Bad Tölz-Wolfratshausen:Streit und Krach am Jahreswechsel

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Anwohner haben das Nachsehen: Schneepflüge schieben die Schneemassen beim Vorbeifahren oftmals hinter parkende Autos. (Foto: Hartmut Pöstges)

In Bad Tölz feuert ein Mann illegale Böller ab, eine junge Frau wird verletzt. In Penzberg werden Polizisten beleidigt, und einigen Geretsriedern gehen wegen der Schneemassen die Nerven durch.

Von Thekla Krausseneck, Bad Tölz–Wolfratshausen

Ungewöhnlich ruhig ist die Silvesternacht im nördlichen Landkreis vorübergegangen. In Bad Tölz indes hatte die Polizei alle Hände voll zu tun. Während dort ein Altkleidercontainer in Brand geriet und die Beamten wegen unerlaubten Waffenbesitzes Ermittlungen einleiten mussten, hatte die Wolfratshauser Polizei keinen Grund zum Ausrücken - abgesehen von einigen Fußgängern, die auf der Bundesstraße 11 in Richtung Geretsried gesehen worden waren, beim Eintreffen der Polizei jedoch schon weg waren. In Penzberg bekamen es Polizisten mit zwei betrunkenen Männern zu tun, die sie wüst beleidigten und mit Mord drohten. In Geretsried machte einem Autofahrer der dichte Nebel zu schaffen, der nicht durch Böller verursacht, sonder witterungsbedingt nach Mitternacht aufkam. Dort rückte die Polizei an Silvester nur ein einziges Mal aus, der Grund war ein Nachbarschaftsstreit. Ein 27-jähriger Mann schlug einen 30-Jährigen - beide aus Geretsried - ins Gesicht; der 30-Jährige wurde mit einer blutende Lippe zur Versorgung in die Wolfratshauser Kreisklinik gebracht. "Für Silvester war es ansonsten total ruhig", sagt Polizeihauptkommissar Lorenz Lunghamer. Man erwarte an diesem Tag eigentlich mehr Vorkommnisse, auch wenn es in den vergangenen Jahren stetig "immer ruhiger wurde bei uns". In der Nacht allerdings musste die Polizei einen Unfall aufnehmen. Im dichten Nebel übersah ein 31-jähriger Mann aus Uffing am Staffelsee fuhr gegen 1.35 Uhr in der Wolfratshauser Straße in Gelting den geparkten Wagen eines 46-jährigen Geretsrieders und fuhr auf ihn auf. Der Uffinger blieb unverletzt, an seinem Fahrzeug entstand ein Schaden von 4000 Euro, an dem geparkten Auto von rund 2000 Euro.

Recht viel zu tun hatte die Polizei in Bad Tölz. Schon gegen 19.30 Uhr geriet ein Altkleidercontainer in der Landrat-Wiedemann-Straße in Brand. Vermutlich hatte ein Unbekannter einen Feuerwerkskörper hinein geworfen. Die Tölzer Feuerwehr löschte den Brand mit zehn Einsatzkräften. Der Container wurde durch die Hitze erheblich beschädigt. Noch ist die Schadenshöhe nicht abzuschätzen. Die Tölzer Polizei bittet unter Telefon 08041/76106-0 um Hinweise aus der Bevölkerung.

Angezeigt wird nach Polizeiangaben ein 32-jähriger Tölzer, der gegen 0.20 Uhr in der Silvesternacht im Oberen Griesfeld extrem laute Feuerwerkskörper gezündet hatte, die in Deutschland nicht zugelassen sind. Eine 16-Jährige aus Flintsbach am Inn war unter den Schaulustigen; die gezündeten Böller verursachte bei ihr ein Knalltrauma, weswegen sie sich selbst in Behandlung begab. Dadurch wurde die Polizei auf die Feuerwerkskörper aufmerksam, unter denen sich auch die nicht erlaubten befanden.

Ebenfalls mit einem lauten Knall wollte ein 32-jähriger Mann das neue Jahr einläuten: Er feuerte am Amortplatz am Rand einer Menschenmenge mit einer Schreckschusspistole in die Luft. Die Umstehenden informierten daraufhin die Polizei. Eine Erlaubnis für die Pistole konnte der Tölzer nicht vorweisen. Auch gegen ihn wird nun Anzeige erstattet. So wie gegen einen 50-jährigen Mann aus Tölz, der in Penzberg Polizisten derbe beleidigte, als diese ihn aus einem Lokal führten. Er wurde in einer Arrestzelle ausgenüchtert.

Dort verbrachte die Nacht auch ein 31-jähriger Mann aus München, der in einer Spielhalle die Gäste belästigt hatte und das Lokal nicht freiwillig verlassen wollte. Als die Beamten ihn nach draußen brachten, beschimpfte er sie wüst als "Schweine" und "Nazis", außerdem drohte er den Polizisten, sie umzubringen. Der Mann musste nach Polizeiangaben wegen seiner starken Gegenwehr gefesselt werden. Bei einer Durchsuchung wurde ein im Hosenbund steckendes, feststehendes Messer gefunden und sichergestellt.

Insgesamt berichtet die Polizei, es sei auffallend wenig Feuerwerk gezündet worden. "In Reichersbeuern war es nicht die Welt", sagt der Tölzer Polizeihauptkommissar Josef Treffer, der im Ort wohnt. "Und in Bad Tölz auch nicht." Diesen Eindruck hatte auch Thomas Kinkal, Löschmeister der Geretsrieder Feuerwehr, die in der Silvesternacht nicht ein einziges Mal zur Hilfe eilen musste. Ob das finanzielle Gründe hatte oder an den starken Schneefällen der zurückliegenden Tage lag, ist unklar. Wegen des Schnees war es in den vergangenen Tagen zu zahlreichen Anrufen bei der Polizei gekommen, weil, so meldet die Geretsrieder Inspektion, "keiner mehr wusste, wohin mit den Schneemassen".

In Gelting eskalierte am Mittwoch gegen 13.15 Uhr beim Schneeschaufeln ein alter Streit: Ein 74-jähriger Geltinger ging mit der Schneeschaufel seinen 26-jährigen Nachbarn an, weil er laut Polizeibericht in dem jüngeren Mann den Schuldigen für die Schneebrocken in seiner Einfahrt gesehen habe. Der Jüngere wurde am Schienbein verletzt; der wütende Nachbar soll zudem eine seiner Plastikboxen mit seinem Wagen überfahren haben. Mehrere Anrufer beschwerten sich bei der Polizei darüber, dass Schneepflüge den Schnee vor ihre Einfahrten geschoben hatten. Ein 56-jähriger Münchner erstattete nach Polizeiangaben sogar Anzeige gegen einen Schneepflugfahrer.

© SZ vom 02.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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