Hurrikan "Gonzalo":Sturm legt S 7 lahm

Trotz Windgeschwindigkeiten bis zu 120 Stundenkilometer gibt es nur wenige Schäden im Landkreis. Am schlimmsten trifft es die Bahnen. Einsatzkräfte müssen hauptsächlich Äste und Bäume von Straßen entfernen

Von Suse Bucher-Pinell, Bad Tölz-Wolfratshausen

Umgestürzte Bäume und Oberleitungsschäden auf Bahnstrecken - im Landkreis hat der Sturm, der am Dienstagabend mit Geschwindigkeiten bis zu 120 Stundenkilometern übers Oberland hinwegfegte, vergleichsweise wenige Schäden angerichtet. Am stärksten traf es die Strecke der S 7. Sie war auch am Mittwoch noch teilweise gesperrt, nachdem die Oberleitung durch umgestürzte Bäume beschädigt worden war. Zwischen Höllriegelskreuth und Wolfratshausen fuhren stattdessen Busse und teilweise auch Großraumtaxen. Vom frühen Nachmittag an war die Strecke nur noch zwischen Baierbrunn und Wolfratshausen gesperrt. Wie lange das andauern wird, war bis Redaktionsschluss noch offen.

Auch auf der Bahnlinie zwischen Tutzing und Kochel am See war der Verkehr wegen Oberleitungsschäden beeinträchtigt. Zwischen Tutzing und Seeshaupt fuhren am Mittwoch noch Busse, Reisende nach Kochel konnten in Seeshaupt in den Zug umsteigen. Erst nach Redaktionsschluss sollte die ganze Strecke am Abend wieder freigegeben werden. Personen wurden bei den Zwischenfällen nicht verletzt, laut eines Bahnsprechers mussten auf den genannten Strecken auch keine Züge evakuiert werden.

Insgesamt 127 durch den Sturm bedingte Einsätze zählte die integrierte Leitstelle Oberland in Weilheim, wo alle Notrufe und Notfallmeldungen der Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau eingehen. Etwa ein Drittel davon, genau 41, entfielen auf den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Zahlreiche örtliche Feuerwehren mussten ausrücken, um Bäume von Straßen wegzuräumen. So zum Beispiel auf der Staatsstraße 2072 bei Unterleiten, der Staatsstraße 2370 zwischen Eurasburg und Wolfratshausen, auf der Töl 22 bei Schwaigwall, der Bundesstraße 13 bei Lenggries-Fall oder der Mautstraße zwischen Walchensee und Vorderriss. Dazu kamen etliche kleinere Einsätze wegen überschwemmter Gehsteige, verschmutzter Fahrbahnen oder anderer Hindernisse auf Straßen.

Hurrikan "Gonzalo": Teilweise gar nichts mehr ging auf der S-Bahn-Strecke von Wolfratshausen nach München. Die Pendler waren auf den Schienenersatzverkehr angewiesen.

Teilweise gar nichts mehr ging auf der S-Bahn-Strecke von Wolfratshausen nach München. Die Pendler waren auf den Schienenersatzverkehr angewiesen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

"Für uns war die Situation nicht dramatisch", sagt Josef Mayr, der stellvertretende Leiter der Tölzer Polizeiinspektion. "In der Nacht ist ja kaum Verkehr." Die Geretsrieder Polizei wurde zu einem Unfall auf der B 11 gerufen, wo ein 48-jähriger Mann gegen 21.35 Uhr auf Höhe Höfen einen auf der Fahrbahn liegenden Baum übersah und über ihn fuhr. Sowohl Fahrer als auch Beifahrer blieben unverletzt, die herbeigerufene Polizei räumte den Baum weg. Eine knappe Stunde später ereignete sich ein ähnlicher Unfall auf der Staatsstraße 2072 im Gemeindegebiet Dietramszell mit einem 41-jährigen Autofahrer aus dem Landkreis Rosenheim. Auch er blieb unverletzt. In Geretsried wurden außerdem in der Altvaterstraße sowie am neuen Platz umgestürzte Bauzäune gemeldet, welche die Polizei wieder aufstellte.

Am Mittwochmorgen waren viele Straßen zwar mit Herbstlaub bedeckt, auch in den Städten und Gemeinden gingen die Menschen auf manchen Gehwegen wie auf einem Laubteppich, auf dem zudem viele abgebrochene Zweige lagen. Es regnete weiter, mal mehr, mal weniger, der Wind war zeitweise so stark, dass aufgespannte Regenschirme ihm kaum standhielten. Auf dem Brauneck zeigte das Thermometer am Nachmittag minus zwei Grad Celsius, am Blomberggipfel minus ein Grad Celsius. Die Wiesen, über die am Sonntag noch Tausende Wanderer spazierten oder in der Sonne Rast machten, sind mit einer dünnen Schneedecke überzogen.

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