Bad Tölz-Wolfratshausen:"Pingpongspiel" um Dreifachhalle

Mit dem geplanten Neubau am Geretsrieder Schulzentrum kommt der Landkreis kaum voran. Das liegt vor allem daran, dass sich Stadt und Sportvereine eine große Mehrzweckhalle mit Tribüne wünschen

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Noch immer keinen Schritt weiter ist der Landkreis, was den Bau einer Dreifachturnhalle am Geretsrieder Schulzentrum angeht. Auch dieses Mal gab es in der Sitzung des Schul- und Bauausschusses des Kreistags lediglich einen Sachstandsbericht - mit der Aussicht auf einen weiteren Workshop Ende November, bei dem die Architekten ihre Planungsvarianten vorstellen sollen. Endgültig über den Neubau beschließen werden Kreisausschuss und Kreistag voraussichtlich bis Februar 2015. Dann könnte mit der Errichtung im März 2016 angefangen werden, fertig wäre die Halle ohne Außensportanlagen Anfang 2018. Ursprünglich war von etwa vier Millionen Euro an Kosten die Rede, mittlerweile sind es knapp 7,2 Millionen.

Schon am 20. Februar 2013 hatte der Kreistag mit 49 zu eins Stimmen den Neubau beschlossen. Die Regierung von Oberbayern hatte den Bedarf noch früher, nämlich im Jahr 2007, anerkannt. Seitdem wird diskutiert : im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, am Schulzentrum Geretsried, in den Sportvereinen und im Geretsrieder Stadtrat. Ab und an werden in den beteiligten Gremien neue Beschlüsse gefasst, was die Fertigstellung des Neubaus stets weiter in die Ferne rücken lässt.

Fortschritte sind schwer zu fassen, was daran liegt, dass sich Geretsried eine Mehrzweckhalle wünscht. Besonders, da die städtischen Pläne für ein großes Sportzentrum auf der Böhmwiese auf Eis liegen. Der Landkreis ist nur verpflichtet, eine Schulsportstätte zu bauen, damit die Schüler an den weiterführenden Schulen in seiner Trägerschaft in Sport unterrichtet werden können. Allein dafür erhält er staatliche Zuschüsse. Die Stadt und vor allem die Sportvereine hätten gerne eine Halle mit Tribüne, in der große sportliche Wettkämpfe oder ähnliche Veranstaltungen stattfinden könnten. Das wiederum bedingt laut der Versammlungsstättenverordnung andere Anforderungen an den Brandschutz oder die Fluchtwege. Ebenso würden sich die Ausmaße der Halle ändern, die etwa für manche sportlichen Wettkämpfe höher als bei einer Schulturnhalle üblich sein müsste. Das kostet Geld, das der Landkreis erst einmal haben muss.

Bad Tölz-Wolfratshausen: Es hat schon einmal einen Workshop zur Dreifachturnhalle im Geretsrieder Schulzentrum gegeben. Wie das Gebäude aussehen könnte, zeigt dieses Modell.

Es hat schon einmal einen Workshop zur Dreifachturnhalle im Geretsrieder Schulzentrum gegeben. Wie das Gebäude aussehen könnte, zeigt dieses Modell.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Geretsrieder Stadtrat hatte im Juli 2014 beschlossen, dass sich die Stadt an dem Einbau einer festen Tribüne oder einer sogenannten Teleskoptribüne beteiligen würde, "sofern die zu errichtende Halle den Vorschriften einer Versammlungsstätte entsprechen würde". Das teilte Geretsrieds Bürgermeister Michael Müller (CSU) am 30. Juli Landrat Josef Niedermaier (FW) in einer Mail mit. Und: "Wir sehen uns momentan nicht in der Lage, eine eigene Halle in dieser Größe und den von den Vereinen gewünschten Umfang zu realisieren." Das ist der Knackpunkt.

Für ihn, sagte Niedermaier, sei diese Aussage so formuliert, als wäre es ein Schlusskriterium, wenn die Halle nicht den Vorschriften einer Versammlungsstätte entspreche. "Das klingt, als ob die Stadt sich dann nicht an der Tribüne finanziell beteiligt." Der Einbau einer Tribüne sei möglich, ohne eine Mehrzweckhalle hinzustellen. Veranstaltungen könnten bis dreimal pro Jahr mit Sondergenehmigung als "seltene Ereignisse" darin stattfinden.

Es könne nicht so schwierig sein, eine gemeinsame Entwurfsplanung auf den Weg zu bringen, sagte Kreisrat Thomas Holz (CSU) in der Sitzung. Bei anderen Projekten sei man auch schnell bei der Sache, spielte er auf das geplante interkommunale Hallenbad in Geretsried an. "Wenn man nur will." Willi Streicher (SPD) machte seinem Unmut über das "ewige Pingpongspiel" Luft. Die Stadt Geretsried solle klar und deutlich sagen, ob sie die Mehrkosten für eine Halle, die als Versammlungsstätte genutzt werden könne, übernehmen werde. Robert Lug, FW-Kreisrat und Geretsrieder Stadtrat, winkte ab: Nach all den Wünschen, die bei diesem Projekt wie eine Flutwelle hereingebrochen seien, habe der Stadtrat gesagt: "Oh Gott, oh Gott, oh Gott." Alles sei gestrichen worden bis auf die Tribüne.

Jetzt sollen die Architekten ran. Der Wettbewerb werde drei Monate dauern, sagte Hauptamtsleiter René Beysel. Im August 2015 könne der Bauantrag eingereicht werden.

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