Baumpflanz-Aktion:Wildapfel und Elsbeere für den Bergwald

Vertreter von Forstamt, Stadt Wolfratshausen, Bund Naturschutz und Waldbesitzervereinigung pflanzen 50 junge Bäume.

Julia Abendschön

Baumpflanz-Aktion: Förster Robert Nörr (v.l.), Gisela Becker  vom Bund Naturschutz, Bürgermeister Helmut Forster (mit Spaten) und (hinten) Johann Höck von der Waldbesitzervereinigung beim Pflanzen

Förster Robert Nörr (v.l.), Gisela Becker  vom Bund Naturschutz, Bürgermeister Helmut Forster (mit Spaten) und (hinten) Johann Höck von der Waldbesitzervereinigung beim Pflanzen

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die 50 jungen Bäumchen messen jedes nicht einmal einen Meter. Trotzdem besitzen sie nicht nur symbolisch einen großen Wert. Es handelt sich um die seltenen Baumarten Elsbeere und Wildapfel. Sie sollen den Baumbestand des Wolfratshauser Bergwalds weiter aufwerten Bei einer Pflanzaktion wurden sie am Freitag am Rande des Bergwalds in die Erde gebracht.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "300 Jahre Nachhaltigkeit" haben die Stadt Wolfratshausen, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen und die Ortsgruppe des Bund Naturschutz die Baumpflanzaktion organisiert. Hans Carl von Carlowitz verwendete den Begriff des nachhaltigen Wirtschaftens vor 300 Jahren zum ersten Mal in Zusammenhang mit der Forstwirtschaft. Daran erinnern heuer viele Aktionen dieser Art.

Bürgermeister Helmut Forster sieht die Aktion als gemeinsamen Beitrag der vier Beteiligten zur Förderung von Nachhaltigkeit im Landkreis und die Umwelt der Stadt zu erhalten. "Bäume stellen für uns alle eine Lebensgrundlage dar", sagt Forster im Kreis der etwa 15 Anwesenden. Die Pflanzungen stellen für ihn eine Gegenaktion zu den Vorwürfen dar, in Wolfratshausen würden nur Bäume gefällt.

"Jede Fällung wird bevor sie durchgeführt wird, von einem Spezialisten begutachtet", betont er. Es seien weitere Pflanzungen im gesamten Stadtgebiet für dieses Jahr angesetzt. Gisela Becker, Vorsitzende der Ortsgruppe Bund Naturschutz steht Forsters Aussagen kritisch gegenüber. Sie moniert, gesunde Bäume würden gefällt, um Platz für neue Wohngebiete zu schaffen.

"Die ungebremste Nahverdichtung bietet keinen Platz mehr für Bäume", fürchtet sie. Es werde mehr abgeholzt als nachgepflanzt, sagt Becker. Der Bund Naturschutz, der ebenfalls dieses Jahr ein Jubiläum feiert, habe das Gesicht Bayerns trotz starken Veränderungen in den vergangenen 100 Jahren erhalten. Für die 195 000 Mitglieder und rund 700 Ortsgruppen stehe die Bewahrung der Lebensgrundlagen im ökologischen Sinne an höchster Stelle. Vom Bürgermeister und dem Stadtrat fordert die Vorsitzende mehr von diesem ökologischen Bewusstsein sowie die Durchsetzung der Baumschutzverordnung.

Robert Nörr, Förster und regionaler Ansprechpartner für den Bereich Forst, ist sich sicher: "Die Forstwirtschaft ist die einzige Branche, in der Nachhaltigkeit wirklich gelebt wird." Die Pflanzaktion diene der von Natur aus großen Vielfalt des Bergwaldes. "Wenn man einen dicken Baum fällt, muss man viele kleine nachpflanzen." So würde man es normalerweise handhaben, doch in Wolfratshausen sei man an einem Punkt, an dem man keine Bäume mehr nachpflanzen müsse.

Die Bundeswaldinventur aus den Jahren 1987 bis 2002 habe einen 13-prozentigen Vorratszuwachs ergeben, was bedeute, dass mehr gewachsen als genutzt worden sei, erklärt Nörr. "Wir können von einem vorbildlichen Wirtschaften im Privatwald sprechen." Johann Höck von der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen bestätigt das. Der Privatwald stehe in einem vielfältigen und gesunden Verhältnis da und wäre durch die Mischkulturen bei Schädlingsbefall gut gerüstet.

Mit der Elsbeere, dem Baum des Jahres 2011 und dem Wildapfel, Baum des Jahres 2013, verfüge der Bergwald nun über 25 Baumarten, sagt Nörr. Die seltenen und jungen Bäumchen sollen bis zu 30 beziehungsweise zehn Meter hoch wachsen; sie passten gut in das Bild des Bergwaldes, der ein Buchenmischwald ist.

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