Bad Tölz:Wolfratshauser Geburtshilfe zuerst

Günther Fuhrmann spricht sich im Kreistag gegen eine Hilfe für die Tölzer Station aus

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Barbara Schwendner (Grüne) hätte gerne den Brief einer Hebamme vorgelesen, worin es um die stark gefährdete Geburtshilfe an der Tölzer Asklepios-Klinik geht. Aber das durfte sie im Kreistag am Mittwoch nicht. "Das würde die Stimmung beeinflussen, weil er sehr emotional geschrieben ist", sagte Landrat Josef Niedermaier (FW). Das Schreiben soll nun erst an alle Kreisräte gehen, die sich damit bis zu Sondersitzung des Kreisausschusses am 17. März befassen können, wenn Mediziner, Hebammen und ein Vertreter des bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege angehört werden. Eine solche Experten-Runde hatten die Grünen gefordert. "Das Thema eignet sich nicht für parteipolitische Auseinandersetzungen", sagte Dritter Landrat Klaus Koch (Grüne).

Für Koch geht es um "eine gute und wünschenswerte Versorgung der Frauen". Dazu müsse man alle Fachleute hören, darunter auch Hebammen, sagte er. Niedermaier zufolge soll sich die Sondersitzung um zentrale Fragen wie Qualitätssicherung und die überregionale Situation der Krankenhäuser und Geburtshilfe-Abteilungen drehen. Die Station in Bad Tölz steht vor dem Aus, weil knapp 600 Geburten für die beiden Belegärzte eine zu hohe Belastung sind. Zudem darf die Klinik nach dem neuen Antikorruptionsgesetz die hohen Haftpflichtbeträge der beiden Gynäkologen nicht mehr mittragen. Der Landkreis plant, die Asklepios-Klinik dauerhaft finanziell zu unterstützen, um die Geburtenstation zu retten. Im Gespräch ist der Aufbau einer eigenen Hauptabteilung zusammen mit einem Krankenhaus aus einem Nachbarlandkreis, wobei vor allem Agatharied immer wieder genannt wird.

Eine klare Absage erteilte Günther Fuhrmann (Ausschussgemeinschaft) einer Hilfe für Asklepios. Bei der Tölzer Klinik handle es sich um ein Privatunternehmen, "das als oberstes Ziel die Gewinnmaximierung verfolgt", sagte er. Ein solcher Konzern könne unversehens seine Zielsetzungen ändern, was dann zur Folge hätte, dass die finanziellen Mittel des Landkreises vergebens gewesen wären. Als Beispiel nannte Fuhrmann die Vorgehensweise von Asklepios bei der Schließung und dem Verkauf der geriatrischen Rehaklinik in Lenggries, die am Betriebsrat vorbei erfolgt seien. Dies seien klare Verstöße gegen das Betriebsverfassungsgesetz, so Fuhrmann. "Dieser Konzern handelt, wie er mag."

Außerdem wunderte er sich, dass bisher eine Kooperation mit der Wolfratshauser Kreisklinik in der Geburtshilfe kaum erwähnt worden sei. Dort fürchtet man um den Fortbestand der Geburtenstation, wenn der Landkreis die Asklepios-Klinik subventioniert. Für Fuhrmann muss die Kreisklinik auf der Prioritätenliste an erster Stelle stehen: "Im Mittelzentrum mit Wolfratshausen und Geretsried haben wir die meisten Bürger und den meisten prognostizierten Bevölkerungszuwachs im Landkreis." Außerdem habe Asklepios den Vorschuss an Vertrauen verspielt. "Für uns kommt eine finanzielle Beteiligung an der Geburtshilfe in Tölz unter all diesen Aspekten nicht in Frage."

Für die CSU erklärte Fraktionssprecher Martin Bachhuber lediglich, dass die Geburtshilfe in Tölz "eine Herausforderung" für den Landkreis sei. Nach der Sitzung des Kreisausschusses am 17. März soll der Kreistag ebenfalls in einer Sondersitzung am Freitag, 24. März, endgültig über eine finanzielle Beteiligung an der Geburtshilfe in Tölz entscheiden.

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