Bad Tölz-Wolfratshausen:Streit um Sanierung des Schulzentrums

Bad Tölz-Wolfratshausen: Das Geretsrieder Schulzentrum muss umfassend saniert werden. Um die Kosten und die Planung wird immer wieder gestritten.

Das Geretsrieder Schulzentrum muss umfassend saniert werden. Um die Kosten und die Planung wird immer wieder gestritten.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Umbau von Gymnasium und Realschule in Geretsried soll fast 38 Millionen Euro kosten - im Kreistag ist der Flächenbedarf umstritten

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Voraussichtlich 37,5 Millionen wird der Landkreis in den Ausbau und die Sanierung des Geretsrieder Schulzentrums (Gymnasium und Realschule) bis zum Jahr 2024 stecken. Angesichts dieser Investitionssumme werden die Stimmen jener Kreisräte immer lauter, die über einen Neubau zumindest ernsthaft nachdenken möchten. Die Kosten für einen solchen Neubau beziffert die Verwaltung aktuell auf etwa 103 Millionen Euro - ohne Grundstück. Im Schul- und Bauausschuss des Kreistags wurden die unterschiedlichen Standpunkte wieder einmal deutlich: Während Landrat Josef Niedermaier (FW) einem Neubau wegen der Kosten eine klare Absage erteilte, warf Robert Lug (ebenfalls FW) die Frage auf, wie Verwaltung und Fachplaner auf 103 Millionen kämen. Keinen Konsens erreichte das Gremium bei der Frage, welchen Flächenbedarf ein neues Schulzentrum tatsächlich hätte.

Wenn es um die Investitionen für das Schulzentrum Geretsried geht, ist mittlerweile eines Programm - egal in welchem Kreis-Gremium darüber diskutiert wird: der Streit um Zahlen, umbaute Flächen, Quadratmeter. Zur Sitzung am Mittwoch hatten Verwaltung und Planer den Auftrag zu ermitteln, wie viel es kosten würde, das Schulzentrum neu zu errichten. Also zogen Hauptamtsleiter René Beysel und Architekt Dieter Kubina die Bestandsfläche von Gymnasium und Realschule, also circa 34 000 Quadratmeter, und errechneten mittels Baukostenindex die Summe, eben 103 Millionen Euro. Das sei falsch, sagte Lug, und fragte nach, wie die Planer auf diese Flächengröße kämen. Er habe die Daten der Architekten verwendet und komme bei seinen eigenen Berechnungen auf etwa 17 800 Quadratmeter. "Und das ist großzügig berechnet", so Lug. Er komme somit auf etwa 40 Millionen Euro für einen Neubau. "Wo sind die Rechenfehler?", wollte der FW-Kreisrat wissen.

Auch wenn Lug in seiner Kalkulation eine Turnhalle nicht berücksichtigt hat, gibt es dennoch eine Diskrepanz. Eine klare Antwort auf die Frage nach den Rechenfehlern gab es in der Sitzung nicht. Landrat Niedermaier beendete den Hickhack, ob nun Turnhalle, Verkehrsflächen und anderes einberechnet worden seien, mit dem Hinweis, dass er nicht glaube, ein Neubau koste weniger als die 103 Millionen Euro. Und das könne sich der Landkreis nicht leisten. Kosteten schon kleinere Gymnasiumbauten 35 bis 40 Millionen. "Und wir brauchen noch eine Realschule und eine Turnhalle." Außerdem passe das Schulzentrum im Großen und Ganzen vom Platzbedarf. Das bestätigten Beysel und Kubina: Löse man vorhandene Räume wie etwa drei 100 Quadratmeter große Sprachlabore auf und ordne alles neu zu sogenannten Lerninseln, könnten die fehlenden sechs Klassenzimmer und ein Fachraum im Bestand geschaffen werden.

Mit dieser Berechnung konnte die CSU-Fraktion ebenfalls nichts anfangen: Nikolaus Trischberger monierte, dass man sich bei der Planung eines Neubaus nicht auf den Altbau beziehen dürfe, der doch nachweislich nicht mehr den Standards und dem vorgeschriebenem Raumprogramm entspreche. "Wir planen doch nicht die alte Schule wieder, sondern eine adäquate neu", betonte der CSU-Kreisrat. Franz Demmel betonte, es wäre die Aufgabe der Verwaltung gewesen, beim Schulzentrum in alle Richtungen zu denken, auch, was in dem Gebäude wiederverwertet werden könnte, etwa beim Brandschutz.

Nach all der Kritik sagte Beysel, er sei "ein bisserl entsetzt". Bei so massivem Dissens wäre doch vorab ein Telefonat angebracht gewesen. Was ihm die Schelte Trischbergers einbrachte, dass der Bauausschuss als demokratisch legitimiertes Gremium durchaus diskutieren dürfe, auch kontrovers. Eine Einigung gab es nicht. Vielmehr mussten sich Beysel und Kubinas Partner, Architekt Manfred Drescher, auch beim nächsten Tagesordnungspunkt Kritik anhören. Beide stellten die abgespeckte Planung für die neue DIN-Zwei-Turnhalle am Schulzentrum vor. Wie hoch die Einsparungen sind, und wie viel geschätzt die Halle kosten wird, konnten beide dem Gremium nicht sagen. Dafür müsse in die vertiefte Planung eingestiegen werden. Das verstand Josef Eichner (BP) nicht. Bei der Entscheidung, ob man eine Dreifach-Halle oder die DIN-Halle baue, seien auch Kostenschätzungen vorgelegt worden als Entscheidungsgrundlage. Er verstehe nicht, warum das nun nicht möglich sei.

Der Kreisausschuss ist jetzt gefragt, über die Generalsanierung des Schulzentrums zu befinden. Gegen die Stimmen von Lug und Demmel empfahl der Bauausschuss, die Generalsanierung bis 2024 voranzutreiben. Außerdem soll der Diskrepanz zwischen den Flächenberechnungen von Lug und Kubina auf den Grund gegangen werden. Wer dies unparteiisch überprüft, wurde jedoch nicht gesagt. Ebenso brachte das Gremium die vertieften Planungen zum DIN-Zwei-Hallen-Bau auf den Weg - gegen die Stimme von Demmel. Der ist der Meinung, dass das Schulzentrum Bedarf an einer Dreifachturnhalle hat. "Besonders angesichts des S-Bahn-Ausbaus und des Zuzugs nach Geretsried", sagte er.

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