Badehaus:Endlich Eigentümer

Badehaus: Die Bürger fürs Badehaus nehmen das Gebäude in Besitz.

Die Bürger fürs Badehaus nehmen das Gebäude in Besitz.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Verein "Bürger für Badehaus" unterzeichnet den Vertrag mit dem Bistum, der die Übertragung des Gebäudes in Waldram regelt. Dort soll nun ein Dokumentationszentrum entstehen

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Die "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" sind Eigentümers des geschichtsträchtigen Gebäudes am Kolpingplatz. Seit dem Notartermin am Freitagnachmittag gehört das Badehaus im Wolfratshauser Stadtteil Waldram dem rund 270 Mitglieder starken Verein, der darin ein Dokumentationszentrum zur Orts- und Lagergeschichte einrichten will. Die Vorsitzende Sybille Krafft sprach am Freitag von einem wichtigen Schritt, der dem Verein viel bedeute. "Aber jetzt geht die Arbeit erst richtig los."

Vorstandsmitglieder und Unterstützer feierten den Etappensieg nachdem Notartermin in einem kleineren Kreis direkt am und im Badehaus, wohin sie auch Chana und Benjamin Braun eingeladen hatten. Sie waren das letzte Paar, dass im damaligen Lager Föhrenwald für Displaced Persons (DP), also heimatlos gewordene Menschen, geheiratet hatte. Die Brauns begleiten die Arbeit des Vereins von Anfang an. Die "Bürger fürs Badehaus" hatten sich 2012 aus den Reihen des Historischen Vereins Wolfratshausen und der Siedlungsgemeinschaft Waldram heraus gegründet, um im Badehaus ein Museum einzurichten. Die Stadt Wolfratshausen und ihr damaliger Bürgermeister Helmut Forster (BVW) hatten von einem solchen Vorhaben zuvor wenig wissen wollen. Sie hatten zu Beginn auch tatsächlich nichts von der Bedeutung des Badehauses gewusst. In der Nachkriegszeit diente es den jüdischen Bewohnern des DP-Lagers Föhrenwald als Ritualbad.

2011 sollte es im ersten Entwurf für einen Bebauungsplan neuen Wohnhäusern weichen, wie sie derzeit in der Nachbarschaft entstehen. Erst nach Protesten vieler Bürger nahmen die Stadt und das Erzbistum München-Freising als bisheriger Eigentümer das Ensemble am Kolpingplatz von diesen Plänen aus. Dem Angebot der Kirche, dem Verein das Badehaus kostenlos zu überlassen, folgten lange und zähe Verhandlungen mit Bistum und Stadt, bis der Vertag am Freitag notariell besiegelt werden konnte. Für die Kirche unterschrieb Pfarrer Martin Schnirch den Kontrakt. Er leitet das benachbarte Spätberufenen-Seminar Sankt Matthias, zu dem das Badehaus bisher gehört hat.

Die neuen Eigentümer wollen laut Krafft nun so schnell wie möglich mit dem Umbau beginnen. Die Pläne und Ausschreibungsunterlagen liegen längst fertig in der Schublade, doch zunächst soll das vorhandene statische Gutachten mit einer "Bauteilsondierung" ergänzt werden. Dazu müssen Fachleute Wände öffnen und Mauern anbohren, um die Substanz noch genauer einschätzen zu können. Dies war nicht möglich, so lange das Badehaus noch nicht Eigentum des Vereins war. Sofern durch diese Untersuchung nicht noch größere Überraschungen zutage treten, wollen die Bürger fürs Badehaus bald Angebote von Baufirmen einholen und am besten schon in zwei bis drei Monaten eine genauere Kostenberechnung anstellen können. Dann kann sich der Verein mit konkreten Anträgen an seine Zuschussgeber wenden. Geschätzt werden die Kosten für den Umbau des Hauses und den Aufbau des Museums bisher auf eineinhalb Millionen Euro.

Die wesentlichen Anteile daran werden aus öffentlichen Kassen kommen. Die Stadträte, die sich dem Projekt über die Jahre vorsichtig angenähert haben, wollen voraussichtlich etwas mehr als die Hälfte der Gesamtsumme über die staatliche Städtebauförderung beschaffen. Diese Möglichkeit hat der Verein selbst aufgetan, den nötigen Antrag kann jedoch nicht er, sondern nur die Stadt stellen, was die Beteiligten zuletzt einige Monate beschäftigt hat. Als Antragstellerin muss die Stadt im Falle eines Scheiterns innerhalb der nächsten 20 Jahre für das Fördergeld geradestehen. Erst seit eine Vertragsklausel regelt, dass sie dann das Haus übernehmen und auch für andere gemeinnützige Zwecke wie einen Kindergarten nutzen könnte, sind die Räte zu diesem Schritt bereit. Ein halbe Million Euro direkt aus der Stadtkasse haben sie längst gebilligt, aber an zehn Bedingungen geknüpft. Die kann der Verein nach eigenen Angaben nun, da er Eigentümer des Hauses ist, bald komplett erfüllen. Trotz dieser beiden großen Posten ist laut Kraft nun aber "jeder Euro" gefragt und auch jede andere Hilfe - egal ob handwerklich, organisatorisch oder beratend. Die Vertragsunterzeichnung sei ein großer Schritt gewesen, dem nun noch viele Schritte folgen müssten.

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