Bad Tölz-Wolfratshausen:Neue Heimat

Was und wie das Landratsamt für Asylbewerber plant

Von Felicitas Amler, Bad Tölz-Wolfratshausen

"Der Container stiftet manchmal mehr Heimat, als wir uns denken": Thomas Bigl, als Sachgebietsleiter im Landratsamt für Asylbewerber zuständig, erklärt, dass die Mischung von kleinen und großen Unterkünften aus Sicht seiner Behörde gut sei. Für eine traumatisierte Familie sei eine Wohnung, in die sie sich allein zurückziehen könne, wichtig; für andere hingegen ein Zimmernachbar aus demselben Herkunftsland. Das Amt habe sogar die Erfahrung, dass jemand, der aus der großen Bleibe ausziehen durfte, wieder zurück wollte.

Im Landkreis gibt es bisher eine Container-Siedlung für Asylsuchende, in Geretsried. Drei weitere sollen folgen, für eine davon, auf der Flinthöhe, gleich neben dem Landratsamt, sind schon die Container gekauft und herangeschafft. Sie kann aber nicht errichtet werden, weil eine Klage dagegen läuft.

In 13 der insgesamt 21 Landkreis-Gemeinden leben Asylbewerber: drei in Wackersberg, vier in Eurasburg, fünf in Münsing, sechs in Lenggries, sieben in Gaißach, jeweils zehn in Dietramszell und Egling, 22 in Schlehdorf, 31 in Bad Heilbrunn, 40 in Kochel, 50 in Bad Tölz, 84 in Wolfratshausen und 105 in Geretsried. Eine große Schräglage gebe es nicht, findet Bigl. Dass der Landkreis Flüchtlinge nicht auf Dauer nur dezentral würde unterbringen können, sei klar gewesen. "Nur kleinteilig - das gibt der Wohnungsmarkt nicht her", sagt er. Derzeit seien es knapp fünfzig Objekte. Das sei, auch was den Betreuungsaufwand angehe, eine noch zu bewältigende Anzahl. "Hundert dezentrale Wohnungen wären auch hundert Mietverträge, hundert Nebenkostenabrechnungen . . ." Und eben hundert Anfahrten zur Versorgung.

Im Sozialausschuss des Kreistags hatte, wie berichtet, Barbara Schwendner (Grüne) einen Antrag zur Verbesserung der Situation von Asylbewerbern eingebracht. Auf Aufforderung aller Fraktionen einschließlich des eigenen Fraktionskollegen Volker Witte hatte sie diesen zurückgezogen, weil die anderen ihn für unnötig erklärten. Konkrete - allerdings nur mündlich, nicht im schriftlich vorliegenden Antrag vorgebrachte - Ideen wurden nicht diskutiert. Etwa jene, der Landkreis könne selbst Flüchtlingswohnungen bauen, die eines Tages als Sozialwohnungen dienen könnten.

Dem grundsätzlichen Anliegen der Grünen, Aufnahme, Betreuung und Deutschunterricht "zügig und gemeinsam zu klären und zu lösen", wollte der Sozialausschuss nicht per Beschluss zustimmen. Zweiter Landrat Thomas Holz (CSU), der die Sitzung leitete, sagte: "Was das Klima angeht, da sind wir alle gefragt, dass wir dieses Klima in die Gesellschaft hinaustragen." Konrad Specker (Freie Wähler) stimmte zu: Das Klima für die Asylbewerber werde nicht besser, wenn sich Vertreter von Landratsamt, Gemeinden und Sozialausschuss zusammenfänden, wie Schwendner es beantragt hatte. Specker sagte, man könne die Gemeinden, die keine Flüchtlinge beherbergen, nicht dazu zwingen. Und: "Ein jeder Christenmensch muss doch einsehen, dass es wichtig ist, diesen Menschen eine Behausung zu geben."

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