Bad Tölz-Wolfratshausen:Mangel an Sozialpädagogen

Landkreis lockert Förderrichtlinie für offene Jugendarbeit

Von Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Träger der offenen und mobilen Jugendarbeit im Landkreis finden kaum noch Fachkräfte. Sozialpädagogen und Erzieher sind Mangelware, weil viele von ihnen als Asylsozialberater oder als Betreuer von jungen Flüchtlingen arbeiten. Außerdem stieg die Zahl der Kindertagesstätten massiv an. Weil sie fast keine Leute finden, traten die Organisationen und Vereine an das Kreisjugendamt heran und baten darum, die strenge Förderrichtlinie für das Fachpersonal zu lockern. Demnach können sie künftig auch Mitarbeiter einstellen, die keine Fachausbildung absolvierten, aber Erfahrungen in der Sozialarbeit haben und für diese Aufgabe besonders geeignet sind. Der Ausschuss für Jugend und Familie des Landkreises stimmte dieser Änderung in seiner jüngsten Sitzung einstimmig zu.

Ulrich Reiner ist dabei eher ein Getriebener. Die neue Richtlinie hatte der Leiter des Jugendamtes zunächst abgelehnt, "um einen Anreiz zu schaffen, sich anzustrengen und doch Fachkräfte zu finden". Aber dann musste er einsehen, dass diese starre Haltung an der Realität vorbeigeht. Stellen konnten nicht mehr besetzt werden, weil es dafür tatsächlich kein Personal gab. "Viele Erzieher sind vom Markt gefegt", sagte er. Deshalb dürfen die Träger der offenen Jugendarbeit künftig auch Bewerber einstellen, die zum Beispiel eine abgeschlossene Berufsausbildung, aber noch keine Erfahrungen in der Sozialarbeit haben. Nach zweijähriger Beschäftigung könne der jeweilige Träger dann einen Antrag auf Förderung der Stelle einreichen, so Reiner.

Der Ausschuss erkannte außerdem den Bedarf für zwei neue Jugendsozialarbeiter mit je einer halben Stelle an der Mittelschule Lenggries und der Isardamm-Grundschule in Geretsried an. An der Karl-Lederer-Grundschule in Geretsried wird die Stundenzahl für die schon bestehen Schulsozialarbeit von 32 auf 39 Stunden aufgestockt, an der Mittelschule Wolfratshausen von 20 auf 28 Stunden. All dies muss die Regierung von Oberbayern genehmigen. Wie Christian Lösch von der Jugendhilfeplanung erklärte, habe der Landkreis in Lenggries und an der Isardamm-Schule "relativ hohe Fallzahlen". Die Karl-Lederer-Schule habe einen Anteil an Migrantenkindern von 60 Prozent und damit eine so hohe Quote wie keine andere Schule im Landkreis, Wolfratshausen wiederum sei ein Schwerpunkt bei die Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge.

Aus eigenen Mitteln finanziert der Landkreis weiterhin Schulsozialarbeiter mit je einer halben Stelle an der Realschulen Wolfratshausen und Geretsried, neu hinzu kommt Bad Tölz mit ebenfalls einer halben Stelle.

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