Bad Tölz-Wolfratshausen:Leitstelle findet Rettungsfahrzeuge nicht

Technisch eröffnet die neue Rettungsleitstelle in Weilheim ganz neue Möglichkeiten. Doch noch fehlt das Gerät, um sie überhaupt voll nutzen zu können.

Bernhard Lohr

Die Anfang des Monats vollends in Betrieb gegangene Integrierte Leitstelle für die Rettungsdienste (ILS) im Landkreis soll vieles einfacher und besser machen. Feuerwehr und Notarzt sind über eine Notfallnummer - die 112 - erreichbar. Technisch eröffnet die Zentrale in Weilheim ganz neue Möglichkeiten. Doch noch fehlt das Gerät, um diese voll nutzen zu können. Die Fahrzeuge müssen erst mit GPS-Ortungssystemen ausgestattet werden. Wer außerhalb der Praxiszeiten einen Arzt braucht, ohne gleich den Notarzt rufen zu wollen, muss sich weiter eine zweite Nummer merken. Die Kassenärztliche Vereinigung behält die Vermittlung der Bereitschaftsdienste in ihrer Hand.

Bad Tölz-Wolfratshausen: Fünf Bildschirme hat jeder Disponent der neuen Rettungsleitstelle in Weilheim zur Verfügung, um Fahrzeuge zu dirigieren. Doch die sind noch nicht alle mit den notwendigen GPS-Geräten ausgerüstet

Fünf Bildschirme hat jeder Disponent der neuen Rettungsleitstelle in Weilheim zur Verfügung, um Fahrzeuge zu dirigieren. Doch die sind noch nicht alle mit den notwendigen GPS-Geräten ausgerüstet

(Foto: Hartmut Pöstges)

Fünf sogenannte Disponenten nehmen tagsüber in Weilheim die Notrufe an, drei sind es nachts. Sie koordinieren in den drei Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen den Einsatz von 141 Freiwilligen Feuerwehren, vier Werks- und zwei Betriebsfeuerwehren, 18 Rettungswagen, acht Notarztwagen und anderem mehr.

22 Mal wird alleine im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen im Durchschnitt pro Tag ein Notarzt gerufen. 19000 Mal wurde das Bayerische Rote Kreuz (BRK) im Landkreis im Jahr 2009 alarmiert. Friedrich Zeller, Landrat von Weilheim-Schongau, ist Vorsitzende des Zweckverbands, der die Leitstelle Oberland betreibt. Er sagt der technische Aufwand, der betrieben werde, sei enorm; für viele sei das gar nicht erkennbar. Nur mit Hilfe komplexer Software sei das zu leisten.

Diese Software kann mehr als bisher genutzt wird. So sollen künftig die Disponenten am Bildschirm verfolgen können, wo sich die Rettungs- und Notarztfahrzeuge gerade befinden, um diese bei einem Alarm schnell an den Einsatzort lotsen zu können. Bisher geht das nicht, weil die GPS-Geräte, die mehr als ein herkömmliches Navigationsgerät können müssen, in den Fahrzeugen fehlen. Doch die sollen nun schneller als erhofft damit ausgerüstet werden. Die Ski-Weltmeisterschaft, die von 7. bis 20. Februar in Garmisch-Partenkirchen stattfindet, macht es möglich.

BRK-Landesgeschäftsführer Dieter Deinert sagte auf Anfrage, das BRK werde wegen der WM die Ausstattung für sämtliche Notarzt- und Rettungswagen vorfinanzieren, die der Integrierten Leitstelle Oberland zugeordnet seien. Im Endeffekt werde die Ausgabe der gesetzlichen Krankenversicherung als Kostenträger für die Rettungsdienste zufallen.

Bisher wird die GPS-Technik im Rettungsdienstbereich Regensburg eingesetzt. "Das hat in der Praxis sehr viel Sinn", sagte Deinert. So könnte künftig zum Beispiel ein Rettungswagen, der einen Patienten von Wolfratshausen in eine Rehaklinik nach Garmisch-Partenkirchen bringt, dort auch zu einem Verkehrsunfall gelotst werden, wenn es die sonstigen Umstände zulassen.

Die Rettungsdienste wurden bereits im April auf die neue Leitstelle aufgeschaltet. Aus Sicht des Rettungsdienstleiter Anton Gerner vom BRK in Bad Tölz funktioniert die Zusammenarbeit reibungslos. Seit Anfang Dezember werden nun auch die Feuerwehren im Landkreis von Weilheim aus gesteuert. Bis auf Kleinigkeiten habe alles gut funktioniert, sagte auch Kreisbrandrat Karl Murböck.

Die 112 ist die neue zentrale Notrufnummer. Über die 19222 ist die Leitstelle weiter zu erreichen, damit Notrufe nicht ins Leere laufen. Wer außerhalb der Sprechzeit in der Praxis einen Arzt braucht, wählt die kostenpflichtige 01805/191212 der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern. Deren Sprecherin Kirsten Warweg sagte, es wäre nicht sinnvoll, auch diese Vermittlung der Leitstelle zu übertragen. Der Dienst sei etabliert. Mitte kommenden Jahres werde eine neue zentrale Nummer für ganz Deutschland geschaltet. Die Ärztevermittlung soll dann über die 116117 laufen.

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