssen, um das Gewerbegebiet attraktiv zu halten." Wolle man die Stadt voranbringen, müsse man mit Verdichtungen leben. Als Alternative bleibe nur, dass andere Bereiche zugebaut würden.

Das Hotel soll einen Tagungsraum bekommen, auch ein Fahrradladen ist geplant

Hintergrund des Vorstoßes war ein Antrag auf Vorbescheid für den Neubau eines Geschäfts- und Freizeithotels am Hans-Urmiller-Ring. Der ehemalige Wolfratshauser Disco-König Sepp Schwarzenbach will auf einem derzeit noch als Parkplatz genutzten Gelände gegenüber der Pharma-Firma Hermes ein Hotel mit 88 Gastzimmern und einem mehr als 300 Quadratmeter großen Tagungsraum errichten. Im Erdgeschoss soll eine Verkaufsfläche für Fahrräder und E-Bikes entstehen.

Für Schnaller ist das Umdenken im Gewerbegebiet gleichzeitig ein probates Mittel gegen Flächenfraß im dicht bebauten Wolfratshausen. "Manche fantasieren ja schon von einem Gewerbegebiet südlich des Kanals", sagt er. Dieses "Juwel" als letzte Freifläche solle sich die Stadt jedoch aufsparen. Stattdessen solle man im bestehenden Gewerbegebieten "nicht ganz so sensibel sein" und dort höher und dichter bauen lassen. "Man sollte überdenken, ob man nicht was Neues macht." Ein Hotel, wie es Schwarzenbach plant, "sollte in Zukunft möglich sein", findet Schnaller. "Wir wollen die Stadt ja weiterbringen, und da muss man auch den Mut haben, so ein Projekt zu unterstützen."

Im September hatte der Bauausschuss eine entsprechende Voranfrage Schwarzenbachs abgelehnt, weil der Bau mit Tiefgarage die Vorgaben des gültigen Bebauungsplanes in mehreren Punkten deutlich überschritten hätte. Dies trifft auch auf die nun vorgelegte modifizierte Voranfrage zu: Demnach soll das Gebäude aus einem fünfstöckigen und einem sechsstöckigen Teil bestehen, mit Wandhöhen von 18 und 20 Metern. Zulässig sind laut Bebauungsplan aber maximal vier Stockwerke und eine Höhe von 16,80 Metern. Laut Anfrage soll das Hotel zudem ein markantes, 24 Meter hohes Kuppeldach erhalten. Der Bebauungsplan sieht Sattel- oder Flachdächer vor.

Der Bauherr soll eine Änderung des Bebauungsplanes beantragen

Die Stadträte waren sich einig, dass die für einen positiven Beschluss nötigen Befreiungen von den Vorgaben des Bebauungsplanes zu drastisch seien, um sie zu erteilen. Alle Fraktionen betonten jedoch, dass sie ein Hotel im Wolfratshausen an diesem Standort begrüßen. "Wir sind uns alle einig, dass ein Hotel im Gewerbegebiet gut ist", sagte Hans Schmidt (Grüne). Angesichts der Dimensionen bliebe aber nichts anderes übrig, als den Bau abzulehnen. Dieser Meinung schlossen sich alle Stadträte im Gremium an.

Dass der Bauherr mit einer erneuten Ablehnung rechnen musste, betätigte auch Bauamtsleiter Dieter Lejko. Er habe ihn im Vorgespräch darauf hingewiesen, dass die geforderten Befreiungen angesichts des Bebauungsplans aussichtslos seien, sagte Lejko. Der Antragssteller habe dennoch einen erneuten Versuch wagen wollen - auch um sich ein Bild von der Haltung des Stadtrats zu seinem geplanten Hotelbau zu machen.

Und die ist durchaus positiv, wie die Bauausschusssitzung am Mittwoch gezeigt hat. Nachdem Schnaller eine Änderung des Bebauungsplan auf den Tisch gebracht hatte, empfahlen mehrere Stadträte Schwarzenbach ausdrücklich, eine solche zu beantragen, um sein Vorhaben doch noch realisieren zu können. "Das können wir dem Bauwerber gerne mitgeben", sagte Josef Praller, Fraktionssprecher der BVW. CSU-Sprecher Josef Eibl bezeichnete Schnallers Überlegung, künftig höhere und andere Gebäude im Gewerbegebiet zuzulassen, als "grundsätzlich gut". Auch wenn die Voranfrage für das Hotel schließlich erwartungsgemäß einstimmig abgelehnt wurde, enthielt die Diskussion für den Bauherren doch eine klare Empfehlung zum weiteren Vorgehen.

Wie Lejko auf Anfrage mitteilt, kann Schwarzenbach jederzeit einen Antrag auf Änderung des Bebauungsplans für sein Projekt stellen. Der Stadtrat müsse dann einen entsprechenden Aufstellungsbeschluss fassen. Der Bauherr muss allerdings geduldig sein: Laut Lejko dauert es mindestens zwei Jahre, bis der geänderte Bebauungsplan in Kraft tritt.

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