Bad Tölz-Wolfratshausen:Uneins über Ärztehaus

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Landrat Niedermaier weist Kritik von Kreisrat Richter-Turtur zurück

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Im Mai hatte Kreisrat Matthias Richter-Turtur (Freie Unabhängige Wähler) dem Kreistag einen umfangreichen Anfrage-Katalog vorgelegt. Darin geht es um das geplante und bei den Wolfratshausern umstrittene Ärztehaus an der Kreisklinik. Nun hat Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) geantwortet. Allerdings nicht gänzlich zur Zufriedenheit des FUW-Rats. Richter-Turtur hatte sich unter anderem gefragt, ob die geplante Weaning-Abteilung - in dieser sollen schwerkranke Patienten, die künstlich dauerbeatmet werden, wieder selbständig atmen lernen - eine "nachhaltige wirtschaftliche Wertschöpfung" der Klinik bringen werde. Auch das Auftreten und der Umgang mit multiresistenten Keimen treibt Richter-Turtur um. Niedermaiers Antwort in Kürze: Alles gehe seinen geregelten Gang, die Wirtschaftlichkeit sei aus heutiger Sicht gegeben, um die multiresistenten Keime kümmerten sich mehrere Experten am Krankenhaus.

Die Kreisklinik Wolfratshausen müsse sich wegen struktureller Veränderungen im Gesundheitswesen neu aufstellen. Eine zukunftsorientierte Spezialisierung sei der richtige Weg, schreibt Landrat Niedermaier. Ein Projekt dazu sei der Aufbau einer Weaning-Abteilung. Was deren Wirtschaftlichkeit betreffe, so habe sich dazu der Aufsichtsrat der Kreisklinik positioniert: Das Gremium sehe eine Wertschöpfung als gegeben, soweit dies momentan beurteilt werden könne. In der Klinik würden die Richtlinien zur Krankenhaushygiene "vorbildlich" umgesetzt. Es würden hohe hygienische Standards gelten. Das Krankenhaus beschäftige eine Hygienefachkraft und eine Expertin für das Antibiotika-Management. Darüber hinaus gebe es Verträge mit einer Mikrobiologin und Hygienikern sowie drei mit der Hygiene beauftragte Ärzte mit entsprechender Fortbildung. Insgesamt stelle das geplante Gesundheitszentrum eine sinnvolle Ergänzung der bisherigen Angebote der Einrichtung am Moosbauerweg dar.

Nicht ausreichend findet Richter-Turtur indes die Ausführungen des Landrats in punkto Wirtschaftlichkeit. Auch dessen Antwort, welche Maßnahmen in der Klinik gegen die Ausbreitung multiresistenter Keime ergriffen würden, überzeugen den FUW-Kreisrat nicht. Er sieht darin vielmehr den Versuch, die Einstellung eines hauptamtlichen Krankenhaushygienikers zu umgehen - "was für das Weaning-Projekt notwendig wäre". Dass keine sogenannten Komplexpauschalen abgerechnet werden, findet er unbefriedigend. "Es wäre gerade die Vergütung durch die lohnenden Komplexpauschalen, die den notwendigen Aufwand einer Weaning-Behandlung wirtschaftlich sinnvoll werden lässt." Richter-Turtur fürchtet, durch die Abteilung werde die Klinik noch mehr in die roten Zahlen rutschen. Nicht verstehen mag er, warum das Gesundheitszentrum nichts mit der Klinik und ihren Abteilungen zu tun haben solle, wie Niedermaier schreibt. Er zitiert den Landrat, der bei Presseterminen unter anderem gesagt habe, das Ärztehaus sei standortsichernd. Warum dann den Park zerstören, wenn der Neubau der Klinik nichts bringen werde, fragt sich Richter-Turtur.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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