Bad Tölz-Wolfratshausen:"Wir kriegen die Leute nicht"

Bad Tölz-Wolfratshausen: Die deutsche Sprache zu lernen ist für Flüchtlinge das Wichtigste.

Die deutsche Sprache zu lernen ist für Flüchtlinge das Wichtigste.

(Foto: Pöstges)

Für die geplante Übergangsklasse junger Asylbewerber fehlt es dem Landratsamt momentan sowohl an Raum als auch an Lehrern. Eine Anbindung an die Hammerschmiedschule ist erwünscht

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Noch keine Lösung ist für die Unterbringung einer neuen Übergangsklasse für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gefunden. Sie sollte ursprünglich in der ehemaligen Landwirtschaftsschule in Wolfratshausen eingerichtet werden. Dort plant der Landkreis, die Kinder und Jugendlichen, die ohne Erziehungsberechtigte Asyl in Deutschland suchen, einzuquartieren. Und dort sollte auch die Übergangsklasse angesiedelt werden. Aber es fehlt der Platz. Momentan sehe er das Ganze emotionslos, sagt der Kreisrat und Dritte Landrat Klaus Koch (Grüne), einer der Initiatoren des Projekts. Es wäre schön gewesen, wenn die Einrichtung der Klasse in der Landwirtschaftsschule geklappt hätte. Bis zum nächsten Schuljahr werden sich Räume finden.

In der geplanten Übergangsklasse sollen die jungen Flüchtlinge auf den Besuch des regulären Schulunterrichts vorbereitet werden, also in erster Linie die deutsche Sprache lernen. Laut Schulamtsdirektorin Marianne Konrad, die die Übergangsklasse ebenfalls vorantreibt, hätten die Kinder einen recht unterschiedlichen Bildungsstand. Manche müssten erst lesen und schreiben lernen, andere könnten dies schon gut oder verfügten über sehr gute Englischkenntnisse, seien demnach mit dem europäischen Sprachsystem vertraut. Letzteren, so Konrad, reichten manchmal nur geringe Deutschkenntnisse, um in den Schulunterricht ohne Probleme hineinzuwachsen. In der Regel besuchten die Flüchtlingskinder die Mittelschule, weil dort alle Schulpflichtigen aufgenommen werden müssten unabhängig vom Bildungsstand. Es sei aber durchaus möglich, dass einzelne weiterführende Schulen besuchen könnten.

Da die unbegleiteten Flüchtlinge in Wolfratshausen leben werden, werden sie auch in der Stadt zur Schule gehen. Die Wohnortgemeinde sei dafür zuständig, den Schulbesuch zu ermöglichen, sagt Konrad. Wenn für die Übergangsklasse weder in der Landwirtschaftsschule noch an der Hammerschmiedschule Räume frei seien, müsse die Stadt eine andere Möglichkeit schaffen. Sinnvoll wäre es schon, sagt Konrad, wenn die Lehrer und Schüler der Übergangsklasse einen Anschluss zur Hammerschmiedschule hätten. "Wir warten die Entwicklung ab. Die neue Klasse könnte erst im September starten", betont die Schulamtsdirektorin.

Das sieht Koch genauso. Für ihn viel gravierender ist die Tatsache, dass es keine Lehrer gibt. Für die Übergangsklasse sind zwei Lehrkräfte vorhanden. Aber diese Klasse soll zu einer dauerhaften Einrichtung und Anlaufstelle im Landkreis werden. Daher wird über kurz oder lang weiteres Personal gebraucht. "Geld ist da, aber wir kriegen die Leute nicht", sagen Konrad und Koch. Da nütze es auch nichts, wenn sich engagierte Bürger dafür meldeten. Diese Stellen könnten nur mit ausgebildeten Lehrern mit zweitem Staatsexamen besetzt werden.

Ob der Landkreis es versäumt habe, sich vor dem Verkauf der Landwirtschaftsschule an die Stadt Wolfratshausen ausreichend Räume zu sichern, mag Koch nicht kommentieren. Der Plan, dort Flüchtlingskinder unterzubringen, stand schon vor dem Verkauf, ebenso die Idee der Übergangsklasse. "Ich verstehe voll und ganz, dass für den Landkreis die Unterbringung der Asylsuchenden an erster Stelle steht."

Beide Projektinitiatoren sind sich einig, dass der Vorschlag von Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner, das benachbarte Verwaltungsgebäude übergangsweise bis Frühjahr 2016 zu nutzen, wohl nicht sinnvoll sei. Und beide begrüßten eine Unterbringung der Klasse, von der aus fußläufig die Schule am Hammerschmiedweg zu erreichen ist. Koch könnte sich als Standort die ehemalige Polizeidienststelle vorstellen. Aber dies sei völlig ins Unreine gesprochen, sagt er.

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