Bagger am Brauneck:Speichersee wird gebaut

Unterhalb des Garlands wird ein tiefer Teich angelegt, der die Schneekanonen des Skigebiets speisen soll. Der Protest ist inzwischen verstummt.

Birgit Lotze

Wie in einer Mondlandschaft sieht es unterhalb des Garlands auf dem Brauneck aus. Die Arbeiten an einem der größten privaten Bauprojekte Bayerns haben begonnen. Der Speichersee, der dort entsteht, soll hundert Millionen Liter Wasser fassen und damit zusätzliche Schneekanonen im Skigebiet speisen. Schon jetzt kann man von der Seilbahn aus die Dimensionen des Millionen-Projekts, das offiziell als "Speicherteich" bezeichnet wird, erkennen: Etwa 250 Meter lang, 85 Meter breit, 15 Meter tief soll der künstliche Teich werden. Das entspricht der halben Wasseroberfläche des Bibisees. Doch der Garlandteich wird mehr als doppelt so tief.

Brauneck Speichersee Bechneiung Schneekanonen

Offiziell wird der künstliche See als "Speicherteich" bezeichnet. Er soll hundert Millionen Liter Wasser fassen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Falls ein Spazierweg um das künstliche Gewässer angelegt werden sollte - noch ist dahingehend nichts konkretisiert - könnten Wanderer den See auf einem halben Kilometer umrunden. Dass sie sich darin abkühlen, ist nicht geplant. Das Baden soll verboten werden, auch wird der See mit vier, fünf Grad Wassertemperatur kaum dazu einladen.

Bäume und Rasensoden wurden bereits entfernt. Derzeit würden die Aufstandsflächen hergerichtet, auf denen der Damm gebaut werden soll, sagt Peter Lorenz, Geschäftsführer der Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH, die 1,2 Millionen Euro in das Projekt steckt. Damit die Baumaschinen bis ans Baugebiet fahren können, wurde der Weg von unten bis auf 1300 Meter Höhe verlängert. Wanderer werden zurzeit mit Hinweisschildern über die Skipiste umgeleitet.

Der Protest ist verstummt. Auf der einen Seite Tourismus und Wirtschaft, auf der anderen die Bergwelt mit ihrer artenreichen Flora und Fauna - in diesem Spannungsfeld steht das Projekt. Erst nach einem zwei Jahre dauerndem Verfahren war der Speichersee vor nicht einmal drei Monaten genehmigt worden - mit umfangreichen Auflagen. Eine davon ist, dass das Landratsamt in Bad Tölz den Bau beaufsichtigt. "Die Bauarbeiten gehen zügig und einwandfrei voran", sagt die Sachgebietsleiterin in der Wasserrechtsbehörde, Cornelia Breiter. Auch auf die Befürchtungen hin, der Bau könne einen Erdrutsch auslösen, würden die Arbeiten laufend überprüft. "Bislang gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass die Sicherheit nicht gewährleistet ist."

Umweltschützer schauen resigniert zu, seitdem das Projekt als genehmigt gilt. "Vielleicht hätten wir uns anketten sollen," sagt Achim Rücker. Sowohl der Bund Naturschutz als auch der Landesbund für Vogelschutz, für die er gegen das Bauwerk gekämpft hat, hätten nicht genügend Kräfte, um effektiv gegen das Projekt vorzugehen.

Auch der Deutsche Alpenverein akzeptiert die Genehmigung, intern kritisiert er das Projekt aber als "Energieverschwendung" und "nicht zeitgemäß". - "Wir wollen möglichst wenig Fußstapfen hinterlassen. Aber das ist schon ein großer Fußtapper", sagt Martin Pfund von der Sektion in Bad Tölz.

Vogelschützer beanstanden, dass der Großteil des Waldes in der Brutzeit gerodet wurde. Aber auch das geht von Behördenseite aus in Ordnung. Denn Wald- und Forstgebiete sind im Bundesnaturschutzgesetz von der Regelung, dass von 1. März bis 30. September wegen brütender Singvögel kein Baum gefällt werden darf, ausdrücklich ausgenommen.

Ende Oktober will die Brauneckbahn fertig sein. Vor der Skisaison soll der See gefüllt werden. Der größte Wasseranteil wird vom tiefer gelegenen Speicherteich hochgepumpt. Voll werde er aber heuer noch bei weitem nicht, sagt Peter Lorenz.

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