Baiernrain:Asyl in der Bonbonfabrik

Aufnahmen von 2013

Das Haus, in dem früher die Verwaltung der Bonbonfabrik Wiedenbauer untergebracht war, soll für Flüchtlinge hergerichtet werden.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Dietramszell will Flüchtlinge im früheren Verwaltungsgebäude der Wiedenbauer-Fabrik unterbringen. Einige Bürger fürchten Überlastung

Von Petra Schneider, Dietramszell

In den kleinen Ortsteilen wächst die Sorge, dass sie mit einer großen Zahl von Flüchtlingen überfordert sein könnten - besonders, wenn in den vermieteten Wohnräumen alleinstehende Männer untergebracht würden. Kürzlich haben sich acht Einöder Bürger in einem offenen Brief an das Landratsamt gewandt: Die Entscheidung, in ihrem Dorf mit 25 Einwohnern etwa gleich viele Flüchtlinge im dortigen Gasthaus unterzubringen, solle überdacht werden.

Nun haben sich auch Bürger aus dem Ortsteil Baiernrain zu Wort gemeldet. Dort will die Gemeinde im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Bonbonfabrik Wiedenbauer Asylbewerber unterbringen. Etwa 30 könnten es sein, in Bezug auf die Anzahl habe die Gemeinde "offiziell keine Mitsprache", heißt es aus der Verwaltung. Die Verhandlungen mit dem Landratsamt führe ein Zwangsverwalter, der auf Antrag der Gemeinde bereits bestellt sei. Nach Ansicht von 131 Bürgern, die sich in einem offenen Brief an Landrat Josef Niedermaier gewandt haben, seien 30 Flüchtlinge zu viele, "um eine vernünftige Integration zu betreiben." Akzeptabel ist ihrer Ansicht nach ein Verhältnis Einwohner-Flüchtlinge von 40 zu eins, analog den bundesdeutschen Zahlen. Dem entspräche in Baiernrain mit seinen 210 Bürgern eine Zahl von sechs Flüchtlingen, also etwa zwei Familien.

Eine Begrenzung nach diesem Schlüssel "wäre eigentlich für jede Ortschaft Grundvoraussetzung und würde der Ghettobildung entgegen wirken und die Integration fördern", heißt es in dem Brief. Im Gemeinderat forderte Briefsteller Josef Hainz zudem, zehn Straßenlaternen anzubringen, um die Sicherheit der Frauen und Kinder ("Jeder vierte Baiernrainer ist unter 18 Jahren") zu gewährleisten. Gröbmaier versprach, das zu prüfen. Sie äußerte Verständnis für die Sorgen der Bürger. "Ich sehe solche Unterschriftenlisten als Weg, eine bestmögliche Lösung zu finden." Es sei ein nachvollziehbarer Wunsch, dass sich die kleinen Ortschaften darum bemühten, Familien statt männlicher Flüchtlinge zugeteilt zu bekommen. Dies ist auch nach Ansicht von Drittem Bürgermeister Josef Hauser (FW) für das "gemeinschaftliche Zusammenleben problemloser". Beim Landratsamt sei man bemüht, dies so weit als möglich zu berücksichtigen, versicherte Gröbmaier.

Bereits vor zwei Jahren hat die Detmolder Firmengruppe Liebhart die Wiedenbauer-Fabrik erworben, die die Produktion der Bonbons am Standort Baiernrain fortführt. Kürzlich bekam das Unternehmen bei einer Versteigerung den Zuschlag für Flächen, um das Unternehmen erweitern zu können. Für die Gemeinde eine gute Nachricht: Der Standort Baiernrain mit derzeit über 40 Arbeitsplätzen bleibt erhalten und damit auch die Gewerbesteuereinnahmen. Mit dem ehemaligen Verwaltungsgebäude ergibt sich für die Gemeinde zudem die Möglichkeit, dringend benötigten Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Denn von den noch heuer gebrauchten 216 Plätzen kann die Gemeinde bislang nur 37 zur Verfügung stellen. Den Sorgen der Anwohner will Gröbmaier mit Informationsveranstaltungen begegnen. Demnächst soll es eine solche im bereits geschlossenen Gasthof in Einöd geben, damit sich Bürger ein Bild von den Räumlichkeiten machen könnten. Eigentümer Valentin Beham hatte die Immobilie dem Landratsamt als Flüchtlingsherberge angeboten, weil er das Gasthaus aus persönlichen Gründen nicht weiterführen kann.

Dort sollen 24 Flüchtlinge wohnen. Der Gemeinderat stimmte den Umbauplänen am Dienstag mit großer Mehrheit zu. Die Gaststube soll künftig als Aufenthaltstraum dienen, in den bisherigen Gästezimmern werden die Flüchtlinge wohnen. Die Außenansicht bleibt erhalten, im Erdgeschoß werden die Privaträume der Familie Beham abgetrennt. Die Nutzungsänderung sei "temporär", wie Bauamtsleiterin Elisabeth Schelle sagte, und nach derzeitigem Stand auf drei Jahre begrenzt.

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