Bad Tölz-Wolfratshausen:Sturm fordert Todesopfer und richtet Millionen-Schaden an

Umgestürzte Bäume blockieren Fahrbahnen, bei einem Brand in Königsdorf wird eine Zimmerei zerstört und eine Person stirbt im Auto.

Von Wolfgang Schäl, Bad Tölz-Wolfratshausen

Strom- und Bahnausfälle, Bäume auf der Autobahn, gesperrte Straßen, ein Großbrand und ein tödlicher Verkehrsunfall: Die Sturmböen, die am Dienstag über den Landkreis gefegt sind, richteten erhebliche Schäden an.

In einem Waldstück nahe Dietramszell ist eine Frau in ihrem Auto ums Leben gekommen. Das Unglück geschah laut Polizei am Nachmittag auf der Staatsstraße 2368. Der Sturm warf einen Baum um, der auf das fahrende Auto der Frau fiel und sie erschlug. Nähere Angaben wollte die Polizei am Dienstagabend zunächst nicht machen.

Beim Brand einer Zimmerei in Königsdorf ist Millionenschaden entstanden. Das Feuer war am Dienstag aus bisher unbekannter Ursache in dem fast neuwertigen Gewerbebetrieb ausgebrochen. Das Gebäude brannte nahezu komplett nieder. Vom Sturmtief "Niklas" entfachter Funkenflug setzte einen 250 Meter entfernten Feldstadel in Brand. Auch dieses Gebäude wurde ein Raub der Flammen. Insgesamt beläuft sich der Schaden nach den Polizeiangaben auf etwa zwei Millionen Euro.

Aufgrund eines in die Oberleitung gestürzten Gegenstands musste die S 7 zwischen Ebenhausen-Schäftlarn und Icking gesperrt werden. Die Züge aus Richtung Innenstadt verkehrten bis Ebenhausen-Schäftlarn und endeten dort vorzeitig. Die Züge aus Richtung Wolfratshausen wurden zurückgehalten. Ein Schienenersatzverkehr konnte zunächst nicht eingerichtet werden. Noch schlimmer betroffen war die Bayerische Oberlandbahn (BOB). Dort hieß es von 13 Uhr an: "Es geht gar nichts mehr." Auf dem gesamten Netz wurde der Betrieb zur Sicherheit eingestellt, nachdem zwischen Schaftlach und Lenggries eine Zuggarnitur mit einem Baum kollidiert war. Der Zug wurde ins Bahnbetriebswerk nach Lenggries gebracht und dort abgestellt. Probleme habe es dann aber auch bei der BOB mit dem Schienenersatzverkehr gegeben, weil Bäume die Straßen blockierten. "Es gestaltet sich alles sehr schwierig", sagte BOB-Sprecher Jens Däßler am Dienstagnachmittag, "wir versuchen im Augenblick, alles an Fahrzeugen und Taxis zu bekommen, was wir kriegen können." Das Problem sei nur, "dass die gar nicht bis an die Haltestellen kommen".

Besonders schlimm gewütet hat der Sturm in Geretsried, wo nach Schätzung von Kreisbrandinspektor Christian Sydoriak 30 bis 35 Bäume umgestürzt sind. Glück im Unglück hatten Gewerbebetriebe am Benzweg, wo eine riesige Esche umfiel, aber kein Gebäude traf. Einsatzschwerpunkte in Geretsried waren im Bereich Richard-Wagner-Straße, Pfadfinderheim und Bundesstraße 11. Dort lag ein großer Baum in Bereich der Einfahrt Nord, weshalb die Fahrbahn in südlicher Richtung gesperrt werden musste. Im Ortsteil Ziegelei fiel ein Baum in eine Stromleitung. In Gelting kam es morgens zu einem etwa halbstündigen Stromausfall. Am frühen Nachmittag stürzte eine 62-jährige Frau an der Richard Wagner Straße aufgrund einer Sturmböe. Sie verletzte sich am Bein und musste in die Kreisklinik gebracht werden. Im Brahmsweg und in der Lilienstraße stürzten Bäume auf zwei geparkte Fahrzeuge. Es entstand Sachschaden in Höhe von mehreren tausend Euro. Die Bäume blockierten Fahrbahnen, es kam zu Staus. Die Grundstraße zwischen Geretsried und Königsdorf wurde bis mindestens Mittwochmorgen gesperrt. Schwerwiegend betroffen ist die B 11 zwischen Buchberg und der Einfahrt Geretsried Nord. Im Bereich des dortigen Parkplatzes waren mehrere Bäume auf die Fahrbahn gefallen. Die Fahrspuren Richtung Geretsried mussten gesperrt werden.

Entwarnung wollte die Feuerwehr nachmittags noch nicht geben, nachdem für den Abend noch einmal neue Sturmböen angekündigt waren. Ausgerückt waren bis dahin alle Feuerwehren im Nordlandkreis, allein in Geretsried waren 30 Einsatzkräfte unterwegs. Die Geretsrieder Stadtverwaltung ließ unter Hinweis auf die Gefahr die Radwege im gesamten Stadtbereich sperren. Auch die A 95 war betroffen - dort musste die Münsinger Feuerwehr Bäume vom Standstreifen beseitigen.

Hatte es sich im Südlandkreis morgens noch relativ ruhig angelassen, so mussten die Feuerwehren auch dort im Lauf des Tages ausrücken. Einsatzschwerpunkte waren Mürnsee, Bad Heilbrunn, Ellbach und Bad Tölz selbst, wo ein Baum auf ein Auto stürzte. Zum Glück saß der Eigentümer nicht drin. Die Wolfratshauser Feuerwehr musste mit der Drehleiter zur Geltinger Straße fahren, um Schäden zu beseitigen. Ansonsten gab es r bis Redaktionsschluss hier keine größeren Einsätze.

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